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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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großen
Fehler. Ich bin jetzt einer der wichtigsten Männer Kubas.
Fidel ist von morgens bis abends auf mich angewiesen. Sie wissen,
wie ich nach Ihnen verlange.«
    Sie blieb stehen,
starrte in seine gequälten schwarzen Augen, und der
Revolutionär zitterte vor ihr. »Ich empfinde nichts
für Sie, Rico«, sagte sie mit fester Stimme.
    »Weil ich ein
Bauer bin!«
    »Nein. Es gibt
viele feine Bauern in Kuba. Sie leben und sterben mit Würde.
Was Sie sich in Wirklichkeit von mir erhoffen, ist Anstand. Den
können Sie nicht kaufen.«
    »Warum
nicht?«
    »Weil Sie
Abschaum sind.«
    Seine Augen trieften,
und er kicherte wie halb wahnsinnig. »Aber Andre Devereaux
ist ein Gentleman, nicht wahr? Er küßt Ihnen die Hand
und flüstert Ihnen schöne Worte ins Ohr. O ja, der
große französische Liebhaber kommt zu seinem
Täubchen, und es zerfließt!« Rico schlug sich mit
der Faust an die Brust. »Aber er wird nie ein Mann wie ich!
Ja, und wie steht es mit den anderen? Der große Sefior
Iglasias mit seinem venezolanischen Öl und seinen Jachten, die
er dem Blut und dem Schweiß des Volkes verdankt? Und der
feine italienische Fliegerheld? Sehr tapfer, wenn es darum geht,
wehrlose äthiopische Dörfer zu bombardieren … Na,
ich dachte, solange Sie mit Ihrer Gunst so freigebig sind,
könnten Sie auch den einen oder anderen Ihrer Landsleute
berücksichtigen.« Er packte sie bei den Armen und
drückte seine Finger hinein, bis seine Knöchel weiß
wurden. »Hinter all dem Quatsch - dieser Vornehmheit - sind
Sie doch nur eine Nutte.«
    »Guten Tag,
Rico!« sagte sie leise. »Emilio wird Sie
hinausbegleiten.«

 
    31
    Die DC-6B der KLM war
eben in Rancho Boyeros gelandet. Die Treppe wurde an die Maschine
gerollt, und ein Trio von kubanischen Musikern in makellosem
Weiß stellte sich auf, um die aussteigenden Passagiere mit
Rumba, Cha-Cha-Cha und Samba zu empfangen. Dies war Castros Beweis,
daß in Kuba noch Leben pulsierte. Aber das Pulsieren begann
und endete damit.
    Andre trat in das
stickige Abfertigungsgebäude, in dem die Klimaanlage schon
lange außer Betrieb war, weil man fürchtete, daß
Sprengladungen in die Leitungen gesteckt werden könnten. Der
alte Beamte vom Gesundheitsdienst, noch einer aus der Batista-Zeit,
erkannte Andre und rief ihn vor den anderen an den Tisch, von wo er
gleich in die Kabinen für Einreisende gewiesen wurde. Diese
waren jetzt mit Soldaten der Castro-Miliz in schlechtsitzenden,
verblichenen grünen Kampfanzügen besetzt. Ein
Negersoldat, der sich durch einen struppigen Bart als
Revolutionär auszuweisen versuchte, nahm Andres Paß und
blätterte verwirrt die reichlich bestempelten Seiten um, hielt
ihn aber verkehrt herum. Andre nahm ihm den Paß aus der Hand,
drehte ihn um und gab ihn wieder zurück.
    »Diplomat«, sagte
Andre.
    Der Posten sah ihn
böse an und gab den Paß einem Assistenten, der lesen
konnte. Eine freie Stelle wurde gesucht und dann kräftig
gestempelt.
    Andre stand neben
seinem eigenen immunen Gepäck, während Milizsoldaten das
Gepäck der anderen Passagiere durchstöberten und alle
englischsprachigen Zeitungen und Zeitschriften beschlagnahmten,
ganz gleich, ob für oder gegen Castro. Die Zollbeamtin, eine
kleine, dicke Frau mit starkem Gesäß, die in ihren
grünen Hosen lächerlich aussah, kam zu ihm
herübergewatschelt und klebte die notwendigen Stempel auf sein
Gepäck.
    Draußen vor den
Abfertigungsräumen wurde Andre vom französischen
Botschafter in Kuba, Alain Adam, herzlich begrüßt. Der
Chauffeur nahm das Gepäck, und sie gingen zum Wagen. Alain
Adam war einer der wenigen höheren Diplomaten, die
Präsident La Croix' Säuberungsaktionen bisher entgangen
waren, ebenso wie Andre. Noch waren sie im Amt, auf befristete
Zeit.
    Zu Dutzenden waren sie
gegangen. Gute Leute. Gute Franzosen, die rücksichtslos aus
ihren Ämtern geworfen wurden. Es gelang ihnen für
gewöhnlich nicht, in Frankreich geeignete Posten zu finden,
und von ihren mageren Pensionen konnten sie nicht leben.
    *
    Dies war Andres erster
Besuch in Kuba seit mehreren Monaten. Die Fahrt in die Stadt zeigte
ihm, daß sich die Dinge noch weiter verschlechtert hatten.
Die Fabriken, angefangen bei den Werken von Goodrich und
International Harvester, waren so gut wie ausgestorben.
    Das Stadion war wieder
in ein Konzentrationslager verwandelt worden, das mit echten oder
angeblichen Feinden überfüllt war, die man nach dem
Debakel in der Schweinebucht verhaftet hatte.
    Andre ließ Alain
Adam in der Botschaft zurück

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