Top Secret - Die Mission
drin?«, fragte Kyle Viv, als der sich einen Kanister mit blauer Flüssigkeit über die Schulter hängte.
»Industrieller Farblöser, extra stark«, antwortete Viv. »Stark ätzend, leicht entzündlich. Löst sekundenschnell Farbe von Metallflächen. Außerdem bringt er bestimmte Kunststoffe zum Schmelzen, zum Beispiel die, aus denen Autositze bestehen. Pass bloß auf, dass du nichts davon auf die Haut bekommst.«
»Okay, Leute«, rief die Frau mit dem Walkie-Talkie. »Ich habe gerade das Startsignal bekommen! Die Bullen sind alle in Kampfmontur aufgereiht, und unser Späher berichtet, dass der Affenlaster von der Autobahn abgefahren ist. Viel Glück, und denkt an
unsere goldene Regel: Im Zweifelsfall rennen wie der Teufel!«
Ein paar der Aktivisten jubelten laut, Viv stieß ein typisch großspuriges Trillern aus, und die Leute begannen, sich von der Scheune aus in alle Richtungen zu zerstreuen. James und Kyle joggten hinter Tom und Viv her, doch plötzlich verstellte George ihnen den Weg.
»Ich werde Mittwochabend mit dem Komitee über dich sprechen«, drohte er Viv sauer. »Du bist ein Abtrünniger, und ich muss befürchten, dass deine Einstellung der Allianz ernsthaften Schaden zufügen wird.«
Viv hob die Hand, als ob er George eine verpassen wollte. »George, du bist ein langweiliger, ängstlicher, pedantischer kleiner Trottel. Mir ist völlig egal, was du sagst oder tust, Hauptsache, du bleibst mir vom Leib.«
»Wir werden ja sehen, ob das Komitee genauso darüber denkt«, gab George arrogant zurück, bevor er aus Vivs Reichweite sprang und dabei über die eigenen Füße stolperte.
»Du solltest dich vorsehen«, warnte Tom seinen Bruder beim Weiterlaufen. »Das Komitee liebt Georgieboy, und wenn du nicht aufpasst, schmeißen sie dich aus der Allianz.«
»Ich bin Anarchist«, erklärte Viv wegwerfend. »Ich hätte mich gar nicht erst auf etwas einlassen sollen, das ein Komitee hat.«
Die vier Jungen liefen etwa einen halben Kilometer hinter den Hecken entlang, bis sie zu einer schlammigen Hofeinfahrt kamen, an der drei Mannschaftswagen der Polizei und zwei weitere Autos geparkt waren. Auf dem Hinweg hatten sie bereits das Terrain sondiert und wussten, dass dort keine Polizisten waren.
James war total aufgeregt, als sie ihre Deckung verließen.
»Vive la révolution!«, schrie Viv und holte weit mit dem Hammer aus, um ihn auf einen Polizeiwagen krachen zu lassen.
James widmete sich einem BMW von der Autobahnpolizei und hieb ihm mit dem ersten Schlag den Außenspiegel ab, bevor er die Seitenfenster einschlug. Dann schlug er drei Mal auf die Windschutzscheibe ein, konnte jedoch gegen das gehärtete Glas nichts ausrichten.
»Mach dich mit dem Spray ans Wageninnere!«, rief Tom, der mit Kyle zusammen das Auto daneben demolierte.
James nahm den Kanister von der Schulter, hielt die Sprühdose durch eines der zerschmetterten Fenster und weichte das Wageninnere ein. Danach besprühte er die weiße Karosserie mit der Flüssigkeit. Während er zusah, wie sich die Farbe auf seinem Zielobjekt in Tausende kleine Bläschen auflöste, konnte er hören, wie entlang der Straße andere Aktivisten Autos zerschlugen.
Er wollte noch einen letzten Spritzer in den Kofferraum sprühen, doch da sonderten die sich auflösenden Plastikteile im Inneren ekelhafte graue Dämpfe ab, die durch die zerbrochenen Fensterscheiben drangen und ihm die Luft nahmen.
Als er vor dem Gestank zurückwich, ertönte in einem Auto direkt hinter ihm ein metallischer Knall, und ein Feuerstoß ließ die hinteren Türen auffliegen.
»Großer Gott!«, stieß James hervor, hob schützend die Arme vor den Kopf und prallte beim Zurückweichen mit Viv zusammen.
»Ist das nicht himmlisch?« Viv grinste.
»Was zum Teufel war das?«, rief James und versuchte, mit der Hand den Rauch wegzuwedeln, der von allen Seiten auf ihn eindrang.
Viv hielt ihm die Antwort in Form einer kleinen Papprolle entgegen.
»Feuerwerkskörper«, erklärte er und drückte James einen in die Hand. »Ich dachte, das könnte der Sache hier etwas mehr Schwung verleihen.«
James kämpfte mit dem beißenden Rauch in seinen Augen und versuchte, einen Hustenanfall zu unterdrücken, als er einen Polizisten über den Grünstreifen auf sich zurennen sah.
»Du musst ihn wegwerfen«, befahl Viv.
Fast zu spät erkannte James durch den Rauch und den Lärm um ihn herum, dass der Feuerwerkskörper in seiner Hand bereits brannte. James warf ihn
so weit wie möglich, er segelte über die
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