Top Secret - Die Mission
ihm.
»Du bist erst seit knapp einem Monat an dieser Schule«, meinte Snow, beugte sich über den Schreibtisch und legte die Fingerspitzen aneinander. »Zwei derartig eklatante Fälle von Schwänzen in dieser kurzen Zeit sind absolut untragbar!«
James war das völlig egal, da es für Zara in Ordnung war. Doch um ihre Tarnung aufrechtzuerhalten, mussten sie so tun, als seien sie eine ganz normale Familie.
»James hatte es sehr schwer, sich bei uns im Dorf einzugewöhnen«, erklärte Zara. »Und die SMS gestern kam von seinem großen Bruder, der in einer Beziehungskrise steckte.«
Mr Snow schenkte ihr ein besserwisserisches Lächeln. »An dieser Schule werden die Handys während des Unterrichtes ausgeschaltet - wie an jeder anderen Schule auch, die ich kenne. Solltest du, James, aus einem dringenden Grund den Unterricht verlassen müssen, dann ist die korrekte Vorgehensweise, dass jemand die Schulsekretärin anruft und sie dich aus deiner Klasse holt. Sie wird dann mit
einem Kollegen von der Schulleitung sprechen und die entsprechende Genehmigung einholen, dass du die Schule verlassen darfst. Ist das klar, James?«
»Ja Sir.« James nickte.
»Ich weiß, dass du neu bist, und mir ist durchaus bewusst, dass ein Eingewöhnungsprozess für jeden schwierig ist. Aber : Bei Schulschwänzern kennen wir kein Pardon, und ich kann nicht zulassen, dass deine Mitschüler dich ungestraft davonkommen sehen. Deshalb schlage ich vor, dich für die letzten drei Tage des Schuljahres vom Unterricht zu suspendieren.«
James musste sich schwer beherrschen, um nicht zu grinsen. Er hatte befürchtet, nachsitzen zu müssen, aber eine Suspendierung passte hervorragend. Besonders bei so schönem Wetter.
»Wollen wir hoffen, dass du im September mit einer angemesseneren Einstellung in die Schule zurückkommst. Mit der zehnten Klasse beginnen die Vorbereitungen auf die Abschlussprüfungen; ich muss also nicht extra betonen, dass das ein sehr wichtiges Schuljahr für deine Ausbildung wird.«
Mit breitem Grinsen strebte James neben Zara aus dem Schulgebäude zum Parkplatz, riss sich die Krawatte vom Hals und schwenkte sie über dem Kopf. Wenn sich die Mission noch weitere sieben Wochen hinzog, bestand die Gefahr, dass er wieder in die Schule musste, doch im Augenblick sah es nicht danach aus.
»Und Lauren muss noch drei Tage in die Schule«, freute sich James. »Sie flippt aus, wenn sie hört, dass ich suspendiert worden bin.«
»Versuch mal, etwas weniger zufrieden und eher wie ein normales Kind auszusehen, das gerade ernsthafte Schwierigkeiten bekommen hat«, seufzte Zara. Sie mochte James, aber gelegentlich war er ein wenig zu sehr von sich eingenommen.
James wusste, dass Zara recht hatte, und benahm sich, aber da waren sie sowieso schon fast bei dem Minivan angelangt.
Auf dem Heimweg klingelte Zaras Telefon. Sie sah zur Mittelkonsole, dann fiel ihr ein, dass ihr Handy in der Tasche der Leinenjacke steckte, die sie auf die mittlere Sitzbank gelegt hatte.
»Gib mir das doch bitte mal«, bat sie James, der neben ihr saß.
James langte zwischen den Sitzen hindurch und griff nach dem Telefon. Es klingelte mittlerweile seit Ewigkeiten, daher ging er lieber gleich dran.
»Telefon von Zara.«
Es war Ewart, ihr Mann.
»Augenblick«, bat Zara, als sie den Hörer nahm. »Ich halte an.« Sie telefonierte nicht gerne beim Fahren, daher fuhr sie rechts ran.
»O Gott, er ist also da«, sagte sie und ein Zittern schlich sich in ihre Stimme. »Und? Sind es gute Nachrichten oder …? Ja, du Idiot, natürlich will ich, dass du den Umschlag aufmachst!«
James hatte zwar keine Ahnung, worum es ging, aber er lauschte fasziniert.
»Mein Gott! Ich kann es nicht fassen«, stieß sie hervor. » Yes !«
Erschrocken sah James, wie sie aufgeregt auf ihrem Sitz herumrutschte und ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Chance habe, in meinem Alter und mit zwei kleinen Kindern … Und wann ist es dann so weit?«
Nach einer weiteren Minute beendeten Zara und Ewart das Gespräch mit einigen Liebeserklärungen.
»Bist du wieder schwanger?«, fragte James und reichte ihr ein Taschentuch aus dem Handschuhfach.
Zara kicherte schniefend. »Nein. Nun … ich denke, nach dieser Vorstellung hast du eine Erklärung verdient, aber bitte erzähle davon nichts auf dem Campus. Du darfst es ehrlich gesagt nicht mal Lauren und Kyle erzählen.«
James versuchte, so cool wie möglich zu bleiben, aber er platzte vor Neugier, Zaras
Weitere Kostenlose Bücher