TOP SECRET - Die Sekte
gebraten, gefrostet, halb ertränkt und angeschossen worden, sie hatte achthundert Seiten über Computer-Hacking gelesen, Russisch gelernt und war von einem sadistischen Ausbilder mit der Nase in Kotze getunkt worden. Dennoch hatte sie nur ein paar Missionen vorzuweisen, und die waren im Sande verlaufen oder doch nur mäßig erfolgreich gewesen.
Jetzt konnte Dana beweisen, dass sich das alles gelohnt hatte. Sie spürte, dass sie die ganzen letzten acht Jahre ihres Lebens darauf hingearbeitet hatte, was in den nächsten paar Stunden geschehen würde.
Chloe saß in einem Wagen am Straßenrand. Zwei Kilometer vor ihr erstrahlte ruhig die Arche. Nichts deutete auf den bevorstehenden Aufruhr hin. In neun Minuten sollte der Hubschrauberangriff beginnen. Sie hielt ein Satellitentelefon ans Ohr und konnte ihren Gesprächspartner kaum verstehen, weil seine Stimme durch den Hubschrauber übertönt wurde, der noch dreißig Kilometer entfernt war, aber schnell näher kam.
»Warum hören Sie mir nicht zu?«, schrie Chloe. »In der Arche befinden sich über hundert Kinder. Ich habe dort zwei Undercover-Agenten, die eindeutig ein größeres Waffenarsenal gesichtet haben.«
»Wir sind uns durchaus im Klaren, wie die Arche aufgestellt ist, Miss«, gab der Einsatzleiter herablassend zurück.
»Dieser Angriff ist sorgfältig geplant worden. Wir trainieren seit zwei Monaten dafür.«
»Sie hören mir nicht zu!«, schrie Chloe mit wachsendem Ärger. »Ich habe Grund zu der Annahme, dass Joel Regan tot ist. Ihr Angriff erfolgt zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Die Arche wurde abgeriegelt und die Survivors befinden sich in höchster Alarmbereitschaft.«
»Nun, mir liegen keinerlei derartige Informationen vor …«
»Doch! Die liegen Ihnen vor, ich sage es Ihnen gerade!«
»… von glaubwürdigen Quellen«, fügte der Kommandeur säuerlich hinzu. »Wir sind für diesen Angriff ausgebildet. Wir sind eine Eliteeinheit. Ich kann ja verstehen, dass Sie sich Sorgen um Ihre Undercover-Agenten machen, aber der Plan wurde vom Premierminister genehmigt.«
Chloe stöhnte auf. »Ist irgendjemand von ASIS bei Ihnen im Hubschrauber?«
Der Einsatzleiter schien nur zu froh, Chloe endlich loszuwerden, und reichte das Telefon wortlos weiter.
»Wer genau sind Sie?«, wollte der ASIS-Mitarbeiter wissen.
Chloe hatte nicht die Absicht, die Existenz von CHERUB einem Hubschrauber voll Militärs zu verraten. »Ich bin auf besonderen Befehl des britischen Geheimdienstes hier«, erklärte sie. »Ich habe zwei Agenten in der Arche, die mir erzählen, dass Eleanor Regan
Waffen an alle fähigen Erwachsenen ausgeteilt hat. Wenn Sie die Arche heute Nacht angreifen, werden Sie sich wesentlich - ich wiederhole - wesentlich stärkerer Gegenwehr gegenübersehen, als Sie erwartet haben.«
»Miss«, sagte der ASIS-Beamte entschieden. »Mir ist nichts bekannt von einem Undercover-Einsatz in der Arche und wir können die Aktion zu diesem Zeitpunkt nicht abbrechen. Wenn Sie noch Kontakt zu Ihren Undercover-Beamten haben, dann raten Sie ihnen, irgendwo Zuflucht zu suchen. Wenn Sie der Meinung sind, dass wir uns unangemessen verhalten, dann können Sie nach der Aktion eine offizielle Beschwerde einreichen.«
»Arschloch!«, stieß Chloe hervor, die die Geduld verlor. »Ich hoffe nur, Sie leben noch lange genug dafür!«
Chloe beendete das Gespräch und warf das Telefon auf den Beifahrersitz. Sie stöhnte auf und griff dann nach einem Funkgerät, das auf der Klappe des Handschuhfachs lag.
»James, hörst du mich?«
»Laut und deutlich. Was ist los? Rücken sie immer noch an?«
»Sieht so aus«, sagte Chloe. »Punkt acht. Wie sieht es bei euch aus?«
»Gleichbleibend«, erwiderte James. »Eleanor hat über die Lautsprecheranlage verkündet, dass Joel Regan gestorben ist und dass wir uns gegen einen möglichen Angriff der Teufel verteidigen müssen. Hier haben alle aufgerüstet
und laufen rum wie Action Man persönlich. Wenn sie die Hubschrauber hören, werden sie glauben, es sei die verdammte Apokalypse!«
»Was für Waffen seht ihr?«
»Hauptsächlich Automatikwaffen«, antwortete James. »Kalashnikovs, M16-Karabiner. In den Türmen gibt es auch schwerere Geschütze: Zwanzig-Millimeter-Kanonen und Panzerabwehrgranaten.«
»Wo seid ihr jetzt?«
»Wir sind in einem Klassenzimmer im ersten Stock des Bildungszentrums für Erwachsene. Rat hat uns hierher geführt, weil es leer steht. Seit es keine Besucher mehr in der Arche gibt, haben sie hier alles
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