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Top Secret - Der Verdacht

Top Secret - Der Verdacht

Titel: Top Secret - Der Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Aber das bedeutet nicht, dass ich es dir erlauben werde, die nächsten drei Jahre zu faulenzen. Alle Cherubs sind klug, und wir erwarten, dass ihr euch anstrengt. Kerry wird im nächsten Sommer locker drei Abiturabschlüsse in Fremdsprachen bekommen, aber sie lernt noch für neun Sekundarabschlüsse, und dabei ist sie fast ein Jahr jünger als du.«
    »Ja, aber …«, stammelte James, »ich meine, Kerry ist eine gute Allrounderin. Ich bin total schlecht in allem, wofür man eine Menge lesen und schreiben muss. Sie kann einen Aufsatz in der Hälfte der Zeit schreiben, die ich brauche.«
    »Nun, wenn dir nicht nach weiterer akademischer Arbeit ist, gibt es noch eine andere Möglichkeit.«
    James horchte auf. »Tatsächlich?«
    »Unser Trainingsleiter Mr Pike sucht immer nach Kindern, die bereit sind, ihm bei der Vorbereitung der Rothemden auf die Grundausbildung zu helfen. Besonders jetzt, wo sich Mr Large von seiner Bypass-Operation erholt und Miss Smoke im Mutterschutz ist.«
    »Oh«, machte James, offensichtlich nicht begeistert von Meryls Vorschlag.
    Die Cherubs wurden oft gebeten, beim Training der Jüngeren zu helfen, aber da die Trainer zu den unbeliebtesten Angestellten auf dem Campus gehörten, machte man sich nicht viele Freunde, wenn man ihnen half. Außerdem arbeiteten die Trainer oft genauso hart, wenn nicht sogar härter als ihre Schüler.
    Meryl lächelte. »Wenn du Mr Pike nicht beim Training helfen möchtest, James, dann werde ich dich für ein paar zusätzliche Kurse einschreiben müssen. Ich habe gehört, dass Mr Reddit in Kürze einen neuen Lateingrundkurs anbieten wird, und die Prüfungsvorbereitungskurse für Soziologie und Ökonomie haben erst vor wenigen Wochen angefangen. Wenn du erst mal den Stoff aufgeholt hast, findest du es wahrscheinlich ganz nett.«
    »Nein!«, stieß James hervor. »Vergiss es, Meryl! Du weißt genau, dass ich jede Minute verabscheuen werde. Und Latein? Ich meine, was soll einem das nutzen, es sei denn, man will Lateinlehrer werden?«
    »Wie wäre es dann damit, Mr Pike zu helfen?«
    James betrachtete schmollend sein Frühstückstablett. »Ich schätze, das ist das kleinere von zwei Übeln.«
    »Sehr schön«, fand Meryl. »Du hast heute Nachmittag nach dem Unterricht einen Termin bei Mr Pike.«
    »Aber …«, stotterte James. Der Mut verließ ihn, als er merkte, dass Meryl ihn hereingelegt hatte.
    »Ich war mir sicher, dass du Soziologie und Latein ablehnst«, sagte sie grinsend. »Iss jetzt lieber deine Ladung Fett, bevor sie noch kälter wird.«
    *
    Lauren sollte eine Schule in Brighton besuchen, aber es würde ein paar Tage dauern, bis man einen Platz für sie gefunden hatte, was ihr nicht gerade das Herz brach. Als die anderen Kinder in ihrem Haus gefrühstückt hatten und in die Schule gegangen waren, stieß sie die Tür zu ihrem Zimmer auf und begann, Annas Sachen zu durchsuchen.
    Es war eine erbärmlich kurze Suche. Anna hatte das Boot mit nichts außer den Kleidern am Leib verlassen und in den Wochen seit ihrer Ankunft in Großbritannien lediglich einige wenige Kleidungsstücke und etwas Kleinkram angesammelt.
    Lauren sah sich sorgfältig eine Sammlung von Notizbüchern an, die Anna mit Filzstiftzeichnungen gefüllt hatte. Die Arbeiten waren ordentlich angelegt, zeigten dicke schwarze Konturen, die Flächen waren farbig ausgemalt. Auf manchen Seiten fanden sich Kritzeleien, andere dokumentierten Annas Versuche, Englisch zu lernen. Sie hatte kleinste Bildchen und Zeichnungen angefertigt, mit der englischen Bezeichnung daneben und der phonetischen Umschrift in kyrillischen Buchstaben darunter.
    Nachdem Lauren die Schreibtischschubladen durchsucht hatte, stieg sie in Annas Bett hinauf. Ein kleines Bildchen in einem Plastikschlüsselanhänger klebte am Bettpfosten. Es wies Wasserspuren an den Rändern auf und zeigte Anna in einem Fotoautomaten. Sie war etwa acht oder neun Jahre alt und saß auf dem Knie einer sehr jung wirkenden Mutter. Auf dem anderen Knie der jungen Frau saß ein ernstes Baby mit glattem dunklem Haar und einem Schnuller im Mund.
    In den Unterlagen, die Lauren auf der Fahrt gelesen hatte, hatte sie bereits eine Vergrößerung des Fotos gesehen, aber trotzdem machte es sie traurig, diesen kleinen Erinnerungsfetzen an Annas früheres Leben zu sehen.
    Sorgfältig untersuchte sie Annas Bett, prüfte zuerst das Kissen und ob darin etwas versteckt war, dann die Ränder der Matratze. Außer Staub, Krümeln und einer schmutzigen Socke fand sie ein Bündel

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