TOP SECRET - Die Sekte
James.
Lauren rieb sich die Augen. »Der arme Mann, der da unten verbrannt ist«, schniefte sie, wie betäubt von dem, was geschehen war. »Und in dem Hubschrauber, der explodiert ist, müssen noch viel mehr Menschen gewesen sein!«
James nahm sein Funkgerät und rief: »Chloe?« »Wo seid ihr?«, keuchte sie sichtlich geschockt. »Habe ich da eben recht gesehen?«
»Uns blieb keine Zeit, in die Tunnel zu gehen, wir sind immer noch im Bildungszentrum, und ja, da ist einer der Hubschrauber explodiert.«
»Ich habe es ihnen gesagt!«, schrie Chloe. »Ich habe es ihnen verdammt noch mal gesagt! Seid ihr in Ordnung?«
»Lauren ist ziemlich geschockt, aber wir sind alle heile.«
»Die anderen drei Helikopter landen gerade hier in der Nähe«, sagte Chloe. »Ich habe eine Krankenschwesterausbildung. Es gibt bestimmt Verletzte, ich muss ihnen helfen.«
Der Hochgeschwindigkeitskatamaran war wohl einmal das Spielzeug eines reichen Mannes gewesen, jedenfalls konnte sich Dana nicht vorstellen, dass eine Frau Millionen für so einen Unsinn ausgeben würde. Andererseits war sie von dem Katamaran insgeheim aber auch angetan, von den makellosen, verchromten Toilettenbecken bis hin zu den weichen Ledersofas und der kompakten Küche, in der es mehr Spielereien und blinkende Lichter gab als in einem Spaceshuttle.
Am beeindruckendsten war die Isolierung. Auch wenn sie sich Indonesien mit hundert Stundenkilometern näherten, wobei die beiden Turbinen eine zehn Meter lange Wasserwand aufwarfen, spürte man, sobald man die dreifach verglaste Tür zum Achterdeck hinter sich schloss, lediglich gelegentlich einen Ruck, wenn der Katamaran auf eine große Welle traf.
Es war jetzt 20:40 Uhr, und Dana war sicher, dass ASIS keine Ahnung hatte, wo sie war. Damit blieb es an ihr allein hängen, binnen der nächsten rund dreieinhalb Stunden die Crew zu überwältigen und die Kontrolle über das Schiff zu übernehmen.
Jetzt zählte jeder Schritt. Sie sah in die Küchenschubladen, öffnete auf der Suche nach Waffen alle Schränke und studierte die Einrichtung des Schiffes genauestens, um zu wissen, welche Türen wohin führten und wie sie ihre drei Mitreisenden am besten voneinander trennte, damit sie jeden der drei einzeln überwältigen konnte. Nina und Eve würden wahrscheinlich keine großen Probleme darstellen, vorausgesetzt, Dana konnte
sie überraschen. Aber Barry war ein anderes Kaliber. Er war groß und stark, besaß auf jeden Fall eine gute militärische Ausbildung, und er hatte bewiesen, dass er mit der Pistole, die in seiner Shorts steckte, auch töten würde.
»Hallo? Hörst du uns zu?«, fragte Nina.
Dana hatte nachgedacht und schreckte durch die Bemerkung auf. Sie sah aus dem Ledersessel hoch und tat, als ob sie gähnen müsste. »Tut mir leid … ich bin nur etwas müde.«
Nina nickte verständnisvoll. »Es war ein langer Tag. Ihr Mädchen könnt in eine der Kabinen gehen und euch etwas hinlegen, sobald wir unsere Einsatzbesprechung geführt haben.«
»Das klingt gut«, meinte Dana. »Machen wir die Besprechung jetzt gleich?«
Nina nickte. »Wir können es gleich hinter uns bringen.«
Dana stand auf und ging die fünf Schritte zu dem runden Tisch in der Kombüse. Eve saß schon dort, und Dana setzte sich neben sie, während Nina einen Rucksack aufzog und eine aufgerollte Karte herausnahm.
»Haltet mal die Ecken«, befahl sie, als sie die Karte ausrollte.
Es war eine maßstabsgetreue Zeichnung, die nur die Umrisse einer zerklüfteten Küste mit gigantischen LNG-Silos und dem Flüssiggasterminal dahinter zeigte. Eine lange Pier ragte ins Meer hinaus und an ihrem Ende lagen zwei identisch geformte Supertanker.
»Die Karte ist eigentlich selbsterklärend«, meinte Nina. »Entscheidend für den Erfolg der Mission sind Position und Zeitpunkt der Explosionen. Mit dem Dingi fahren wir bis auf zweihundert Meter an die Tanker heran. Um keinen Lärm zu machen, werden wir den Motor abstellen und das letzte Stück rudern, und zwar bis hierhin, unter der Pier, mit einem Tanker an jeder Seite. Ihr nehmt euch jede einen Tanker vor. Ihr bringt die Haftladungen im Bugbereich der Schiffe an, zwei Meter unter der Wasseroberfläche und etwa achtzehn Meter auseinander. Die Geräte sind so konstruiert, dass sie ein paar Sekunden vor der Detonation die äußere Hülle durchstoßen und den wasserdichten Raum zwischen den beiden Tankerhüllen mit explosivem Gas füllen. Die Explosion müsste stark genug sein, den Bug der Schiffe
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