Topas
aus den
Händen.
»Ich arbeite mir
die Finger wund, um dir das Studium zu bezahlen, und das ist der
Dank! Du Dreckskerl!«
Die Menge lachte und
pfiff, während sie ihn unter die Arkaden stieß. Arnaldo
bückte sich und hielt die Hände vor Gesicht und
Magen.
»Ich verspreche
dir, ich werde studieren. Tag und Nacht werde ich
arbeiten.«
Ein Milizmann
verteidigte seine Autorität: »Er geht mit zur
Polizeistation.«
»Nein«,
heulte die Menge. »Nein!«
»Er bekommt so
genug Prügel.«
»Hund!
Lump!«
»Laßt ihn
gehen!« riefen sie.
Anita trat und
stieß ihn die Straße hinunter und um die Ecke,
während die Menge sich um die ratlosen Milizsoldaten
drängte und hitzig argumentierte. Als die beiden mit den
Schultern zuckten und ihre Runde fortsetzten, applaudierten die
Zuschauer.
In ihrem Zimmer weinte
Anita und küßte Arnaldo für jeden Schlag, den sie
ihm gegeben hatte. »Ich war fast von Sinnen«, sagte sie
unter Tränen, »ich war fast von Sinnen. O mein Liebster,
Liebster, Liebster!«
Sie küßten
sich, rollten sich im Bett und fielen auf den Fußboden. Er
lachte schallend. »Ich hab' sie gesehen! Ich hab' sie
gesehen!«
Und sie setzte sich
neben ihn auf den Fußboden und lachte mit ihm, bis ihnen die
Seiten weh taten und ihre Wangen von Tränen naß
waren.
41
Die Wohnung von Teresa
Marin lag nur einen Häuserblock von der französischen
Botschaft entfernt. Teresa war eine von Fidel Castros
Privatsekretärinnen, der er unbedingt vertraute. Er hatte sie
in dem exklusiven Gebäude untergebracht, damit sie eine
Wohnung im Stockwerk unter ihr beaufsichtigen konnte, die Fidel
gehörte. Es war der Ort, an dem er seine jeweilige Geliebte
empfing. In erster Linie war Teresa Marin jedoch Juanita de Cordoba
ergeben.
Auf halbem Weg
zwischen der französischen Botschaft und Teresas Wohnung lag
die chinesische Botschaft - auf einem großen Grundstück,
das von einer hohen rosaroten Mauer umgeben war. Das flache Dach
des Gebäudes trug einen Wald von Funkantennen, die Tag und
Nacht Kurzwellensendungen nach China ausstrahlten. Da die Chinesen
den Äther so stark beanspruchten, war es unmöglich, den
Funkverkehr in diesem Gebiet zu überwachen. Welchen besseren
Ort als die Wohnung von Teresa Marin konnte es also für den
Sender des französischen Spionagerings geben?
Gegen Ende der dritten
Woche von Andres Aufenthalt in Kuba stattete Juanita ihrer alten
Freundin Teresa Marin einen Besuch ab, einen ganz normalen
Höflichkeitsbesuch, wie es schien. Ein Stockwerk unter ihnen
lag Fidel Castro mit einer neuen Geliebten im Bett. In dem
Augenblick, als Fidel seine Eroberung machte, wurde in Teresas
Wohnung ein moderner Langwellensender aus seinem Versteck geholt
und funkte kurz darauf eine Botschaft an einen Empfänger in
Miami:
BESTÄTIGEN DAS
VORHANDENSEIN VON SOWJETISCHEN MITTELSTRECKENRAKETEN IN DER FINCA
SAN JOSE UND VIELLEICHT IM GEBIET VON REMEDIOS. RAKETEN NOCH NICHT
EINSATZBEREIT. BASEN SCHEINEN ALLEIN IN DEN HÄNDEN
DER RUSSEN ZU SEIN.
Der Funkspruch war mit
Andres ININ-Decknamen Palomino unterzeichnet.
42
Munoz und der
Sowjetresident Oleg Gorgoni starrten in die bösen
tiefschwarzen Augen von Rico Parra, der immer erregt aussah - sogar
wenn er seinen morgendlichen cafecito trank.
Der Russe vertrat
unnachgiebig seinen Standpunkt. »Sowohl Devereaux als auch
der französische Botschafter haben von jeher unbegrenzte
Sympathie für die Amerikaner gezeigt. Devereaux ist schon fast
drei Wochen in Havanna. Wozu?«
Rico spielte mit
seinem Bart. »Routineangelegenheiten.«
»Im Hinblick auf
unsere gegenwärtigen Unternehmungen«, fuhr Gorgoni fort,
»können wir seinen Besuch auf Kuba in diesem Moment
nicht als Zufall ansehen.«
»Nun,
Munoz«, sagte Parra, »Sie haben ihn überwachen
lassen. Was ist Ihre Meinung?«
»Wir konnten
nichts Bestimmtes feststellen. Nur Vermutungen.«
»Seit wann
lassen wir uns von Vermutungen aufhalten?« fragte
Gorgoni.
»Seit wir es mit
hohen Diplomaten zu tun haben, Genosse Gorgoni.« Rico warf
seine Hände in die Luft. »Ich kann den Franzosen nicht
leiden, aber ohne Beweise möchte ich nichts
unternehmen.«
»Sie werden
Beweise genug finden, wenn Sie seinen Diplomatenkoffer
aufmachen.«
»Und wenn wir
keine finden? Er ist bloß scharf auf Juanita de Cordoba. Wenn
er nach Kuba kommt, findet er immer Gründe, um seinen
Aufenthalt auszudehnen.«
»Ist ihre
Affäre ein so unschuldiges Spiel?« sagte der
Russe.
Ricos Augen erschienen
noch schwärzer. »Sie betreten
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