Top Secret - Die Mission
Rucksack zu. »Setzt euch beide hin, das Gesicht zur Tür, und zieht euch bis auf die Unterhose aus. Versucht nicht, uns anzusehen, wenn ihr nicht einen Tritt in den Hintern haben wollt.«
Es war etwas schwierig, sich in dem Lieferwagen auszuziehen, der im dichten Stadtverkehr ständig hielt und wieder anfuhr. Die Frauen durchsuchten ihre Taschen und drehten jedes Kleidungsstück auf links, bevor sie es beiseite warfen. Die Jungen
konnten nicht nach draußen sehen, aber als sie den Befehl bekamen, sich wieder anzuziehen, hatten sie das Stadtzentrum auf jeden Fall hinter sich gelassen und fuhren mit hoher Geschwindigkeit eine freie Straße entlang.
Nach etwa einer Viertelstunde bog der Lieferwagen von der Straße ab und hielt nach einigen Kurven, Schlenkern und dem Geräusch von aufspritzendem Matsch unter den Reifen an.
Eine der Frauen warf Kyle und James Augenbinden zu. Nachdem diese fest zugebunden waren, wurden die Jungen über einen unbefestigten Weg in einen Raum geführt, in dem ihre Schritte widerhallten.
Die Augenbinden wurden ihnen runtergerissen, und erst nach einer halben Minute hatten sich James’ und Kyles Augen an das grelle Licht gewöhnt. Sie schienen sich in einem modernen Bimssteingebäude mit Betonfußboden und riesige Oberlichtern zu befinden. James nahm an, dass es sich um ein Fabrikgebäude handelte.
Die drei Frauen waren überdurchschnittlich groß, aber nicht sonderlich beeindruckend. Sie trugen Hosen und Stiefel, und bevor sie den Jungen die Augenbinden abgenommen hatten, hatten sie sich Sturmhauben übergezogen. Erschrocken stellte James fest, dass die Frau in der Mitte eine Pistole auf seine Brust richtete.
»James, Kyle«, begann die Frau, deren Stimme einen leichten amerikanischen Akzent hatte. »Vielen
Dank, dass ihr gekommen seid. Es tut mir leid, dass wir so mit euch umspringen müssen, aber die Polizei und die Geheimdienste sind extrem scharf darauf, Gruppen wie unsere aufzudecken, daher müssen wir alle möglichen Schutzmaßnahmen ergreifen, um unsere Identität zu verbergen. Ihr könnt mich bei unseren Treffen Jo nennen, auch wenn das nicht mein richtiger Name ist.«
James und Kyle bekamen von einer der anderen Frauen jeweils eine kleine Flasche Mineralwasser gereicht. Im Lieferwagen war es stickig gewesen, und die Jungen öffneten die Flaschen sofort und tranken gierig, ohne jedoch die Pistole aus den Augen zu lassen.
»Ihr seid also von der AFM?«, erkundigte sich James.
»Ein paar von uns haben in der Vergangenheit unter diesem Namen Aktionen durchgeführt«, sagte Jo. »Aber wir haben uns weiterentwickelt. Wir bauen eine neue Organisation auf, die Animal Freedom Army. Wenn ihr wirklich die Sache der Tierbefreier unterstützen wollt, dann ist dies hier wahrscheinlich die Chance eures Lebens, tatsächlich etwas zu bewirken.«
»Ist es eigentlich notwendig, mit der Waffe auf uns zu zielen?«, erkundigte sich Kyle nervös. »Vielleicht habe ich zu viele Filme gesehen, in denen Menschen aus Versehen erschossen wurden, aber das macht mich echt nervös.«
»Das dürft ihr nicht so ernst nehmen. Man hat eure Schwester sagen hören, dass ihr beide schwarze Gürtel in Karate habt, dritter Dan«, erklärte sie. »Betrachtet es als Kompliment. Ich halte die Waffe nur, weil ihr beide uns in einem Kampf wohl besiegen könntet.«
»Könntest du sie dann bitte wenigstens auf den Boden richten?«, fragte Kyle.
James meinte den Hauch eines Lächelns unter der Sturmhaube erkennen zu können, als sich der Lauf der Waffe senkte.
»Euer Stiefvater, Ryan Quinn, hat gut daran getan, Zebra 84 immer als kleine Gruppe zu führen. Für eine Organisation, die sich gegen die Regierung stellt, ist das Rekrutieren neuer Mitglieder immer der gefährlichste Teil. Je weniger man rekrutieren muss, desto länger bleibt man voraussichtlich im Geschäft. Aber natürlich hat diese Vorgehensweise auch Nachteile.«
»Ohne Mitglieder kann man nicht allzu viel tun«, warf James ein.
»Exakt.« Jo nickte. »Wir gehören zu einer neuen Organisation, deren Ziel es ist, die Grenzen für die Tierbefreiungsbewegung weiter auszudehnen. Wir planen gerade etwas absolut Spektakuläres. Wahrscheinlich wird es der ausgefeilteste Überfall in der Geschichte der Bewegung überhaupt. Dazu brauchen wir ein paar fitte junge Leute wie euch, und wenn wir Erfolg haben, helft ihr dabei, unserer Sache
eine nie da gewesene weltweite Publicity zu verschaffen.«
»Und wie sieht der tolle Plan aus?«, fragte James frech, obwohl
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