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Top Secret - Der Verdacht

Top Secret - Der Verdacht

Titel: Top Secret - Der Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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gerade mal auf halbem Weg hinunter, da wurde es plötzlich still. Besorgt, was Kevin passiert war, schlug er sich durch fünfzig Meter Unterholz, bevor er die Lichtung erreichte, an der die Seilrutsche endete.
    »Kevin!«, schrie James verzweifelt. »Alles in Ordnung?«
    Viele Kinder verpassten die ersten Male den Absprung von der Seilrutsche. Auch wenn sich die Verletzungen meist auf verstauchte Knöchel und aufgeschlagene Knie beschränkten, rief Kevins Schweigen in James die Vision von gebrochenen Knochen und Gehirnerschütterung hervor.
    »Hier drüben!«, rief Kevin.
    James lief auf den Teich zu. Kevin hatte ein wenig zu spät losgelassen und war mit den Füßen im stinkenden Wasser gelandet. Aber er stand schon wieder und humpelte atemlos auf James zu.
    »Ich habe es geschafft!«, erklärte er grinsend. »Jetzt kann die verflixte Grundausbildung kommen!«
    James wusste, dass noch ein ziemlicher Berg Arbeit vor Kevin lag, denn bei der Grundausbildung wurde erwartet, dass er den Parcours in weniger als drei Minuten schaffte, und das mit einem fünfzehn Kilogramm schweren Rucksack auf dem Rücken. Aber dies war ein Augenblick, um zu feiern, nicht, sich der harten Realität zu stellen.
    »Gut gemacht«, lobte James. »Nicht schlecht. Ich würde sogar sagen, ziemlich beeindruckende Leistung für jemanden, der vor zwei Tagen noch nicht mal von einem einen Meter hohen Fass springen wollte.«
    »Ich will ein Cherub sein«, antwortete Kevin. »Als mich Bruce gestern Abend von der Plattform geschubst hat, hatte ich solche Angst. Ich hab mir glatt in die Hose gemacht.«
    James verzog das Gesicht. »Super.«
    »Aber als ich ins Netz geplumpst bin und hinauf in den Parcours geschaut habe, habe ich auf einmal gedacht: Ist das etwa alles? «
    »Wenn das Wetter besser ist, machen wir den Parcours noch ein paar Mal, damit du dich daran gewöhnen kannst«, bot ihm James an.
    »Es tut mir leid, dass ich bei dem Eis hinaufgeklettert bin«, sagte Kevin. »Aber nach gestern Abend musste ich es einfach tun.«
    »Ich sollte dich melden«, drohte James.
    Kevin sah ihn flehend an. Ihm war klar, dass ihn die Trainer schwer bestrafen konnten, wenn sie erfuhren, dass er James’ Befehle missachtet hatte.
    »Ich werde es diesmal nicht tun«, gab James nach. »Aber du hast ja gesehen, was mit Bruce passiert ist. Ich bin froh, dass du jetzt keine Angst mehr hast, aber es ist gefährlich da oben.«
    »Danke«, meinte Kevin und blickte hoch in den Parcours. »Am ersten Abend habe ich dich und Bruce gehasst, aber ich schätze, ich schulde euch etwas.«
    »Ich hab nur meinen Job gemacht«, erwiderte James fröhlich beim Gedanken an die Plackerei mit der Geschichtsarbeit, um die er soeben herumgekommen war. »Und jetzt bringe ich dich lieber huckepack rüber zur Krankenstation, damit sie dir den Splitter aus dem Hintern ziehen.«

25
    Lauren freute es zwar, dass sie Wichtiges aus Anna he rausbekam, war aber beim Aufwachen schlech ter Laune, weil ihr ein weiterer langweiliger Tag im Aldrington Care Centre bevorstand.
    Ihre Laune wurde noch schlechter, als nach dem Frühstück einer von den Hauseltern in ihr Zimmer kam und verkündete, man habe sie an einer Schule in Burgess Hill untergebracht und gleich morgen früh ginge es los. Die grässliche grüne Uniform und die Tatsache, dass es immer ein Albtraum war, sich an einer neuen Schule einzuleben, wurden noch getoppt von der Information, dass sie um halb sieben Uhr morgens aufbrechen und zu einer zwei Kilometer entfernten Bushaltestelle laufen musste, um von dort fünfunddreißig Minuten mit dem Bus zu fahren.
    »Du klingst, als seist du heute Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden«, stellte John amüsiert fest, als er sie auf dem Handy anrief.
    »Ziehen Sie mich bloß nicht auf«, brummte Lauren, »sonst verliere ich noch die Beherrschung!«
    »Um was geht’s denn?«
    »Um dicke graue Strumpfhosen, einen abgetragenen Pullover mit einem fiesen Riss am Ellbogen und eine Stunde täglich in einem Bus voller fremder Schulkinder.«
    »Pah«, meinte John wegwerfend. »Du kannst von Glück sagen. Als ich zum MI5 kam, haben sie mich eine Herrentoilette in Hampstead Heath überwachen lassen.«
    »Igitt«, machte Lauren und musste lächeln.
    »Du hast nicht gelitten, bevor du nicht eine Woche lang in einem asbestverseuchten Hohlraum herumgekrochen und abends stinkend wie eine öffentliche Toilette heim zu deiner Frau gekommen bist. Kein Wunder, dass ich geschieden bin …«
    »Oh«, fügte Lauren hinzu,

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