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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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»Es ist
undenkbar.«
    »Im Geheimdienst
ist es durchaus üblich, an das Undenkbare zu
denken.«
    Andres Demütigung
vor Freunden und Kollegen wurde vollständig. Er wußte,
jetzt galt es, um jeden Preis Haltung zu bewahren. Der Gedanke,
daß Boris Kuznetows Ausführungen sich bis jetzt als
hieb- und stichfest erwiesen hatten, machten ihn fast
krank.
    »Darf ich
fortfahren?« fragte Kuznetow.
    »Bitte.«
    »Bei Ihrem
nächsten Aufenthalt in Paris wird entweder Robert Proust oder
ein höherer Beamter des SDECE Sie über die Sektion P
unterrichten und Ihnen den Auftrag erteilen, die Amerika-Spionage
über Ihr Büro laufen zu lassen.«
    »Wenn das
stimmt, weiß jeder, wie ich mich verhalten
werde.«
    »Das ist es ja
gerade. Nordstrom, McKittrick, der Chef des CIA - jeder vertraut
Ihnen völlig. Deshalb kann die Sektion P ein Meisterstück
der Täuschung werden. Dem KGB in Moskau gefällt der Plan
so gut, daß er ihn als Hebel für seine eigene
Industriespionage in Amerika benutzen will.«
    Zum erstenmal seit
zwei Jahrzehnten verlor Andre Devereaux vor einem Gegner die
Fassung. Er sprang auf und schlug mit der Faust auf den Tisch.
»Sie versuchen Frankreich herabzuwürdigen! Sie wagen es,
mein Land der Zusammenarbeit mit der Sowjetunion anzuklagen? Sie
lügen!«
    Erschrocken über
seinen Ton, schwieg Andre plötzlich. Er hatte vor diesen
Männern, die vom gleichen Schlag waren wie er, einen schweren
Fehler gemacht. »Es ist reine Phantasie«, sagte er
grob.
    »In unserem
Beruf muß man Phantasie haben, oder nicht?« erwiderte
Kuznetow Er nahm seine Brille ab, legte sie müde auf den Tisch
und rieb sich die Augen. Es tat ihm leid, daß er Andre das
antun mußte. Schließlich setzte er die Brille wieder
auf und musterte die Gesichter der Amerikaner, die er kennengelernt
hatte. Sie waren ungläubig.
    »Ich bin Boris
Kuznetow«, sagte er flüsternd. »Zum Zeitpunkt
meines Übertritts war ich Chef einer supergeheimen Abteilung
des KGB, der Anti-NATO-Gruppe.«
    Keiner der Anwesenden
hatte von ihrer Existenz etwas gewußt, alle waren
sprachlos.
    »Die von der
Sektion P gesammelten Informationen werden auf die gleiche Weise
nach Moskau gelangen wie schon die NATO-Dokumente. Das Codewort
für die Franzosen, die innerhalb der französischen
Regierung als Agenten der Sowjetunion arbeiten, heißt Topas.
Sie sitzen überall, in jedem militärischen Stab, in jedem
Ministerium. Der SDECE ist durchsetzt von ihnen. Topas-Mitglieder
haben Zugang zur höchsten Regierungsspitze. Die Nummer eins
ist ein Mann mit dem Decknamen Columbine. Wenn Sie herausfinden,
wer Columbine ist, haben Sie eine Person entdeckt, die das
Vertrauen und das persönliche Wohlwollen von
Staatspräsident Pierre La Croix
genießt.«
    »Wollen Sie
damit behaupten, daß der französische Staatschef von
einem sowjetischen Agenten informiert und beraten
wird?«
    »Jawohl«,
sagte Boris Kuznetow, »das will ich.«

 
    56
    Prominente Kubaner aus
dem »Vaterland« herauszuholen war in jenen Wochen an
der Tagesordnung. Der Flüchtlingshandel blühte. Nachdem
Andre die Tasche mit den Schmuckstücken zur
Weiterbeförderung an die neuen Eigentümer dem FBI
übergeben hatte, kümmerte er sich mit Mike Nordstroms
Hilfe um ein Boot für Juanita de Cordoba. Sie machten einen
einfachen Plan, dessen Kernstück ein äußerst
schnelles Boot mit einer in Kuba-Angelegenheiten erfahrenen
Mannschaft war. Die Besatzung wußte, wo und wann man anlegte,
und kannte den Dienstplan der kubanischen Patrouillen. Im Schutz
der Nacht konnte das Boot rasch die kubanischen
Hoheitsgewässer hinter sich bringen und im Fall einer
Entdeckung seinen Verfolgern davonfahren.
    Eines der Paradoxe in
den kubanisch-amerikanischen Beziehungen bestand darin, daß
es noch immer möglich war, von einem Land zum anderen zu
telefonieren. Nachdem der Fluchtplan fertig war, telefonierte Andre
in einem für solche Fälle vereinbarten Geheimcode mit
Alain Adam, kehrte dann nach Washington zurück, schickte den
Plan durch einen diplomatischen Kurier nach Kuba und wartete
darauf, daß er ihm grünes Licht
zurückbringe.
    Brigitte Camus betrat
Andres Büro und blieb vor seinem Schreibtisch stehen. Er sah
auf und erblickte eine offensichdich erzürnte
Sekretärin.             
    »Ist der Kurier
aus Havanna schon da?«
    »Ja«,
antwortete sie, »er ist auf dem Weg vom Flughafen hierher und
dürfte jeden Augenblick in der Botschaft eintreffen.«
Sie fuhr fort, ihm ihren Verdruß zu zeigen, indem sie ein
Flugbillett

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