Top Secret - Die Mission
mussten im Haus etwas installieren, und kurz darauf wurde Viv gebeten, ihnen dabei zu helfen. Somit hatten James, Kyle und Tom Zeit, auf dem einsamen Gehöft herumzustreifen und sich zu fragen, auf was sie sich wohl eingelassen hatten.
»Scheint, als seien wir hier weit ab von jeglicher Zivilisation«, bemerkte Kyle.
Die Sonne ging unter, und ihr Blick schweifte über heidebewachsene Hügel und felsige Berggipfel in der Ferne.
»Ziemlich raue Gegend«, fand James. »Was schätzt du, wo wir sind? Schottland?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob wir so weit gefahren sind«, entgegnete Kyle. »Vielleicht Nordengland. Northumberland oder so was in der Richtung.«
Als James sich umdrehte, sah er Mark - alias Kennet
Marcussen - armwedelnd durch das hohe Gras auf sie zusteuern.
»Kommt zurück!«, rief er. »Wir warten alle auf euch!«
Er führte sie in ein großes Esszimmer mit gewölbter Decke und dunklen Flecken an den Wänden, wo vor vielen Jahren einmal Bilder gehangen hatten. An einem Ende des Zimmers war eine Art Fernsehstudio aufgebaut worden, mit Kameras auf fahrbaren Stativen, großen Studioleuchten und einem Pult zur Videobearbeitung.
Das Bühnenbild bestand aus einem blassblauen Hintergrund, vor dem zwei moderne schwarze Sessel und in der Mitte ein mannshoher Käfig standen. Dieser war mehr zur Show als zur sicheren Verwahrung gedacht, er hatte verchromte Gitterstäbe, und innen baumelte ein Halsband.
Am anderen Ende des Zimmers stand Jo vor einem großen Flipchart, auf dem sie die genauen Details der Operation notiert hatte. Alle versammelten sich um sie, und Viv stellte sich zu James, Kyle und Tom. Er hatte mittlerweile einen schicken Anzug mit einer offensichtlich teuren, dazu passenden Krawatte an.
»Hast du dich entschlossen, Jo zu heiraten?«, fragte Tom feixend.
»Sieht gut aus, was?«, meinte Viv. »Ich hatte gerade ein Testshooting. Ich werde die Show moderieren.«
»Was für eine Show?«, wollte Kyle wissen.
Doch bevor Viv antworten konnte, klatschte Jo in die Hände. Sie wirkte verschwitzt, als ob sie schwere Sachen geschleppt hätte, und wie üblich beulte ihr eine Waffe den Hosenbund aus.
»Darf ich um Aufmerksamkeit bitten!«, rief sie streng.
Während es im Raum still wurde, zählte James elf Leute, außer ihm und Kyle.
»Okay«, begann Jo. »Danke, dass ihr alle gekommen seid. Es tut mir leid, dass die Fahrt für einige von euch unter so würdelosen Bedingungen stattgefunden hat, doch für das Gelingen dieser Operation ist es unerlässlich, dass wir in aller Heimlichkeit agieren. Ich muss sicher niemanden daran erinnern, während unseres Aufenthaltes hier keinem Menschen, den ihr nicht schon kennt, eure Nachnamen oder andere persönliche Daten zu nennen.
Der Start von AFA vor ein paar Tagen hat sich als Erfolg erwiesen. Laut den neuesten Nachrichtenmeldungen ist der Zustand von Clyde Wainwright immer noch kritisch, und es ist unwahrscheinlich, dass er seinen Posten als Vorstandsvorsitzender von Malarek UK wieder aufnehmen kann. Doch die Allgemeinheit schenkt unserer Botschaft immer noch keine Beachtung. Die Rettung von Tieren verdient heutzutage nicht mal mehr eine Meldung in den Nachrichten, und selbst die spektakulärsten
Fälle von Sachbeschädigung werden kaum noch wahrgenommen.
Unsere Gesellschaft kümmert sich herzlich wenig um Religion und noch weniger um die Politiker und Geschäftsleute, die sie regieren. Doch an einer Personengruppe hat die Öffentlichkeit immer noch großes Interesse: Prominente.
In weniger als zwölf Stunden werden wir einen prominenten Gast in unserem Käfig am anderen Ende dieses Zimmers haben, und unsere höchsteigene Fernsehsendung geht live ins Internet.«
Jo wirkte selbstzufrieden, als sie innehielt, um die Spannung zu steigern. »Für vierundzwanzig Stunden wird in diesem Raum das sensationellste Medienevent stattfinden, das je von Tierbefreiern durchgeführt wurde.«
Jo beugte sich vor, riss das erste Blatt vom Flipchart ab und zeigte einen DIN-A3-großen Schnappschuss eines Mannes, den jeder sofort erkannte.
»Kameraden«, rief Jo grinsend. »Darf ich euch unseren Stargast vorstellen, den prominenten Restaurantleiter und Fernsehkoch Nick Cobb!«
31
Nick Cobb stand vor dem Spiegel in seiner Garderobe. In dem fensterlosen Raum gab es ein pastellrosa Sofa von 1985, und der abgenutzte Teppich wies glänzende schwarze Trittspuren auf. Cobb konnte sich noch an die Zeit erinnern, als die Sachen alle neu waren, und es deprimierte ihn, dass der
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