Topas
eine
Schöpfung des französischen Imperialismus aus der Zeit
der Jahrhundertwende, stand durch die Invasion des Unternehmens
Fackel im November 1942 und später als Schauplatz eines
alliierten Gipfeltreffens plötzlich im Blickfeld der
Weltöffentlichkeit.
An den endlosen
breiten Boulevards, die den jetzt sehr bedeutenden Hafen
einschlössen, wohnten die reichen europäischen Kaufleute;
sie führten dort ein luxuriöses Leben, während
verarmte Juden und Araber in den elenden Medinas und Mellahs ihr
Dasein fristeten.
Casablanca wimmelte
von frischen, im Kampf noch unerprobten amerikanischen Truppen, die
mit den französischen Marineeinheiten, den
Kolonialverbänden und der Spahi-Reiterei ein buntes Gemisch
bildeten.
Innerhalb der
Stadtmauern von Bous Bir bemühten sich fünftausend
erfahrene Freudenmädchen und vorzügliche
Bauchtänzerinnen nach althergebrachter Sitte um Gunst und Geld
der Soldaten.
Aber in allen
französischen Kolonien Nordafrikas und des Nahen Ostens tobte
ein innerer Konflikt. Die Garnisonen von über hunderttausend
französischen und einheimischen Soldaten unterstanden zumeist
der Vichy-Regierung, die mit Nazi-Deutschland
kollaborierte.
Pierre La Croix und
das Freie Frankreich hatten andererseits in einer Reihe von
handstreichartigen Feldzügen und Invasionen, die unter dem
Kommando General Leclercs standen, der Vichy-Regierung zahlreiche
Territorien des französischen Weltreichs abspenstig macht.
Beginnend mit einer Landung in Kamerun im Jahre 1940, hatte La
Croix eine Besitzung nach der anderen für die Sache des Freien
Frankreich gewonnen: Gabun, Französisch-Äquatorialafrika,
Tschad, Ubangi. Dazu im Fernen Osten und im Pazifik: Tahiti und
Neukaledonien sowie Pondichery und die französischen Gebiete
auf dem Subkontinent Indien.
Da sie eine japanische
Invasion fürchteten, landeten die Briten auf Madagaskar, und
auch diese Insel schloß sich den wachsenden Reihen des Freien
Frankreich an.
Senegal,
Französisch-Guinea, Elfenbeinküste, Dahomey, Nigeria,
Französisch-Westafrika sowie Guadeloupe und Martinique in
Westindien - alle erklärten sich für La Croix.
An der Seite der
Engländer betrat das Freie Frankreich den äthiopischen
Kriegsschauplatz, und in Bir Hacheim in Libyen schrieb es
ein ebenso
blutiges wie ruhmreiches Kapitel des Widerstands gegen
Rommel.
Eine der großen
Widersprüchlichkeiten dieses Krieges bestand darin, daß
Vichy-Frankreich trotz seiner Zusammenarbeit mit Deutschland von
den Vereinigten Staaten nach wie vor anerkannt wurde; die
Garnisonen in Marokko, Tunesien und Algerien waren fest in der Hand
Vichis.
Als das Unternehmen
Fackel die Invasion in Nordafrika eröffnete, mußten die
Deutschen im Gegenzug den gesamten Rest des französischen
Mutterlandes besetzen und die Vichy-Regierung zur reinen Marionette
machen. Vichy war praktisch machtlos.
Was aber geschah mit
den vichytreuen Garnisonen? Das Paradoxe der Lage wurde noch
verwirrender, als die Amerikaner Admiral de St. Amertin eigens als
Kommandeur der ehemaligen Vichy-Garnisonen einsetzten.
Pierre La Croix und
das Kämpfende Frankreich konterten diese Maßnahme, indem
sie im Frühsommer 1943 sozusagen eine Gegenregierung mit
eigenem, militärischem Hauptquartier in Algerien aufstellten
und von hier aus ihre Forderung nach Anerkennung aufrechterhielten;
sie beanspruchten das Recht, für Frankreich zu kämpfen
und die eigenen Truppenverbände mit den Garnisonstruppen zu
einem gemeinsamen nationalen Komitee zu vereinigen.
Das Freie Frankreich
war äußerst unbeliebt, denn die Mehrheit der Araber
sympathisierte mit Deutschland und den Achsenmächten. Die
französischen Siedler und Kolonialherren wiederum wollten den
Status quo aufrechterhalten und huldigten dem Geist von Vichy. Sie
wollten nicht an die Seite des Freien Frankreich treten und sich in
den Krieg hineinziehen lassen. Eine Ausnahme bildete die
französischjüdische Bevölkerung, die aus dem
persönlichen Verlangen heraus, die Deutschen zu
bekämpfen, das Freie Frankreich unterstützte.
Camp Boulhot lag
zwischen Casablanca und Rabat, etwa fünfundvierzig Kilometer
landeinwärts; dort waren französische und marokkanische
Soldaten traditioneller Kolonialeinheiten
stationiert.
Andre Devereaux, der
von Kindesbeinen an ein guter Reiter war, meldete sich zu einem
Spahi-Regiment. Die Spahis mit ihren flammendroten Umhängen,
mit den auf Hochglanz polierten Stiefeln und den hellblauen
Schirmmützen, die als arabisches Emblem
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