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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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uns
wohnt.«
    Andre entschuldigte
sich gähnend. Als er schließlich so erschöpft war,
daß er nicht mehr richtig arbeiten konnte, gab er es auf und
vertraute sich seinem Vater an. Der war mächtig stolz auf
seinen Sohn und stimmte seiner Tätigkeit zu. Von da an wandte
Andre seine ganze Zeit an die Untergrundarbeit. Es war der
eigentliche Beginn seiner Geheimdienstlaufbahn.
    Als er eines Nachts
zur Scheune kam, waren keine Juden da. Statt dessen tauchten nach
einer Weile Robert Proust und Jacques Granville auf; sie waren
aufgeregt und ängstlich.
    »Man hat mich
gewarnt«, stieß Jacques hervor. »Die Deutschen
haben uns in den letzten Tagen beobachtet.«
    »Verdammt!«
    »Ich bin
überzeugt, sie warten nur noch ab, um uns auf die Spur zu
kommen und dann unsere gesamte Untergrundbewegung auszuheben. Das
ist unsere einzige Chance davonzukommen.«
    »Abhauen?«
    »Ja«,
sagte Robert bebend. »Wir müssen sofort fliehen. In
Blois haben sich schon alle verkrümelt. Ich habe ein paar
Sachen für dich eingepackt.«
    »Aber ich
muß Papa auf Wiedersehen sagen!«
    Jacques packte ihn an
den Schultern und schüttelte ihn.
»Nein!«
    »Ich
muß.«
    »Es könnte
deinen Vater in die Geschichte hineinziehen, wenn du ihn noch
einmal triffst. Wir schicken ihm später eine
Nachricht.«
    »Wer hat uns
verpfiffen?«
    »Franzosen«, zischte
Jacques Granville erbost. »Franzosen, die den Deutschen in
den Hintern kriechen. Und die französische Polizei macht
gemeinsam mit den Deutschen Jagd auf uns.«
    »Diese
Schweinehunde …«
    »Komm, Andre,
wir müssen weg.«
    *
    In jener Nacht flohen
sie bis Tours und wurden dort von Mitgliedern der
Untergrundbewegung in einer Mansarde versteckt. Am nächsten
Morgen erfuhren sie, daß gegen sie und die restlichen Leute
aus der Blois-Gruppe eine große Fahndung lief. Jede Nacht
wechselten sie ihr Versteck und warteten auf Hilfe der
Untergrundbewegung. Nach einer Woche suchte sie ein grauhaariger
alter Mann namens Duval auf.
    »Wir haben jetzt
einen sicheren Fluchtweg für euch - bis Bordeaux. Unsere Leute
dort geben euch Papiere und Atteste, die euch als lungenkrank
ausweisen. Mit den Tbc-Bescheinigungen könnt ihr zu einem der
Kurorte am Fuß der Pyrenäen reisen.«
    Er breitete auf dem
klobigen Tisch eine Karte aus, blinzelte und fuhr mit dem Finger
die spanische Grenze entlang.
    »Hier ist es,
Cambo. Dort werdet ihr Verbindung mit einem Bergführer
aufnehmen können, der euch nach Spanien
hinüberbringt.«
    »Und
weiter?«
    Duval zuckte die
Achseln. »Ich kann euch nur einen einzigen Namen nennen:
Miß Florence Smith von der britischen Botschaft in Madrid.
Vermutlich gehört sie zur Abteilung MI-5 des britischen
Nachrichtendienstes. Etlichen Leuten von uns hat sie geholfen, nach
Französisch-Nordafrika zu kommen.«
    Duval gab ihnen Geld.
»Tut mir leid, daß wir keine Papiere für euch
haben, ihr müßt sehen, daß ihr in Bordeaux welche
bekommt. Es wird eine anstrengende Reise. Ihr müßt bei
Nacht marschieren und euch von dem ernähren, was ihr auf den
Feldern findet. Und vergeßt nicht: Die Schurken in Vichy sind
um nichts besser als die im besetzten Frankreich.«
    »Wir schaffen es
schon«, sagte Jacques, aber seine Stimme klang nicht
besonders überzeugt.
    »Heute abend
komme ich wieder und zeige euch den Weg. Und vor allem, Jungs,
möchte ich euch danken für das, was ihr getan habt. Ich
bin Jude. Ihr habt meine ganze Familie über den Cher gebracht.
Der Himmel weiß, was mit ihnen geschehen wäre, wenn sie
drüben hätten bleiben müssen.«
    *
    Zwei Monate
später kamen Andre Devereaux, Robert Proust und Jacques
Granville in Cambo an der französisch-spanischen Grenze an -
abgerissen, halb verhungert und ohne einen Pfennig Geld.
    Vor ihnen ragte die
gewaltige Sperrkette der Pyrenäen auf.

 
    69
    In Cambo verlebte
Andre Devereaux seinen einundzwanzigsten Geburtstag. Er hatte sich
einen Bart stehenlassen, einen recht hübschen Bart, der ihn
viel älter
machte.             
    Robert Proust hatte
sich unterwegs als der Schwächste von ihnen erwiesen; er
ermüdete rasch, verlor leicht den Mut und klagte ständig
über Hunger. Dagegen hielt Jacques Granville, der
Älteste, sie nach Kräften bei Laune. Er war der geborene
Bonvivant. Selbst unter diesen jämmerlichen Umständen
fand er überall eine Schlafgefährtin, auf Heuböden,
auf offenen Feldern, in den Kellern der Bauernhäuser. Wenn es
galt, eine Frau aufzutreiben - Jacques trieb sie auf.
    Hinter den
Pyrenäen lag Spanien,

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