Topas
London, Igor Luwetka, um eine
Unterredung. Er kam zusammen mit einem hohen Mitglied der
Kommunistischen Partei Frankreichs, einem Mann namens
»Villard«, den man nach England herübergebracht
hatte. »Villard« war einer der Führer der FFI, der
innerfranzösischen Untergrundstreitkräfte. Der
kommunistische Flügel der FFI war stark und mächtig und
stand im französischen Mutterland in der vordersten Front der
Resistance.
Pierre La Croix
gewährte Botschafter Luwetka und Monsieur
»Villard« eine Audienz und zog ein paar seiner engsten
Mitarbeiter, darunter Robert Proust und Andre Devereaux,
hinzu.
Man tauschte.
Höflichkeiten aus. Es gab ein paar beiläufige Fragen nach
den Verhältnissen in Frankreich und nach der Lage der
französischen Widerstandskämpfer. Schließlich kamen
sie auf den Kern der Sache zu sprechen.
»Ich komme aus
Frankreich«, erklärte der kluge, lebhafte
»Villard«, »mit bestimmten Weisungen und
Beschlüssen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei.
Darüber hinaus bin ich befugt, für alle Gruppen der FFI
zu sprechen. Die Angelegenheit betrifft Ihren Kampf mit Admiral de
St. Amertin und den Anglo-Amerikanern.«
La Croix nahm diese
Erklärung ruhig entgegen und nickte »Villard« zu,
er möge fortfahren.
»Sowohl die
Kommunistische Partei als auch die FFI sind bereit, Ihre
Autorität anzuerkennen.«
»Villards«
Worte hatten eine faszinierende Bedeutung. Hier konnte Pierre La
Croix mit einem Schlag einen gewaltigen politischen Machtzuwachs
erreichen und das politische Kräftespiel zu seinen Gunsten
beeinflussen. Wenn die FFI ihm den Boden bereiteten, konnte eine
Machtübernahme in Frankreich geplant werden. La Croix
ließ sich seine Erregung nicht anmerken, sondern gab sich
weiterhin gelassen.
»Ich bin
überzeugt, daß eine solche Anerkennung mit gewissen
Bedingungen verknüpft ist«, erwiderte er.
Nun ergriff der Russe
Luwetka das Wort. »Genosse Thorez und eine Anzahl
französischer Kommunisten wurden vor dem Krieg politisch
verfolgt und gezwungen, in die Sowjetunion zu fliehen. Wir
wünschen, daß sie voll rehabilitiert werden und in Ehren
nach Frankreich zurückkehren können.«
»Außerdem
erwarten wir für unsere Unterstützung«, warf
»Villard« ein, »daß die Kommunisten in
allen nationalen Komitees vertreten sind und daß alle
französischen Kommunisten innerhalb der FFI Gleichberechtigung
erhalten.«
»Ist das alles,
meine Herren?«
»Das sind die
allgemeinen Bedingungen. Einzelheiten, Größenordnungen
und Formen der Zusammenarbeit mit den FFI können später
ausgearbeitet werden.«
»Ich werde Ihren
Vorschlag sorgfältig prüfen. Sie erhalten rechtzeitig vor
Ihrer Rückkehr nach Frankreich Bescheid.«
Damit waren
Botschafter Luwetka und »Villard« entlassen. Die
anwesenden Offiziere erhoben sich wortlos von ihren Stühlen.
Andre sah Robert Proust an, dem das soeben Gehörte
offensichtlich nicht gefiel, der aber ebenso offensichtlich kein
Wort darüber verlieren würde. Auch die übrigen
wichen Andres Blick aus.
»Ich
fürchte, ich muß mich in dieser Sache zu Wort
melden«, sagte Andre und wagte es, den Grimm des
hohen Herrn herauszufordern. Alles erstarrte.
»Reden
Sie«, befahl La Croix.
»Die Anerkennung
durch die Kommunisten mag ein willkommenes Ziel sein, aber sie zu
unseren Partnern zu machen, hieße die Saat künftigen
Unheils säen.«
»Sie haben mich
in Abwehrfragen zu beraten, nicht in politischen
Angelegenheiten.«
»Gut, dann will
ich vom Standpunkt des Abwehrdienstes sprechen«, beharrte
Andre. »Sie wissen, daß die Kommunisten einzig und
allein aus eigennützigen Motiven versuchen, unsere
Streitkräfte zu unterwandern. In den FFI sind die Kommunisten
so mächtig, daß wir sie sofort nach Frankreichs
Befreiung entwaffnen müssen, oder sie werden meiner
Überzeugung nach versuchen, in Frankreich die Macht an sich zu
reißen. Herr General, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten,
solange wir gegen einen gemeinsamen Feind kämpfen, ist etwas
anderes, als die Kommunisten in unseren Führungsgremien zu
dulden und ihnen damit Einblick in unser geheimes
Nachrichtenmaterial zu geben. Sie sind nicht stark genug, ihr Ziel
aus eigenen Kräften zu erreichen, darum benutzen sie das Freie
Frankreich für ihre
Zwecke.«
»Dann werden wir
einander eben gegenseitig für unsere Zwecke benutzen«,
erwiderte La Croix.
Die Atmosphäre im
Raum war jetzt zum Bersten gespannt, aber Andre gab noch nicht auf.
»›Villard‹ kam nicht
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