Top Secret - Der Verdacht
übertreibt und anfängt, sich für unbesiegbar zu halten.«
»In drei Wochen habe ich ihn hundert Tage lang bei der Grundausbildung vor mir«, meinte Pike grinsend. »Ich schätze, danach wird er diesbezüglich klarere Vorstellungen haben. Der andere Grund, warum ich dich hergebeten habe, ist: Ich wollte dich fragen, ob du uns nicht noch weiter helfen möchtest. Es gibt immer Kinder, mit denen man trainieren muss. Bei Wochenendübungen können wir gut eine zusätzliche Hand gebrauchen, und wenn du uns regelmäßig hilfst, werden wir natürlich dafür sorgen, dass deine eigenen Trainings- und Schulstunden entsprechend gekürzt werden.«
James nickte. »Meryl sagte, ich hätte die Wahl zwischen Aushilfe beim Training oder Paukerei von noch mehr akademischem Zeug. Wenn allerdings meine Suspendierung aufgehoben wird, werde ich wahrscheinlich die meiste Zeit auf Missionen sein.«
Mr Pike war inzwischen vollständig angekleidet, nur die Stiefel fehlten noch. Er ging hinüber zur Kaffeemaschine. »Möchtest du auch einen?«
»Nein, danke.«
»Wie kommt Ewart denn mit der Untersuchung voran?«, erkundigte er sich.
James zuckte mit den Achseln. »Ich war bei Ewart, aber er wird mir nicht sagen, was genau Sache ist. Er meint, es herrsche ein heftiges Gerangel mit dem MI5 . Sieht so aus, als könnte es sich noch Monate hinziehen, und am Ende bin ich derjenige, der den Kopf dafür hinhalten muss.«
»Das würde mich nicht überraschen«, meinte Pike. »Früher waren Ewart und ich mal die besten Freunde.«
»Wirklich? Ich habe Sie nie miteinander sprechen gesehen.«
»Das liegt daran, dass ich ihn nicht ausstehen kann. Ich habe meine Grundausbildung ein paar Monate vor Ewart absolviert. Unsere Zimmer lagen nebeneinander. Ich hatte das Zimmer von deiner Freundin, um genau zu sein.«
James lächelte. »Kerrys Zimmer. Das wusste ich nicht.«
»Wir sind sogar zusammen auf unsere ersten Missionen gegangen. Aber beim dritten Einsatz hat mich Ewart richtig hereingelegt. Wir waren beide dreizehn und noch Grauhemden. Einige unserer Kumpel hatten schon ihr dunkelblaues T-Shirt, und wir beide wurden allmählich nervös. Na ja, genau wie du habe ich es gehasst, Aufsätze und Berichte zu schreiben. Das Einzige, was mich interessierte, waren Mädels, Rugby und Raufereien. Am Ende der Mission bot Ewart großzügig an, meinen Bericht gleich mitzuschreiben. Wir hatten beide gute Arbeit geleistet, aber dann sehe ich ihn zwei Tage später, und er trägt ein dunkelblaues T-Shirt.
Als ich die Berichte gelesen habe, schien es, als wäre alles, was Ewart getan hatte, perfekt gewesen und alles, was ich gemacht habe, bescheuert. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, aber ich konnte mich ja schlecht beschweren, ohne zuzugeben, dass ich meinen Einsatzbericht nicht selbst geschrieben hatte.«
James schüttelte den Kopf. »Schöner Freund.«
»Ich hab Ewart aus seinem Zimmer gezerrt und von einem Ende des sechsten Stocks ans andere getreten, aber der Schaden an meiner Karriere war irreparabel. Ewart war Teil der Elite und wurde auf die besten Missionen geschickt. Ich habe noch achtzehn Monate gebraucht, um mein dunkelblaues T-Shirt zu bekommen, aber ich wurde nie für mehr erachtet als für einen mittelmäßigen Agenten.«
»Kommen Sie jetzt mit ihm aus?«
»Kaum«, erwiderte Pike achselzuckend. »Zara ist eine nette Frau, und als die Kinder getauft wurden, hat sie mich eingeladen. Ich habe meinen besten Anzug angezogen und mich ordentlich benommen, aber Ewart hinterlässt bei mir immer noch einen bitteren Nachgeschmack. Er ist ein schmieriger Wicht, so oder so, und an deiner Stelle würde ich mir Sorgen machen. Ich würde meinen Hintern darauf verwetten, dass das Resultat dieser Untersuchung nicht das Beste für dich oder Cherub ist, sondern das Beste für den verdammten Ewart Asker.«
James war sich nicht sicher, was er glauben sollte. Vielleicht hatte Ewart Mr Pike hereingelegt, aber das musste vor mehr als fünfzehn Jahren gewesen sein, als sie beide noch Kinder waren. Es war kaum Grund genug, zu glauben, dass Ewart dasselbe mit ihm machen würde. Was hätte er schon davon?
»Weißt du was?« Pike lächelte, als er eine blaue Plastikkarte aus seiner Brieftasche zog und sie James reichte. »Die ist für das Missionsvorbereitungsgebäude. Uneingeschränkter Zugang.«
»Was soll ich damit machen?«
»Die Einsatzleiter arbeiten normalerweise nicht sehr lange«, erklärte Pike. »Geh in Ewarts Büro, und sieh dich gut um.«
Zögernd griff
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