Topas
sagte sie.
»Lügnerin!«
»Ich weiß
es nicht«, wiederholte sie. »Aber wenn es so war, dann
trägt er die Informationen bestimmt nicht persönlich aus
dem Land, oder? Würde er sie nicht schon über Funk oder
durch die diplomatische Kurierpost übermittelt
haben?«
»Sie sind zu
verdammt logisch für eine Frau.«
»Auf jeden Fall
kann Ihnen Devereaux keinen Schaden mehr zufügen, es sei denn,
Sie wären so töricht, ihn umbringen zu wollen. Das
würde dann wirklich Folgen haben. Und was mich betrifft, Rico
Parra, ich habe Kuba nicht verraten.«
»Und wenn er
ausreist, versucht er, ein Boot für Sie zu schicken -
stimmt's?«
»Ich bin sicher,
daß Sie meine Dienstboten durch Ihre eigenen ersetzen werden.
Ich rechne damit, unter ständiger Bewachung zu stehen. Das ist
Teil des Handels.«
»Sie haben das
wirklich gründlich durchdacht, nicht wahr?«
»Ich habe Sie
nie für einen Trottel gehalten.« Sie ging ins
Schlafzimmer. Rico folgte ihr, seine kalte Zigarre zwischen den
Zähnen. Er lehnte sich an den Türrahmen, steckte die
Daumen hinter den Bauchgurt und blickte düster vor sich hin.
Juanita stand neben dem Bett und löste die Schleife ihres
Büstenhalters. Er öffnete sich. Sie ließ ihn zu
Boden fallen und stand stolz in ihrer Nacktheit da.
Rico lief rot an.
Ströme von Lust und Zorn und Verwirrung durchliefen ihn
gleichzeitig. Juanita ging selbstsicher auf ihn zu, nahm ihm die
Zigarre aus dem Mund und schleuderte sie fort. Sie ergriff seine
grobe Hand und führte sie an ihre Brust.
»Wenn wir es
schon tun«, sagte sie, »können wir es wenigstens
genießen.«
Seine freie Hand kam
auf einmal hoch und schlug ihr über den Mund. »Schwein!
Aristokratenschwein!« Ein weiterer Schlag, ihr Kopf flog
zurück, und ihr Haar löste sich. Er schlug sie wieder.
Ihr wurde schwindlig, aber sie wich nicht zurück und weinte
nicht. Rico schleuderte sie brutal aufs Bett. »Du haßt
mich! Schön, Weib! Du willst ein Tier!« Er sprang auf
sie, riß ihr die Hosen vom Leib und warf sie auf dem Bett hin
und her. Juanita verfiel halb in Hysterie und langte verzweifelt
nach seinem Bart, an dem sie mit aller Kraft zerrte, bis Rico
gezwungen war, sich auf sie fallen zu lassen. Ihre Zähne
drangen durch das Hemd in seine Schulter. Er schrie vor
Schmerz.
»Ich bin auch
ein Tier!« rief Juanita, biß ihn wieder und zwang ihn,
von ihr abzulassen. Sie lagen nebeneinander und rangen nach Atem,
dann lachten und weinten sie wie Halbverrückte, rissen wieder
aneinander und fielen kämpfend auf den Fußboden. Sie
blieb ihm an Brutalität nichts schuldig. Sie grub ihre
Nägel in sein Gesicht, kratzte ihn, riß an seinem Bart
und biß ihn, bis er sie auf dem Rücken liegen hatte und
sie durch sein Gewicht niederhielt. Das Blut aus seiner Wunde lief
ihr über Gesicht und Hals. Er hielt sie fest. Beide keuchten
und stöhnten - und nach einer Weile wurden sie
ruhig.
Plötzlich begann
Rico Parra zu wimmern. »Ich kann es nicht. Ich bin jetzt
nicht fähig dazu. Ich habe immer diese Schwierigkeiten.«
Er lockerte seinen Griff.
Ihre Finger fuhren in
den schwarzen Haarschopf, diesmal zärtlich, und sie
streichelte ihn sacht. »Ruh dich aus, und dann helfe ich
dir.«
»Ich kann es
nicht.«
»Ich werde es
dir zeigen. Ich bringe dir alles bei.«
Beide merkten,
daß jemand ins Zimmer gekommen war. Hernandez, der
Leibwächter, stand mit offenem Mund über ihnen. Rico
rappelte sich auf, und Hernandez schlich zitternd zur
Tür.
»Compadre«, flehte er, »ich
hatte keine Ahnung …«
»Zum Teufel! Was
wollen Sie hier?«
»Uribe rief von
Ihrem Büro an und fragte, ob Sie hier seien. Er sagte, es sei
dringend - von Munoz, auf dem Flughafen.«
»Was haben Sie
ihm gesagt?«
»Nichts - ich
habe ihm nicht gesagt, daß Sie hier sind. Ich schwöre
es!«
»Raus!«
schrie Parra und trat Hernandez in den Hintern.
Er schwankte einen
Augenblick und wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus
dem Gesicht. Er sah Juanita an, die auf dem Fußboden lag.
Dann wankte er zum Telefon und nahm den Hörer ab.
»Ruf nicht
an!« bettelte Juanita de Cordoba. »Bitte, ruf nicht
an!«
47
Eine Stunde verrann -
ein zweite Stunde. Andre saß auf der Holzbank im Warteraum
zwei, die Reisetaschen vor sich auf den Knien, während die
kalten, scharfen Blicke der G-2-Leute ununterbrochen auf ihm
ruhten. Es war stickig in dem schlecht gelüfteten Raum. Die
Beamten und die Miliz vollzogen an den kubanischen Passagieren ihr
schmutziges
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