Topas
gefährlichen Grund,
Genosse. Sie ist eine große und angesehene Frau. Aber -
nehmen wir an, wir schaffen Devereaux beiseite. Was wird aus den
französisch-kubanischen Beziehungen?«
»Hat Castro
Ihnen Vollmacht gegeben oder nicht?«
»Ja, aber ich
gebe die verdammte Vollmacht an ihn zurück.«
»Genosse Parra!
Der Franzose darf Kuba nicht mit einem Koffer voll Geheimmaterial
verlassen.«
Parra zuckte mit den
Schultern und gestikulierte. »Und wenn die Yankees die
Raketen entdecken? Was dann? Was werden sie tun? Was taten sie, als
die Boden-Luft-Raketen aufgestellt wurden? Wie? Nichts taten
sie.«
»Boden-Luft-Raketen sind
Defensivwaffen«, antwortete Gorgoni, »das ist etwas
anderes.«
»Wie war es mit
den sowjetischen Düsenbombern in Kuba? Sind die defensiv? Auch
da taten die Amerikaner nichts, und sie werden auch jetzt nichts
tun«, prahlte Parra.
»Moskau ist sehr
besorgt. Sobald die Raketen einsatzbereit sind, haben wir eine
vollendete Tatsache. Aber sie müssen erst einmal einsatzbereit
sein. Sie wissen so gut wie ich, daß die Amerikaner die
U-2-Flüge über Kuba verstärkt haben. Was suchen sie?
Bananen?«
Rico Parra schlug mit
der Faust auf den Schreibtisch. »Haben die Yankees Raketen in
der Türkei, die auf die Sowjetunion zielen? Ja oder
nein?«
»Sie können
eine Frage nicht durch eine andere Frage beantworten. Wir
müssen Zeit haben, um sie einsatzbereit zu machen. Devereaux
reist morgen ab. Was wird Castro zu Ihnen sagen, wenn die
Amerikaner mit einer Besetzung Kubas drohen? Was wird dann aus Rico
Parra? Überlegen Sie, Genosse - denken Sie an die Folgen
für Sie, wenn Devereaux Informationen über diese Sache
hinausschafft!«
Rico Parra dachte
nach. »Uribe!« brüllte er. Sein schwächlicher
Sekretär, Luis Uribe, stürzte ins Zimmer. »Haben
Sie Castro erreicht?«
»Ich habe in
seiner Wohnung angerufen, auch bei Che und Raul. Eilst unterwegs
nach Santiago zu einer Kundgebung, hat aber anscheinend irgendwo
Station gemächt, um eine seiner Freundinnen zu besuchen. Er
ist nicht zu erreichen.«
»Was für
ein verrücktes Land haben Sie hier, wenn Sie nicht einmal
Ihren eigenen Präsidenten finden können?« sagte der
Russe wütend.
»Genosse
Gorgoni«, antwortete Parra gekränkt, »wir sind
Kubaner. Uribe, versuchen Sie weiter, Castro zu erreichen! Munoz,
Sie gehen morgen zum Flugplatz! Sobald Castro mir grünes Licht
gibt, rufe ich Sie an. Nehmen Sie Devereaux fest und bringen Sie
ihn ins Grüne Haus!«
Ein leichtes
Lächeln huschte über das Babygesicht von Munoz.
»Und wenn Sie ihn dort haben«, fuhr Parra fort,
»sparen Sie ihn für mich auf! Ich habe noch eine alte
Rechnung mit ihm zu begleichen.«
43
Andre knotete seinen
Bademantel zu, setzte sich auf das Geländer und starrte hinaus
aufs Meer, verzehrt von dem schrecklichen Gefühl, daß er
Juanita de Cordoba nie wiedersehen werde. Die Angst um ihr Leben
lenkte seine Gedanken von seiner eigenen gefährlichen Lage ab.
Er wollte morgen abreisen, aber er war nicht sicher, ob er Kuba
lebend verlassen würde. Es schien da wildentschlossene Leute
zu geben, die etwas gegen ihn vorbereiteten. Aber es machte ihm
mehr Sorge, daß er Juanita zurücklassen mußte. Das
war also am Ende der Lohn - aber man jammert nicht über die
Grausamkeit der Welt. Man gewinnt - man verliert. Das Spiel geht
weiter. Der Todesengel kreist immer über einem.
Juanita kam in einem
Hauskleid auf die Veranda; sie sah bezaubernd aus. Er wunderte sich
stets über diese sanfte Frau, die auch in der Gesellschaft von
Halsabschneidern nicht aufhörte, eine Frau zu sein. Sie
schenkte mit der ihr eigenen Anmut zwei Gläser Kognak ein, und
sie widerstanden der hereinbrechenden Flut der Verzweiflung, dem
Wunsch, sich aneinanderzuklammern und zu weinen.
»Also, auf
deinen nächsten Besuch«, sagte Juanita. »Wann,
glaubst du, wird das sein?«
»Das ist schwer
zu sagen.«
»Schwer zu
sagen, wann, oder nur einfach schwer zu sagen?«
»Du bist die
einzige Frau, die nicht Theater spielt. Du weißt, daß
ich nie wieder nach Kuba hereingelassen werde.«
»Ja - ich
weiß …«
Sie schmiegte sich in
seinen freien Arm, so daß es aussah, als wären sie eins.
Eine Art zu sagen, sieh, wie wir zusammengehören, du und ich.
Und sie sagte: »Wir haben hier so viele wunderbare
Nächte erlebt. Wie schön, wenn eine Frau glauben kann,
daß er und sie als die einzigen Menschen in einem Bett
zusammen schlafen können und noch Platz übrig haben. Ich
denke an all die wundervollen
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