Topas
versuchen, mehr Geld
herauszuschlagen, und damit drohen, euch mitten in den
Pyrenäen zu verlassen. Gebt ihm ein paar Dollar
zusätzlich und versprecht ihm noch ein paar für
später, wenn ihr in Spanien angekommen seid. Versteckt aber
einen Teil des Geldes. Und nun viel Glück!«
*
Sie fanden Genevieve
im Gasthaus Berhard; sie gab ihnen zu essen und versteckte sie in
einem Lattenhaus - ausgenommen Jacques, für den sie gleich
eine Schwäche entdeckte und der für diese Nacht wieder
einmal ein Bett hatte.
Im ersten Morgengrauen
tauchte ein mürrischer, strohdummer Bergführer, dessen
Gesicht wie gegerbtes Leder aussah, an ihrem Bretterverschlag auf.
Er trug eine schwere Schaffelliacke und Pelzgamaschen.
»Ich bin
Ezkanazi«, sagte der Baske. »Ich bringe euch nach
Spanien. Dreitausend Francs für jeden im
voraus.«
Als gute Franzosen
feilschten und lamentierten sie ausgiebig, bis sie den Handel
endlich abschlossen. Genevieve gab jedem einen kleinen Beutel mit
Käse und Brot und eine Flasche Wein mit. Dann machte sich die
Gesellschaft auf den Weg in die kahlen, unheimlichen
Berge.
*
Die den Basken seit
Jahrhunderten bekannten Schmugglerpfade waren eher für Ziegen
als für Menschen geeignet. Die Männer kletterten durch
die zerklüftete Wildnis. Der Wind heulte und blies ihnen die
Wärme aus dem Körper, und während sie höher und
höher zu den Rändern ewiger Schneefelder hinaufstiegen,
wurde jeder Atemzug zu einem Kampf. Der Baske fluchte, weil ihm
seine Begleiter zu langsam gingen. Am späten Nachmittag sackte
Robert Proust zusammen, er war völlig erschöpft. Sein
Herz hämmerte, und die Kehle war ihm wie ausgedörrt; er
könne nicht weitergehen, ächzte er.
Jacques und Andre
zerrten ihn wieder auf die Beine, und Jacques spritzte ihm ein
koffeinhaltiges Mittel ein, das Dr. Aumont ihnen zur Aufputschung
mitgegeben hatte.
Als die Dunkelheit
über die Bergkämme kroch, machte Ezkanazi halt.
»Mehr Geld«, sagte er.
Wieder wurde heftig
gefeilscht.
»Mehr Geld, oder
ich lasse euch hier stehen, und ihr könnt euch allein euren
Weg suchen.«
Jacques meisterte die
Lage vorbildlich, er gab ihm etwas und versprach ihm etwas.
Wütend und brummig nahm der Baske das Geld an sich und
führte sie dann auf eine hohe Alm, wo sie in einer verlassenen
Schäferhütte übernachteten. Ein Feuer wurde
angezündet, und jeder kaute lustlos an seinem Proviant. Robert
hatte Schüttelfrost, er klagte und stöhnte und fiel
schließlich in einen unruhigen Schlaf voller Alpträume.
Andre und Jacques schliefen und wachten abwechselnd. Einer
saß immer mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt und
behielt den Basken im Auge, damit er ihnen in dieser menschenleeren
Gegend nicht davonlief.
Am nächsten Tag
erreichten sie abends einen kleinen Bauernhof und durften im
Heuschober übernachten. Robert war in schlimmer Verfassung, er
hatte Fieber und hustete. Andre und Jacques kühlten ihm die
Stirn mit feuchten Lappen und flehten ihn an, nur noch einen Tag
durchzuhalten. Die Nacht schien kein Ende zu nehmen, und der
Heuschober bot nur wenig Schutz gegen die Witterung. Steif und
unausgeschlafen erwarteten sie den Morgen.
Dann erschien Ezkanazi
und führte sie in das Bauernhaus. Mitten in der Stube stand
ein Sarg aus Kiefernholz. Er enthielt Schmuggelware, war zugenagelt
und auf zwei Pfählen aufgebockt.
»Wir sind jetz
in Spanien«, sagte der Baske barsch. »Zu viert werden
wir diesen Sarg nach Elizando tragen und auf den Friedhof bringen.
Die Grenzposten und die Polizei werden euch als
Familienangehörige passieren lassen.«
Jacques sammelte alle
Ausweise ein und verbrannte sie im Herd. Das hatte man ihm in
Bordeaux aufgetragen. Bordeaux - wie weit das schon
zurücklag!
Sie stiegen nach
Elizando hinunter und trugen den Sarg auf den Schultern - es war
ein wunderlicher Trauerzug. Robert taumelte hinterdrein. Kaum
hatten sie den Friedhof betreten, ließ man sie durch eine
kleine Gittertür entwischen. Doch als sie auf der
Landstraße ungefähr einen Kilometer hinter Elizando
waren, wurden sie plötzlich von vier Autos der bewaffneten
spanischen Grenzpolizei eingeholt. Man verhaftete sie und nahm sie
mit.
71
Sie wurden in einem
mittelalterlichen Gefängnis eingekerkert, wo sie einmal
täglich Wasser und Mehlsuppe erhielten. Die Spanier weigerten
sich, einen Arzt für Robert zu holen. Nach einer Woche brachte
man die drei völlig entkräfteten Häftlinge ins
Gefängnis nach Pamplona, und dort kam Robert endlich ins
Krankenrevier. Jeder
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