Topas
und von dort führte vielleicht ein
Weg zu den vichytreuen Truppen des Admirals de St. Amertin
in Casablanca.
Sie waren überzeugt, daß diese Truppen eines Tages von
Vichy abfallen und gegen die Deutschen kämpfen
würden.
In London gab es eine
andere Gruppe von Franzosen. General Pierre La Croix, den sie
über Geheimsender im Radio gehört hatten, hatte Vichy und
das Regime Petain verurteilt und einen Teil der französischen
Besitzungen zu seinem »Komitee für die Verteidigung des
französischen Weltreichs« zusammengeschlossen. Sie
nannten sich »Freies Frankreich« oder auch
»Kämpfendes Frankreich«.
Ohne Frage besaß
Pierre La Croix für die drei jungen Franzosen die
größere Anziehungskraft, aber nach London zu gelangen
schien ihnen unmöglich, und so waren Casablanca und Admiral de
St. Amertin ihr Ziel.
Cambo war
überfüllt mit Lungenkranken aus ganz Europa. Nun hatten
sie zwar alle drei falsche Atteste, die sie als Tbc-Kranke
auswiesen, aber auf diesen Trick waren schon so viele von ihnen
verfallen, daß sie mit ihrer Entdeckung rechnen
mußten.
Eine Woche lang
versuchten sie vergeblich, irgendeine Verbindung aufzunehmen Ihr
Geldbeutel war leer, und ohne Führer war es unmöglich,
das Gebirge zu überqueren. Verzweifelt ging Andre in eine
Kirche und vertraute sich im Beichtstuhl dem Priester
an.
»Vater«,
sagte er, »ich bin mit zwei Kameraden in Cambo, und wir
versuchen, nach Spanien zu entkommen.«
»Warum?»
«Um für
Frankreich zu kämpfen.«
»Warum flieht
ihr? Die Wahrheit.«
»Die Deutschen
suchen uns, weil wir Juden geholfen haben, nach Vichy-Frankreich zu
entkommen.«
»Ja, davon haben
wir gehört. Es kann sich nur noch um ein oder zwei Tage
handeln, bis die Polizei euch hier sucht. Ihr müßt aus
Cambo verschwinden.«
»Bitte helfen
Sie uns. Wir haben kein Geld.«
»Das ist eure
Sache.«
»Aber
Vater…« sagte Andre empört und
fassungslos.
»Ich habe genug
von kriminellen Elementen, die sich hierher nach Cambo
flüchten.«
»Vater! Wir sind
doch keine kriminellen Elemente!«
»Wer mit dem
Gesetz in Konflikt gerät, ist kriminell. Entweder seid ihr bis
morgen aus Cambo verschwunden - oder ich melde euch der Polizei
«
»Vater! Wir sind
Franzosen!»
«Gehen
Sie.«
Wie betäubt
verließ Andre die Kirche und lief zu seiner Unterkunft. Er
keuchte die Treppe hinauf und öffnete die Tür.
»Der Priester
droht uns mit einer Anzeige.« Robert Proust zitterte, setzte
sich hin und weinte. »Nun hör schon auf, Robert«,
herrschte Jacques ihn an. »Gott, es ist nicht zu fassen
… dieses Schwein … dieses Schwein!«
In diesem Augenblick
hörten sie lautes Klopfen. Entsetzt sahen sie auf.
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Andre öffnete die
Tür. Vor ihnen stand ein kräftiger kleiner Mann, der wie
ein Akademiker wirkte.
»Ich bin Dr.
Aumont«, stellte er sich vor, »Leiter eines
Sanatoriums. Darf ich eintreten?« Der seltsame Besucher sah
sie einen nach dem anderen an. »Jungs, ihr wollt türmen,
stimmt's?«
Schweigen.
»Keine
Angst«, sagte Dr. Aumont, »ich will euch nicht der
Polizei ausliefern.«
Jacques
schüttelte den Kopf, aber Andre gab es zu: »Wozu
lügen, Jacques? Ja, wir wollen fliehen.«
»Aus welchem
Grund?«
»Wir stammen vom
Cher. Unsere Untergrundgruppe hat Juden nach Vichy
geschleust.«
»Dann braucht
ihr euch keine Sorgen zu machen. Ich leite hier in Cambo einen
Ring, der sich um Flüchtlinge kümmert. Wir haben einen
Fonds eingerichtet, mit dem wir unseren Leuten helfen, sich zur
kämpfenden Truppe durchzuschlagen.«
Andre lehnte das
Gesicht gegen den Fensterrahmen; die billige Spitzengardine
drückte sich in seinen Bart, und die Tränen standen ihm
in den Augen. »Gott sei Dank gibt es auch noch ein paar
anständige Franzosen.«
»Und nun
müßt ihr sofort aufbrechen. Ihr geht zunächst bis
zum Dorf Espelette, das ist ein Weg von mehreren Stunden. Dort
sucht ihr den Gasthof Berhard. Ein Serviermädchen namens
Genevieve zeigt euch ein Versteck und besorgt euch einen Basken,
der euch über das Gebirge führt.«
»Dr. Aumont, ich
kann Ihnen gar nicht sagen …«
»Keine Zeit,
irgend etwas zu sagen. Wer ist euer
Anführer?«
Die beiden anderen
deuteten mit dem Kopf auf Jacques Granville. Aumont gab Jacques ein
Päckchen Banknoten, einhundertfünfzig Dollar, und
erklärte ihren Wert in Francs.
»Mit dem
Bergführer müßt ihr eiskalt handeln«,
erklärte ihnen der Arzt. »An sich bringt er euch
für dreißig Dollar pro Kopf hinüber, aber auf
halbem Weg durch die Pässe wird er
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