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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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schon erwartet«, wurde er begrüßt.
    Obwohl das Amt nur
noch ein Abglanz des ehemaligen militärischen
Nachrichtendienstes war, wurde Andre gründlich verhört,
ehe man ihm vorläufige Ausweispapiere gab und ihn damit
offiziell in die Reihen des Freien Frankreich aufnahm. Als er den
Bruce-Palast verließ, konnte er immer noch nicht recht
glauben, daß er es endlich geschafft hatte.
    »Andre!
Andre!«
    »Robert!«
    Die Freunde umarmten
sich und schlugen einander kräftig auf die
Schultern.
    »Ich habe
Jacques angerufen. Er wartet im Hotel Aletti auf uns.«
    Andre streichelte den
Jeep mit den Farben des Freien Frankreich und dem Lothringer Kreuz.
Robert steuerte ihn bergab und schwatzte in einem fort, weil er
alles auf einmal erzählen wollte.
    Er sei zum Chef der
Nachrichtengruppe West ernannt worden, die ganze Organisation werde
von Grund auf neu aufgebaut. Jacques Granville habe es noch besser
getroffen, denn Pierre La Croix habe ihn zu seinem
Hauptverbindungsoffizier ernannt.
    Während sie zum
Hafen hinabrasten, atmete Andre ein paarmal tief auf. »O
Gott, es ist für mich ein so großartiger
Augenblick!«
    »Versprich dir
nicht zuviel. Die Stadt ist voll von Vichy-Leuten, und mit den
Amerikanern haben wir dauernd Reibereien. Die einzige echte
Unterstützung kommt von den Juden.«
    Jacques Granville gab
in seiner Uniform eine blendende Erscheinung ab. Die Freunde
begrüßten sich mit großer Herzlichkeit und gingen
dann zu dritt in das Restaurant Oase, ein offenes Terrassencafe im
ersten Stock des Hotels Aletti. Eine Zeitlang schwatzten alle
durcheinander, doch dann gewann Jacques die Oberhand. »Ich
habe ein paar Neuigkeiten für dich. Halt die Luft an, Andre.
Du hast morgen eine Unterredung mit dem General.«
    »Mit La
Croix?»
    «Ja.«
    »Aber …
aber …«
    »Aber gar
nichts. Ich habe ihm erzählt, daß du der fähigste
Kopf im ganzen Loiregebiet und das Herz des Untergrundrings gewesen
seist. Es ist eine große Chance für dich. Wir haben sehr
wenig Leute, und der Himmel steht dir offen.«
    »Sag mir,
daß ich träume.«
    »Jetzt
müßte eigentlich Champagner her«, sagte
Robert.
    »Und dann gibt's
noch eine Überraschung.«
    »Noch eine kann
ich nicht ertragen.«
    »Die
bestimmt!«
    Der Champagner kam,
Andre erzählte von seinem Leben als Spahi, sie hoben ihre
Gläser, und sein Blick schweifte über die Terrasse.
Plötzlich sprang er auf. »Nicole«, flüsterte
er.
    »Andre!«

 
    74
    Andre war von dem
Erlebnis der vergangenen Nacht mit Nicole noch so erfüllt,
daß er auf die Unterhaltung zwischen Jacques und Robert gar
nicht achtete, als sie den Hügel zur Villa Capucines, dem Wohn- und Amtssitz
des Generals Pierre La Croix, hinaufstiegen. In einer nahe
gelegenen Mädchenschule hatte jetzt die Regierung des Freien
Frankreich ihren Sitz.
    Als sie in die
bescheidene Villa eintraten, bemerkten sie auf den Gesichtern der
Leute, die schweigsam und geschäftig an ihnen vorbeigingen,
den Ausdruck einer fast religiösen Ergebenheit.
    Jacques und Robert
durchquerten das Vorzimmer und kehrten dann abwechselnd zu Andre
zurück, um ihm flüsternd Ratschläge zu geben,
während im Allerheiligsten des Generals das nervöse
Kommen und Gehen anhielt. Plötzlich dröhnte durch die
dünnen Wände die Stimme Pierre La Croix'.
    »Was für
eine Niedertracht. Erklären Sie diesen Halunken, sie
hätten zu tun, was wir von ihnen erwarten, oder sie
bekämen einen Tritt in den Hintern.«
    Das war das erste, was
Andre - ohne förmliche Vorstellung - von Pierre La Croix zu
hören bekam.
    Die Stimme hinter der
Wand polterte noch eine Weile in einer so wüsten Tonart
weiter, daß sogar Jacques Granville errötete.
    »Er drückt
sich recht deutlich aus«, sagte Robert.
    Die Adressaten der La
Croixschen Schimpfkanonaden kamen hastig aus seinem Zimmer, der
eine blaß, der andere rot.
    Als die drei Freunde
hineingerufen wurden, hatte Andre feuchte Handflächen, und der
Mund war ihm wie ausgetrocknet.
    Pierre La Croix, der
Außenseiter unter den französischen Offizieren,
saß aufrecht wie ein Ladestock auf einem reichgeschnitzten
Mahagonistuhl vor einem mit Akten beladenen Barocktisch. Hinter ihm
an der Wand hing eine Trikolore mit dem Lothringer Kreuz. Als die
drei auf seinen Tisch zugingen und Haltung annahmen, blieb La Croix
sitzen, lächelte auch nicht und würdigte sie keines
Grußes.
    Aus kurzsichtigen
Augen blinzelte er Andre an.
    »Setzen Sie
sich, meine Herren«, sagte er in der Art eines Königs,
der eine Audienz

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