Top Secret - Der Verdacht
einfach so davon!«
»James, ich habe Unterricht!«
»Ich will es wissen, Kerry.«
Sie blickte zu Boden. »Es gibt Gerüchte, dass du dabei gefilmt wurdest, wie du die Wanzen versteckt hast, und dass die beiden MI5 -Agenten deswegen umgebracht wurden.«
»Wer hat dir das erzählt?«
»Ich weiß nicht«, wich Kerry aus. »Das ist nur Campus-Gerede, jeder spricht davon.«
»Glaubst du es?«
»Natürlich nicht.«
»Aber du hast gerade gesagt: Ich wette, darum ist auch deine letzte Mission gescheitert. Das hört sich nicht gerade nach hundertprozentiger Unterstützung an!«
Kerry wand sich. »Das habe ich doch nicht so gemeint.«
James hatte das Gefühl, als hätte er einen Stich ins Herz bekommen. »Wie hast du es denn dann gemeint?«
»Es war … James, ich komme zu spät zum Unterricht.«
Sie wich zurück und lief die Treppe hinunter. Sobald sie außer Sichtweite war, ballte James die Fäuste und spielte mit dem Gedanken, auf die Wand einzuschlagen, aber das hatte er schon einmal ausprobiert und festgestellt, dass es im echten Leben wesentlich mehr wehtat, als wenn Leute es im Film machten.
Er begann, die Stufen zu seinem Zimmer hinaufzulaufen, überlegte es sich jedoch noch vor dem nächsten Treppenabsatz anders. Seit der Nachricht auf seinem Anrufbeantworter vom Samstag hatte er nichts mehr von Ewart gehört, und er wollte wissen, wie es mit der Untersuchung stand.
*
Das Missionsvorbereitungsgebäude war einer der modernsten Bauten auf dem Campus. In Ewart Askers Büro befand sich ein eleganter Ahornschreibtisch, auf dem hinter gefährlich wackelnden Papierstapeln die gerahmten Bilder seiner Familie standen.
»Setz dich«, bot Ewart an und wies James zu den beiden Wildledersofas am Fenster. »Hast du neue Informationen für mich?«
»Ich fürchte nicht«, meinte James und setzte sich. »Ich habe seit ein paar Tagen nichts von dir gehört und habe mich gefragt, was los ist.«
Ewart zuckte die Achseln. »Wir kommen nicht sehr schnell voran.«
»Sollte ich nicht nach London zum MI5 fahren und ihnen noch ein paar Fragen beantworten?«
»Das habe ich abgeblasen«, erklärte Ewart. »Ehrlich gesagt hatte ich eine heftige Auseinandersetzung mit ihnen. Sie wollen, dass du zum dritten Mal nach London kommst und zum dritten Mal dieselbe Zeugenaussage machst. Das zu verlangen macht aus meiner Sicht nur Sinn, wenn sie vorhaben, dir eine Falle zu stellen und deine Aussage unglaubwürdig zu machen.
Unterdessen spielt der MI5 auf Zeit und weigert sich, mir eine große Zahl an Informationen zukommen zu lassen, die ich über Boris und Isla angefordert habe. Also habe ich ihnen gesagt, dass sie erst wieder mit dir reden dürfen, wenn sie sich kooperativ zeigen.«
»Und wie haben sie das aufgenommen?«
»Wie einen Rottweiler im Hühnerstall«, behauptete Ewart. »Der Leiter des MI5 hat zum Telefon gegriffen und sich bei Zara über mein Verhalten beschwert. Dem Nachrichtendienstminister gefällt es überhaupt nicht, dass MI5 und Cherub je ihre eigene Untersuchung durchführen, und er redet davon, einen unabhängigen Ermittler einzuschalten. Aber es geht hier ja schließlich nicht um eine alte Schule oder eine Postniederlassung; man kann nicht einfach einem Außenseiter Einblick in die Geheimdienste geben.«
»Die Sache ist nur die, Ewart, auf dem Campus laufen die Gerüchte heiß, dass ich die Schuld am Tod der beiden Agenten zugeschoben bekomme. Was bedeutet, dass ich entweder bei Cherub rausfliege oder den Rest meiner Zeit mit Rekrutierungsmissionen und lächerlichen kleinen Sicherheitsüberprüfungen verbringe.«
Ewart zuckte mit den Achseln. »Was die Gerüchte angeht, musst du dir einfach ein dickes Fell zulegen. Du weißt doch, wie das läuft. Man fängt mit zwei plus zwei an und nach ein paar Tagen in der Gerüchteküche ist man bei vierhundertfünfzig.«
»Aber selbst Kerry glaubt es. Oder glaubt es zumindest doch halb.«
»Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass diese Untersuchung wahrscheinlich ein paar Monate dauern wird. Die Gerüchte, die du hörst, entbehren jeder Grund lage. Unser Problem ist, dass wir nichts in der Hand haben, abgesehen von Boris’ und Islas Leichen und deiner Aussage.«
»Wie schätzt du die Chancen ein, an das Video von der CIA heranzukommen?«
»Wir tun unser Möglichstes«, meinte Ewart. »Aber das kann Wochen dauern, und es besteht immer ein Restrisiko, dass wir es am Ende überhaupt nicht bekommen.«
James lächelte verlegen. »Glaubst du mir denn, Ewart?«
»Ich
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