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Top Secret - Der Verdacht

Top Secret - Der Verdacht

Titel: Top Secret - Der Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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»Dann wissen Sie also nicht, wo ich bin?«
    »Du schuldest uns Geld, Anna. Du hättest uns früher anrufen sollen. Du hättest nicht weglaufen sollen.«
    »Ich bin nicht weggelaufen«, wehrte sich Anna. »Sie haben mich auf dem Boot zurückgelassen.«
    »Wo bist du, Anna?«
    Lauren schüttelte heftig den Kopf.
    »Wenn du es mir nicht sagst, könnte es sein, dass Georgy hinfällt«, schnurrte Mr Broushka. »Vielleicht greift er auch nach einem Topf mit kochendem Wasser und verbrennt sich.«
    »Ich bin …«, stieß Anna hervor, doch dann ließ sie das Telefon zuschnappen und warf es Lauren zu. Sie sank auf den Boden und begann zu schluchzen. »Sie …«
    »Wer war das, Anna?«
    »Mr Broushka, ein alter Mann, der in unserem Kinderheim kleinere Reparaturen ausgeführt hat. Es war kein Geld da für Instandhaltungsarbeiten, also hat er ausgeholfen, Fenster repariert und Glühbirnen ausgetauscht. Er war immer nett zu den Kindern, nicht wie die Angestellten, die total gemein waren. Manchmal hat er uns sogar warme Kuchen vom Bäcker mitgebracht und billiges Spielzeug für Georgy und die anderen kleinen Kinder.
    Nach einer Weile hat er uns dann von seinem Cousin erzählt, der eine Fabrik in England hat. Er hat gesagt, es sei sehr schwierig, Arbeiter zu finden. Er fragte, ob ein paar von uns Mädchen dort arbeiten wollten. Es klang fast wie ein Scherz, aber wir haben ihn immer und immer wieder danach gefragt und ihn praktisch gebeten, uns Jobs in England zu besorgen, wenn wir älter wären.
    Das ging sehr lange so. Mr Broushka hat dick aufgetragen; er hat uns davon erzählt, wie wir in England in schönen Häusern wohnen und viel Geld haben würden, und dass es viele englische Männer gäbe, die so schöne Mädchen heiraten würden, und dann bekämen wir die britische Staatsbürgerschaft. Eines Abends hat er uns gesagt, dass sein Cousin in der Stadt sei und wir uns mit ihm treffen könnten, wenn wir wollten.
    Zusammen mit acht anderen Mädchen habe ich mich nachts aus dem Heim geschlichen, und wir sind mit dem Bus zum Fluss gefahren. Als wir ankamen, hat uns Mr Broushka befohlen, in einen Lastwagen zu steigen. Ein paar der älteren Mädchen wollten wissen, was das sollte, aber da waren noch mehr Männer – Verbrecher –, und als zwei der Mädchen versucht haben, wegzulaufen, haben sie angefangen, sie zu schlagen und zu treten. Sie haben Baseballschläger hervorgeholt und uns in den Lastwagen getrieben. Sie haben gesagt, dass wir mehrere Tage lang unterwegs sein würden, und wenn eine von uns Ärger machte, dann würden wir …«
    Anna brach schluchzend ab, und Lauren nahm ihre Hand.
    »Die Männer haben gesagt, dass sie uns vergewaltigen würden.«
    *
    James wachte um sechs Uhr morgens auf. Eiskristalle klebten an seinen Fensterscheiben, und aus dem Radio ertönte eine Unwetterwarnung. Er spähte durch die Ritzen in den Jalousien und stellte erfreut fest, dass die Bäume und Rasenflächen des Campus mit einer weißen Raureifschicht bedeckt waren. Das bedeutete, dass er noch eineinhalb Stunden weiterschlafen durfte.
    Er nahm sein Telefon und rief in der Zentrale von Cherub an. »Hi. Ich möchte bitte zu Kevin Sumner im Juniorgebäude durchgestellt werden.«
    Nach drei Klingelzeichen meldete sich ein Junge.
    »Ist Kevin da?«, fragte James.
    »Nee, der ist zum Trainingsgelände.«
    »Jetzt schon?«, stöhnte James. »Aber ich sollte ihn doch erst in einer Dreiviertelstunde dort treffen.«
    »Hm, jedenfalls ist er nicht hier.«
    »Hat er ein Handy?«
    »Ja, aber das liegt hier auf dem Tisch.«
    James schüttelte missbilligend den Kopf. »Hör zu, wenn du Kevin siehst, sag ihm, dass James angerufen hat, um sein Training abzusagen. Bei dem Wetter ist es zu gefährlich, die Höhenhindernisse hinaufzuklettern. Die werden total vereist sein.«
    »Ich sag dir doch, er ist schon weg«, beharrte der Junge.
    »Ja, schon gut. Ich nehme mein Handy mit, wenn er also auftaucht, soll er sich bei mir melden, damit ich nicht den ganzen Weg aufs Trainingsgelände rauslatschen muss, ja?«
    Nachdem er aufgelegt hatte, fragte James sich, ob er sich in der Zeit geirrt hatte. Aber er hatte alles genau mit Kevin auf dem Rückweg von der Krankenstation besprochen und konnte sich genau daran erinnern, sechs Uhr fünfundvierzig gesagt zu haben.
    »Von mir aus, du Knirps«, brummte er. »Dann steh da draußen rum und frier dir ’ne halbe Stunde den Hintern ab, wenn du meinst.«
    Er hörte im Bad die Nachrichten und die Sportmeldungen, während er auf

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