Top Secret - Der Verdacht
wissen.«
»Es tut mir leid.«
»Wahrscheinlich ist es zum Teil mein Fehler. Ich hätte dir für den Einsatz ein sauberes Telefon geben sollen. Diese modernen Smart-Phones speichern alle möglichen Daten, selbst wenn man den Speicher gelöscht hat. Lass mich mal überlegen …«
Einen Augenblick später fuhr er fort: »Okay. Wir wollen also, dass Anna Zugang zu deinem Telefon hat, und natürlich wollen wir Wort für Wort aufzeichnen, was sie sagt. Ich gehe in die Stadt und besorge dir ein identisches Telefon als Ersatz, dann sage ich unseren Leuten auf dem Campus, dass sie sich ins Mobilfunknetz hacken und alle deine Gespräche aufzeichnen sollen. Schmutzige Gespräche mit deinem Freund solltest du dir dann allerdings verkneifen.«
»Sehr witzig«, meinte Lauren trocken.
Sie mochte die Arbeit mit John Jones: Manche Einsatzleiter wären jetzt endlos darauf herumgeritten, dass sie den Handyspeicher nicht gelöscht hatte, John dagegen akzeptierte einfach ihre Entschuldigung und machte weiter.
»Ich warte mit dem neuen Telefon in der Bäckerei auf dich, um zwei, ja?«
»Gut«, stimmte Lauren zu. »Aber da ist noch was, worüber ich nachgedacht habe.«
»Was?«
»Angenommen, wir decken diesen Menschenhändlerring auf und bringen die bösen Jungs hinter Schloss und Riegel. Wird man dann Anna ins nächste Flugzeug zurück nach Russland stecken?«
»Annas Zukunft hängt von den Einwanderungsbehörden ab.«
»Ja, aber wenn ich herausfinde, wer sie ist, und sie meinetwegen nach Hause geschickt wird, das … das ist … Ich bin ein Cherub, weil ich Menschen helfen will, aber Anna werde ich nicht helfen, oder?«
John seufzte. »Ich verstehe, was du meinst, aber ich bin nicht sicher, was ich da tun kann.«
»Kommen Sie schon, John«, sagte Lauren. » Cherub stehen so viele Mittel zur Verfügung, da wollen Sie mir doch nicht erzählen, dass Sie es nicht einrichten können, dass man sich um ein einziges kleines Mädchen kümmert?«
John seufzte erneut. »Wahrscheinlich hast du recht. Ich verspreche nichts, aber ich werde mal sehen, was sich tun lässt.«
22
»Das war doch keine Absicht!«, schrie James, als er zwei seiner Klassenkameraden aus der Tür stieß und den Gang hinuntersprintete, weil ihm Kerry auf den Fersen war.
»Du bist tot, Adams!«, tobte Kerry, der zwei kleine Rothemden schleunigst aus dem Weg sprangen.
James raste um eine Ecke, bremste aber ab und fiel in einen flotten Schritt, als er zwei Lehrer aus einem Klassenzimmer kommen sah. Er wollte nicht auch noch wegen Rennens auf dem Gang angebrüllt werden. Auch Kerry wurde langsamer, und die Jagd ging im Schritttempo weiter, bis James die Treppe erreichte, die zu ihren Zimmern führte.
»Komm schon, Kerry!«, verlangte James, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. »Mach doch mal halblang!«
Schnelligkeit war noch nie James’ Stärke gewesen, und Kerry drängte ihn im vierten Stock in die Ecke.
»Du Blödmann!«, schimpfte sie und boxte ihn zweimal kräftig in den Oberarm. »Ich hab auch so schon genug zu tun, ohne wegen dir auch noch nachsitzen zu müssen!«
»Das ist nicht meine Schuld!«, wehrte James sich und rollte die Unterlippe vor, um Kerry seine Verletzung zu zeigen. »Stewart Russel ist voll der Spinner!«
»Das hat damit gar nichts zu tun!«, fuhr ihn Kerry an. »Du hast es wortwörtlich abgeschrieben!«
»Es war nicht exakt Wort für Wort!«
»Mr Norwood hat genau zwei Sekunden gebraucht, um es herauszufinden. Das war das letzte Mal, dass du meine Hausaufgaben abgeschrieben hast, James! Da kannst du betteln, so viel du willst!«
James fuhr sich besorgt mit der Hand durchs Haar, das dringend geschnitten werden musste. »Wie wäre es, wenn wir in mein Zimmer gehen und uns unterhalten?«
»Treib es nicht zu weit!«, knurrte Kerry. »Ich habe noch Unterricht, und du musst noch deine Geschichtsarbeit schreiben.«
»Nee.« James grinste. »Das erledigt Mr Pike für mich, wenn ich Kevin Sumner über die Höhenhindernisse bringe.«
»Genau das ist dein Problem, James«, stellte Kerry fest. »Du versuchst immer nur, zu improvisieren. Ich wette, darum ist auch deine letzte Mission gescheitert.«
James erstarrte. »Wie bitte?«
Kerry wusste, dass James empfindlich war, wenn es um die Untersuchung ging, und erkannte, dass sie zu weit gegangen war. »Vergiss es, James. Das war total blöde.«
»Stuart hat auch so etwas gesagt. Sagen das alle über mich?«
Kerry wandte sich zum Gehen, aber James hielt sie am Arm fest. »Lauf nicht
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