Top Secret - Die Mission
ihrer Undercover-Arbeit lautete, dass man nie einem Agenten widersprach, um seine Geschichte nicht zu ruinieren.
»Du bist auch ganz schön muskulös, James«, fand
Robyn, während sie weitere Blütenblätter über seinen Kopf streute.
Wenn James noch nicht mit Robyn geknutscht hatte, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis er es tat, und Lauren war der Meinung, dass sie sich übergeben würde, wenn sie das mitansehen musste. Sie überlegte, ob sie zu Kyle hinübergehen sollte, aber seine neuen Freunde waren wesentlich älter, und sie hatte das Gefühl, dass ihre Anwesenheit ihnen unangenehm gewesen wäre.
»Tja, sieht nicht so aus, als ob hier viel los wäre«, meinte Lauren, warf den Kopf zurück und ließ sich die warme Sonne aufs Gesicht scheinen. »Ich glaube, ich gehe zum Haus zurück und sehe fern oder so.«
»Ich hab gesehen, dass du vorhin Sandwiches gemacht hast«, sagte James. »Ich schätze, es ist zu viel verlangt, uns ein paar davon zu bringen?«
»Da hast du recht. Es ist zu viel verlangt«, gab Lauren angesäuert zurück. »Bis später, Leute!«
Ein wenig niedergeschlagen wandte sie sich um und machte sich langsam auf den Heimweg. Es schien, als hätten James und Kyle tatsächlich Kontakt zu den Leuten gefunden, während sie sich nur Blasen an den Füßen geholt hatte.
Kyle hatte das Gefühl, bei Tom und Viv Carter auf etwas gestoßen zu sein. Die beiden Brüder waren siebzehn und neunzehn Jahre alt, dunkelhaarig
mit Bartstoppeln und gebaut wie Backsteinklos. Sie sahen aus und klangen wie rüpelhafte Privatschulschnösel, aber man musste nicht tief schürfen, um auf eine viel exzentrischere Seite von ihnen zu stoßen.
Er war eine Stunde zuvor buchstäblich in die beiden hineingelaufen, als sie vor dem Pub im Dorf aus einem rostigen MG-Sportwagen stiegen. Sie wurden sofort als Protestler erkannt und von einer Gruppe Einwohner angemacht, die im Biergarten saß. Vivs Reaktion darauf war, sich vornüberzubeugen, die Shorts herunterzuziehen und sich auf den behaarten Hintern zu klopfen. Kyles Lachen hatte das Eis gebrochen, und als sie das Protestgelände erreichten, unterhielten sie sich schon angeregt.
Zumindest Viv unterhielt sich angeregt. Tom schien der bedächtigere Bruder zu sein, er war siebzehn und hatte soeben seinen Abschluss am College von Bristol gemacht. Er war gewöhnlich gekleidet, gab sich normal und sagte nicht viel, doch wenn er es tat, dann lohnte es sich, ihm zuzuhören. Viv war das genaue Gegenteil, Student an der Universität von Avon mit blonder Strähne im Haar und einem Zungenpiercing. Er war ziemlich überdreht und liebte es, andere Leute mit seinen Worten zu schocken.
Als die drei im Gras zwischen dem Raps saßen, flocht Kyle ein paar vorsichtige Fragen in Vivs aufgedrehtes Gerede ein, das vom Hundertsten ins Tausendste
kam und von Scott-Walker-CDs über Barcelona zu einem Green-Day-Konzert waberte, bei dem er in eine Kloschüssel gefallen war.
Kyle wollte herausfinden, wie die beiden Brüder die Sache mit dem Tierschutz sahen und stellte fest, dass sie ziemlich radikale Ansichten vertraten. Sie fanden es beide in Ordnung, jemanden umzubringen, wenn dadurch viele Tiere gerettet werden konnten, doch zugleich schien Tom die Angriffe auf die Mitarbeiter von Malarek Research für keine gute Idee zu halten, weil ihnen das schlechte Publicity einbrachte.
Zehn Minuten nachdem Kyle gesehen hatte, wie Lauren durch die Hecke verschwunden war, gesellte sich ein merkwürdiger Typ in Armeejacke zu ihnen. Sein Name war George. Er war Mitte zwanzig und sah Kyle finster an, bevor er wissen wollte, wer er war.
»Kyle ist koscher«, behauptete Viv. »Er ist gerade zusammen mit Ryan Quinn ins Dorf gezogen.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass Quinn Kinder hat«, sagte George überrascht.
»Er ist nicht mein Vater«, erklärte Kyle. »Meine Mum hat was mit ihm angefangen, als er im Knast war.«
Viv ließ sein Maschinengewehrlachen hören. »Deine Mum muss ganz schön einen an der Waffel haben, wenn sie mit einem Kerl zusammenzieht, der gesessen hat.«
»Und wenn schon«, gab Kyle zurück. »Wer kann sich denn seine Eltern aussuchen?«
»Quinn ist ein bewundernswerter Mann«, erklärte George salbungsvoll. »Er hat die Undercover-Operationen praktisch erfunden, und Zebra 84 war legendär.«
»Alle lieben den großen Quinn«, tönte Viv. »Aber er hätte die Reihen geschlossen halten sollen. Die Zebra-Allianz ist ein Witz. Eine Bande halbherziger, Bildzeitung lesender Weicheier,
Weitere Kostenlose Bücher