Top Secret - Die Mission
nur so konnte sie eine Aufnahme vom Inneren des Transporters machen, wenn sich seine Hecktüren öffneten.
Sie stellte den Videomodus an der kleinen Kamera ein, setzte sie auf einen Ast und band sie mit der kurzen Griffleine fest. Dann huschte sie schnell zu ihrem ursprünglichen Versteck zurück und holte eine winzige Fernbedienung hervor.
Als Erster kam James ein paar Minuten später aus der Scheune. Er zog seine Jogginghose herunter und pinkelte an die Scheunenwand. Die anderen liefen inzwischen schon zur Rückseite des Lieferwagens.
Jo öffnete die Hecktüren und Lauren drückte auf den Startknopf der Fernbedienung.
»Na, das sieht ja gemütlich aus«, scherzte James beim Einsteigen in den Laderaum. Kissen und Sitzsäcke lagen auf dem blanken Metall. Es gab keine Fenster an den Seiten oder in der Tür, also würden sie nicht wissen, wohin die Fahrt ging, doch der Wagen hatte zuvor einer Sicherheitsfirma gehört, und man hatte die Notausstiegsklappe im Dach herausgenommen, um Licht und frische Luft hineinzulassen.
Der einzige andere Typ im Laderaum hatte es sich bequem gemacht, sich bis auf die Shorts ausgezogen und räkelte sich auf zwei Sitzsäcken. Er schien etwa zwanzig Jahre alt zu sein.
»Ich bin Jay«, sagte er und begrüßte die vier Neuankömmlinge Faust auf Faust. Jo schlug die Türen zu, und im Laderaum wurde es finster.
Nachdem es sich alle bequem gemacht hatten, legte Jay das Weiße Album der Beatles auf und bot ihnen Cola und Mineralwasser aus einer Kühltasche an.
»Seid froh, dass ich für Musik gesorgt habe«, sagte er grinsend. »Ich musste fast Krieg führen, um die Anlage hier reinzubringen - ich hab den Mädels gesagt, dass ich auf keinen Fall vier Stunden in einem Transporter sitze und die Metallwände anstarre.«
»So lange kann kein Mensch lesen«, meinte Kyle. »Schon gar nicht bei dem Licht.«
In dem großen Laderaum hatten die fünf Jungs genügend Platz, um sich auszustrecken, und James machte es sich auf einem großen Kissen bequem, den Kopf an ein kleineres gelehnt. Der Gedanke an die nächsten achtundvierzig Stunden machte ihn nervös, doch Tom, Viv, Jay und Kyle begannen, sich angeregt zu unterhalten, und es fiel ihm schwer, sich nicht von der Aufregung darüber anstecken zu lassen, dass sie auszogen, um ein Abenteuer zu erleben.
Das einzige Problem war, dass sie mitten im Hochsommer in einer schlecht belüfteten Metallschachtel saßen. Noch bevor sie die Autobahn erreicht hatten, waren alle Jays Beispiel gefolgt und hatten sich bis auf die Shorts ausgezogen.
Lauren ließ dem großen Lieferwagen fünf Minuten Zeit, aus der Umgebung der Scheune zu verschwinden, bevor sie die Kamera holte und über die Felder zum Cottage rannte, wo Zara bereits am Küchentisch mit aufgeklapptem Laptop wartete.
»Und? Was hast du?«
»Ich habe Fotos gemacht«, stieß Lauren hervor. »Aber was noch wichtiger ist: Ich habe eine von ihnen erkannt! Adelaide Kent, mit der wir Meatball gerettet haben! Dabei schien sie so sanftmütig zu
sein, wie sie mit den Hunden umgegangen ist und ihre kleinen Schwestern ins Bett gebracht hat …«
»Du solltest doch am besten wissen, dass man Menschen nicht nach dem ersten Eindruck beurteilen kann«, mahnte Zara, während sie Laurens Kamera an den Laptop anschloss. Sie kopierte das Material auf die Festplatte und schickte es per E-Mail an CHERUB, bevor sie sich die Aufnahmen selbst ansah.
»Spiel mal den Film ab«, verlangte Lauren. »Ich wüsste gerne, ob man im Inneren des Transporters irgendwas erkennen kann.«
Auf dem Bildschirm öffnete sich der Windows Media Player. Die ersten paar Sekunden des Films waren verschwommen, weil sich die kleine Kamera erst von dem reflektierenden Sonnenlicht auf der Rückseite des Transporters auf den halbdunklen Innenraum einstellen musste.
Danach sah man Beine und Hintern, als die Jungen in den Laderaum kletterten, doch nachdem sie es sich auf den Kissen bequem gemacht hatten, erkannte Lauren doch etwas, das hilfreich sein konnte.
»Das ist Jay«, sagte sie und tippte auf den Bildschirm. »Adelaides Freund.«
»Kannst du dich an seinen Nachnamen erinnern?«
Lauren nickte. »Buckle, soweit ich weiß.«
»Gut gemacht, Lauren. Hoffentlich können wir uns mithilfe der Namen und der Fotos von der mysteriösen Jo ein Bild von der AFA machen.«
Ryan, der sich angewöhnt hatte, den ganzen Morgen im Bett zu verbringen, kam in einer gestreiften Pyjamahose in die Küche.
»Morgen«, murmelte er und nahm eine Packung
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