TOP SECRET - Die Sekte
glaube, Melanie und Chrissie hatten an ihrer früheren Schule einen gewissen Ruf hinsichtlich solch unschöner Vorfälle wie diesem. Ich denke, es wird dir guttun, mit einem unserer studentischen Berater zu sprechen.«
Lauren nickte.
»Okay.« Der Direktor lächelte. »Lass uns diese schwierige erste Woche abschreiben und Montag kannst du noch einmal ganz von vorne anfangen, ja?«
Lauren nickte. »Vielen Dank, Sir.«
»Nur aus Neugier: Wo hast du gelernt, so zuzuschlagen?«
»Bei meinem Vater«, log Lauren. »Er war ein Karatemeister an der Uni. Er hat uns alle drei unterrichtet, seit wir klein waren.«
13
Den Rest des Tages verbrachte Lauren an einem Schreibtisch im Korridor vor den Büros der Oberstudienräte. Sie machte sich Sorgen, was Abigail und John sagen würden, wenn sie herausfanden, was sie getan hatte, aber je länger sie darüber nachdachte, desto mehr war sie der Meinung, dass ihr Handeln der Mission wahrscheinlich keinen bleibenden Schaden zugefügt hatte.
Zur Mittagszeit durfte sich Lauren mit James und Dana an ihrem üblichen abgeschiedenen Platz treffen. Auf dem Weg lief sie einem halben Dutzend ihrer Klassenkameraden in die Arme, die auf einmal alle auf ihrer Seite waren.
»Die fette Kuh hat es echt verdient, Lauren.«
»Kannst du mir nicht ein paar deiner Tricks beibringen?«
»He, kleiner Tiger«, rief einer der Jungen grinsend. »Du darfst mich jederzeit aufmischen, Lauren.«
Die Gruppe lachte, und Lauren lächelte zurück, doch im Grunde war sie ziemlich angewidert. Keiner von ihnen hatte ihr geholfen, als sie nur die mickrige Neue gewesen war, aber jetzt, wo sich das Kräfteverhältnis verschoben hatte, wollten sie sich einschleimen. Sie konnte nicht widerstehen, den Jungen, der sie kleiner Tiger genannt hatte, böse anzusehen.
»Hast du nicht eines von meinen Bonbons gegessen?«
Der Junge wurde nervös. Es war ihm klar, dass es zu nichts Gutem führen würde, wenn er sich mit einem kleineren Mädchen anlegte, das ziemlich heftig zuschlagen konnte.
»Das war doch nur ein Scherz, Lauren … Du weißt schon … Ich hab ja nie mitgekriegt, wie schlimm die beiden es getrieben haben.«
»Ich sag dir was, Kleiner«, meinte Lauren und kehrte ihren Londoner Akzent hervor. »Du bringst mir Montag eine Packung Bonbons mit und wir vergessen das Ganze, okay?«
»Ja«, willigte der Junge ein. »Keine Sorge. Mach ich.«
Als Lauren wegging, zogen ihn seine Kumpels auf. »Mann, ich hoffe, du vergisst es. Ich würde zu gerne sehen, wie dich das kleine Mädchen fertigmacht.«
Lauren ging zu dem Platz, an dem sie sich immer mit James und Dana traf. Die saßen im Gras und aßen eins von Abigails irren Sandwiches.
»Oh Mann, oh Mann.« James feixte. »Ich habe schon gehört, was passiert ist. Und ich dachte, ich sei der Gewalttätige in der Familie.«
Lauren wies zornig mit dem Finger auf ihn. »Halt bloß die Klappe, James! Ich bin nicht in der Stimmung für so etwas!«
»Was hast du gekriegt?«, fragte Dana.
»Nichts«, erwiderte Lauren. »Ich muss nur eine schriftliche Entschuldigung schreiben und nach der Schule hierbleiben, um eine dämliche studentische Beraterin zu treffen.«
Die Beraterin war sechzehn, hatte schulterlanges blondes Haar und war ein wenig pummelig, ohne dass man sie hätte fett nennen können. Nach vier Tagen in der North-Park-Schule konnte Lauren ein Mitglied der Survivors auf den ersten Blick erkennen.
Es gab jede Menge Hinweise. Dazu gehörten nicht nur die schäbige Uniform und fehlende Markenklamotten, die Sektenmitglieder hatten auch eine ganz bestimmte Körpersprache: einen wiegenden Schritt und ein Auftreten, als seien sie etwas glücklicher, als ein Kind es in einem Schulkorridor normalerweise ist.
»Hi«, sagte das Mädchen und reichte Lauren die Hand. »Du musst Lauren Prince sein. Ich bin Mary.«
Lauren hatte fast den ganzen Tag an dem Schreibtisch im Korridor verbracht, daher war sie froh, von dort wegzukommen.
»Nun? Wie funktioniert das hier?«, erkundigte sich Lauren auf dem Weg zu einem leeren Klassenzimmer.
»Ich bin dir als Beraterin zugeteilt worden«, erklärte
Mary. »Wenn du in der Schule oder auch zu Hause irgendwelche Probleme hast, über die du vertraulich mit jemandem sprechen möchtest, dann bin ich immer für dich da.«
»Vertraulich - heißt das, du darfst den Lehrern nicht erzählen, was ich gesagt habe?«
»Ganz genau«, erwiderte Mary, die ununterbrochen lächelte.
»Und wenn ich dir sage, dass ich jemanden umgebracht
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