Topas
daß seine
Tochter mit dem Sproß einer angesehenen spanischen
Bankiersfamilie verlobt sei.
»Sagen Sie,
junger Mann, wie ist Ihr Bridgespiel?«
»Leidlich«, erwiderte
Andre, »ganz leidlich.«
»Dann spielen
wir zusammen, aber verlieren Sie mir nicht allzuviel Geld.«
Als sich die Freunde
an jenem Abend im Cafe El Torito, dem Stammlokal der
französischen Häftlinge, trafen, redete Andre aufgeregt
auf Jacques ein.
»Es ist ein
Kinderspiel, wirklich ein Kinderspiel. Noch bevor ich laufen
konnte, hat mein Vater mir Bridge beigebracht. Fünf Jahre
hintereinander waren wir Bezirksmeister. Diese spanischen Idioten
hier, Thibaud nicht ausgenommen, haben keine Ahnung, wie man Bridge
spielt.«
»Ich weiß
nicht«, meinte Jacques. »Ich spiele wirklich nicht sehr
gut.«
»Ich zeige dir,
was du wissen mußt, und noch ein paar Kniffe beim
Reizen.«
»Mein Gott,
Andre, diese Leute sind unanständig reich. Sie spielen pro
Punkt eine Peseta, das können wir uns nicht
leisten.«
»Mensch, nach
dem ersten Robber spielen wir mit ihrem Geld. Wir brauchen es
dringend, sie nicht. Gott, was gäbe ich für ein
anständiges Essen! Nur einmal noch Fleisch essen, bevor ich
sterbe. Den ersten Spieleinsatz betteln wir bei unseren Kameraden
zusammen.«
»Ich halte es
für Wahnsinn, aber du mußt es wissen.«
Und so machten sich
die zwei sauberen Franzosen daran, den wohlhabenden Gästen
des Balneario das Geld aus der
Tasche zu ziehen, um für sich und fünfundzwanzig
Kameraden in der Pension Essen, halbwegs anständigen Wein und
ein paar Kleidungsstücke zu kaufen.
Jacques Granville
hatte das zusätzliche Vergnügen, einer Reihe von Damen
gefällig zu sein, teils Zimmermädchen, teils Gattinnen
von Hotelgästen.
Andre dagegen schien
an dieser Zerstreuung, obwohl Jacques ihn drängte, wenig
Gefallen zu finden. Er schielte vielmehr mit einem Auge zur
Tür, ob nicht die stolze Nicole auf der Bildfläche
erschiene. Zuerst wechselten sie nur ein paar knappe Worte, doch
allmählich taute das Mädchen auf.
Mochte sie ihn, oder
langweilte sie sich nur in Gesellschaft ihrer Eltern? Im Balneario wohnten
hauptsächlich ältere Leute, und das war kaum die richtige
Umgebung für ein junges Mädchen. Dagegen hatte der
zerlumpte Franzose vom anderen Ende der Stadt etwas Romantisches.
Welche Gründe auch immer sie bewegen mochten: Wenn Andre etwas
vor der Zeit zum Bridgespiel erschien, war sie zugegen. Könnte
man nicht noch ein wenig im Park Spazierengehen? Nicole verstand es
meisterhaft, zu necken und zu flirten, und sie setzte ihre Talente
voll ein.
*
Jacques stieß
einen Pfiff aus, als er die Tageseinnahmen auf dem Tisch verteilte.
Andre saß mürrisch auf seinem Bett.
»Du kannst dir
nicht vorstellen, was für ein Pech ich heute abend hatte! Der
Satansbraten von Ehemann kam tatsächlich eine Stunde
früher zurück als erwartet - und hätte mich um ein
Haar erwischt. Sieh dir das an, ich habe mir meine Unterhose an den
Rosensträuchern vor ihrem Fenster zerrissen.«
»Du kannst noch
von Glück sagen, daß ihr Zimmer nicht im dritten Stock
lag. Eines Tages kommst du noch dabei ums Leben. Du weißt
doch, wie eifersüchtig die spanischen Ehemänner
sind.«
»Pah! Darf ich
ein paar Peseten für mich zurückbehalten? Ich brauche
eine neue Unterhose.«
»Für die
Unterhose bekommst du was, aber hör endlich auf, dauernd so
viele Geschenke für deine Damen zu kaufen.«
»Aber ich liebe
sie alle! He, Andre, warum, zum Teufel, hast du so schlechte
Laune?»
«Ich glaube, ich
bin verliebt.«
»Und deshalb
bist du schlecht gelaunt? Verliebte Leute sollten glücklich
sein. Gott, nimmst du die Sache tragisch. Wie langweilig! In wen
bist du verliebt?»
«In Nicole
Thibaud.«
»Allmächtiger! Man kann
hier die Weiber von der Decke kratzen, und da mußt du dich
ausgerechnet in diese Prinzessin verlieben?«
»Sie ist gar
nicht so, vielleicht etwas verzogen, aber
…«
Jacques tauchte den
Kopf ins Waschbecken, schrubbte sich und trocknete sich dann
temperamentvoll ab; anschließend bewunderte er sich in dem
stahlgerahmten Spiegel, der an einem Nagel an der Wand
hing.
»Das ist eine
faule Geschichte, Andre. Ich kenne diese Sorte Mädchen. Alle
Frauen wollen einen besitzen, aber die da verschlingt dich mit Haut
und Haaren.«
»Du redest genau
wie mein Vater. Was ist schon dabei? Sie ist
verlobt.«
»Da hast du noch
mal Glück gehabt. Liebe kommt in mancherlei Gestalt, mein
Freund, aber nicht alles, was sich Liebe nennt, ist auch Liebe. Was
ein
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