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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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auf den Schreibtisch knallte.
    Andre tat so, als
bemerke er nichts und studierte seine Rückflugkarte nach
Miami. »Wenn alles gutgeht«, sagte er, »sitze ich
in zweiundziebzig Stunden wieder an meinem
Schreibtisch.«
    »Wenn alles gutgeht«,
fauchte sie.
    Brigitte Camus war
immer eine äußerst ergebene, verschwiegene und
verläßliche Mitarbeiterin gewesen. In diesen zehn Jahren
war sie in die meisten Pläne eingeweiht worden und trug
große Verantwortung. Gelegentlich bat Andre sie sogar um
ihren Rat.
    Die Fälle, in
denen Brigitte Camus ungebeten einen Rat erteilte, waren
seltener.
    »Lassen Sie
bitte auf meinem Schreibtisch alles wie es ist«, sagte
Andre.
    »Bevor Sie mich
hinauswerfen« - so eröffnete sie stets solche
Unterhaltungen - »habe ich Ihnen etwas zu sagen - und ich
werde es sagen.«
    Andre warf seinen
Kugelschreiber hin, setzte die Brille ab und lehnte sich ergeben in
seinen Ledersessel zurück. »In diesem Fall sollten Sie
sich hinsetzen und es sich bequem machen.«
    Brigitte blieb stehen.
»Es ist gefährlich für Sie, nach Kuba
zurückzukehren.«
    »Wie kommen Sie
darauf, daß ich nach Kuba will?«
    »Warum haben wir
uns nicht an einen der -zig Agenten im Raum Florida gewandt, die
Juanita de Cordoba aus Kuba herausholen könnten? Zum Beispiel
an Pepe Vimont?«
    »Und wenn ich
nun die Absicht habe, in Miami mit Pepe zu sprechen? Haben Sie
daran nicht gedacht? Sind Sie nie auf die Idee gekommen, ich
könnte einfach den Wunsch haben, dort zu sein, wenn das Boot
zurückkommt?«
    »Sie mögen
vielleicht der beste Sicherheitsbeamte der Welt sein, aber mir
machen Sie nichts vor. Und Sie wissen ganz genau, daß ein
Mann in Ihrer Stellung an solchen Unternehmungen nicht teilnimmt.
Es verstößt gegen jede Regel unseres
Berufs.«
    Er war eindeutig
entlarvt. Der Versuch, diese Frau zu täuschen, war nutzlos.
»Jahre hindurch«, erwiderte Andre leise, »habe
ich Unternehmungen geplant und mich, während ich abwartend
zusah, innerlich aufgerieben. Es gab Fälle - Sie kennen Sie -,
in denen ich Männer und Frauen in den Tod geschickt habe. Was
wäre gewesen, wenn ich an ihrer Stelle gestanden hätte?
Ich hätte fast jedesmal durchkommen können.
Brigitte«, fuhr er mit ungewohnter Vertraulichkeit fort,
»Brigitte, dieses eine Mal muß ich es selbst tun. Wenn
irgend etwas schiefginge, wenn sie umkäme und ich wäre
nicht dort… dann würde ich vielleicht nicht mehr
weitermachen wollen.«
    Brigittes Zorn
verwandelte sich in Mitleid. »Ich werde es verstehen
müssen, Monsieur Devereaux.«
    »Der Botschafter
darf nichts wissen.«
    »Gut.« Sie
wollte schon hinausgehen, wandte sich aber noch einmal um.
»Auf meinem Schreibtisch liegt wieder ein Brief von Ihrer
Frau. Diesmal hat sie ihn in einen zweiten Umschlag gesteckt, an
mich adressiert und mich flehentlich gebeten, dafür zu sorgen,
daß Sie ihn nicht wie die anderen ungeöffnet
zurückschicken. Bitte, lesen Sie ihn, bevor Sie nach Miami
fliegen.«
    »Nein.«
    »Es könnte
doch irgend etwas passieren. Bitte hinterlassen Sie Ihrer Frau
nicht einen ungeöffneten Brief.«
    »Sie hat mich
nicht ohne Grund verlassen, und er besteht nach wie vor. Solange es
mein sehnlichster Wunsch ist, Juanita de Cordoba aus Kuba
herauszuholen, werde ich meiner Frau nicht etwas anderes
vorheucheln. Ich weiß, Juanita und ich stehen unter einem
unglücklichen Stern, aber ich kann diesen Traum von einem
Leben mit ihr nicht aufgeben …«
    »Und wenn der
Traum sich nicht erfüllt?«
    »Warum sollte
Nicole das Opfer meiner Torheit sein? Sie ist noch jung und
hübsch genug, um für sich selbst ein erfülltes Leben
zu finden.«
    »Wissen Sie denn
nicht, daß Sie unter jeder Bedingung zu Nicole
zurückkehren können und daß sie irrsinnig
glücklich sein wird?«
    »Schicken Sie
den Brief zurück.«
    Brigitte
schüttelte den Kopf. »Wie kann ein so kluger Mann ein
solcher Narr sein?«
    »Ich habe mein
Leben lang logisch gedacht. Diesmal will ich ein kompletter Narr
sein.«
    In diesem Augenblick
klopfte es, und die Sekretärin der Nachrichtensammelstelle
trat ein. Brigitte quittierte ein Bündel Briefe. Sie sah sie
rasch durch, fand den Kurierbrief Alain Adams aus Havanna und
riß den Umschlag auf.
    Andre setzte sich die
Brille auf.
    Mein lieber
Andre,
    es tut mir leid,
daß wir uns am Telefon nur so verklausuliert unterhalten
konnten, ich muß aber sagen, daß ich über alle
Maßen froh war, als ich Ihre Stimme hörte und
wußte, daß Sie sicher in Miami angekommen waren. Ich
habe Ihren

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