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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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Brief mit der Weisung, Juanita Samstag nacht zur
verabredeten Stelle zu bringen, erhalten. Obgleich die Fischer, die
Sie erwähnen, vorbereitet sind, ist doch etwas eingetreten,
über das ich Ihnen berichten muß.
    Nachdem ich Sie am
Flughafen verlassen hatte, ging ich sofort zu Juanita, um sie
mitzunehmen und unter den exterritorialen Schutz der Botschaft zu
stellen. Juanita war nicht zu Hause, und ich konnte nicht erfahren,
wohin sie gegangen war. Um unseren Plan nicht zu gefährden,
mußte ich meine Bemühungen zunächst einstellen.
Nach stundenlangen vergeblichen Versuchen, Che Guevara zu sprechen,
erkämpfte ich mir buchstäblich den Zutritt zu seinem
Büro und warnte ihn: Wir wüßten, daß man Sie
entführen wolle. Der weitere Verlauf Ihrer Abreise aus Kuba
ist bekannt. Dem Himmel sei Dank, daß Sie durchgekommen
sind.
    Den ganzen Tag
über versuchte ich stündlich, Juanita zu erreichen,
leider vergeblich. Als ich am nächsten Morgen bei ihr anrief,
wurde mir von jemandem, der neu im Haus sein mußte, ziemlich
barsch erklärt, sie sei nicht zu erreichen.
    Daraufhin schickte
ich Blanche in einem Wagen der Botschaft hin; sie sollte so tun,
als überbringe sie eine gesellschaftliche Einladung. Bei
diesem Besuch erlebte Blanche recht merkwürdige Dinge. Juanita
war offensichtlich nicht sie selbst und behandelte Blanche beinahe
unhöflich. Sie schlug jegliche Einladung aus unter dem
Vorwand, sie fühle sich nicht wohl. Blanche hoffte, sie
könnte ihr einen Zettel zustecken oder ein Zeichen geben, aber
man ließ sie keine Sekunde aus den Augen.
    Am nächsten
Morgen fuhr ich selbst zu der Villa. Am Tor standen zwei
Milizsoldaten. Außer der Tatsache, daß der Hausdiener,
die Köchin und der Gärtner durch neues Personal ersetzt
worden waren, konnte ich nicht viel in Erfahrung bringen. Juanita
schien praktisch eine Gefangene zu sein.
    Vorgestern erschien
sie zum erstenmal seit Ihrer Abreise in der Öffentlichkeit,
und zwar anläßlich der Einweihung eines neuen
Krankenhauses. Ich nahm natürlich an den Feierlichkeiten teil,
denn es schien mir die letzte Chance zu sein, mit Juanita
Verbindung aufzunehmen und sie über das Boot zu unterrichten.
Mein guter Andre, es fällt mir entsetzlich schwer, Ihnen diese
Zeilen zu schreiben. Juanita erschien am Arm Rico Parras. Sie wurde
die ganze Zeit streng bewacht, und es war mir unmöglich, ihr
außer ein paar offiziellen Begrüßungsworten etwas
zu sagen. Es ist furchtbar, Ihnen das schreiben zu müssen,
aber man munkelt, sie sei Parras Geliebte geworden.
    Anscheinend hat sie
damit Ihr Leben erkauft, mein lieber Andre, und löst nun ihre
Schuld ein. Blanche und ich teilen Ihren Kummer.
    In herzlicher
Freundschaft
    Alain
Adam 
    Andre saß da wie
eine Wachsfigur. »Sagen Sie meinen Flug nach Miami ab«,
flüsterte er heiser. »Ich schwöre … solange
sie lebt, werde ich einen Weg suchen, sie aus Kuba herauszuholen
… ich schwöre es …«

 
    57
    Inspektor Marcel
Steinberger parkte seinen Wagen am Boulevard Murat und ging zu
Fuß die zwei Straßen bis zu seiner Wohnung. Bei den
vielen neuen Autos war das Parken in Paris zu einem großen
Problem geworden.
    Mit gesenktem Kopf und
auf dem Rücken verschränkten Händen ging er
gedankenverloren dahin; die Jungen, die auf der Straße
Fußball spielten, sah und und hörte er nicht.
    Als er die
Wendeltreppe zu seiner Wohnung hinaufstieg, schlugen ihm
mannigfache Essensgerüche entgegen.
    Sophie
begrüßte ihn an der Tür und nahm ihm Hut, Mantel,
Schal und Schirm ab. Geistesabwesend stapfte er in die Küche,
nahm den Deckel von dem Topf mit der scharf gewürzten
Kohlsuppe - das übliche Donnerstag-Abendessen - und segnete
das Mahl, wie er es immer tat.
    Seine Frau war
gebürtige Polin. Sie hatten sich im Konzentrationslager Dachau
kennengelernt. An die fünfzig Angehörige aus Sophies
engerem Verwandtenkreis waren in den Gaskammern umgekommen; sie war
die einzige Überlebende. Nach der Befreiung verloren sie sich
in dem allgemeinen Durcheinander der Verschickungen aus den Augen,
aber wie durch ein Wunder fanden sie sich wieder. Unter den
Hunderttausenden verzweifelter und erschütternder Botschaften,
die an die Wände der Flüchtlingslager geheftet waren,
hatte Steinberger gelesen:
    MARCEL
STEINBERGER… ICH LEBE, IN WIEN, UND WARTE AUF ABTRANSPORT
NACH PALÄSTINA … SUCH MICH DURCH HIAS (HEBREW
IMMIGRATION ASSISTANCE SOCIETY), WIEN … SOPHIE
PERLEMUTTER.
    Ähnlich wie viele
Ehepaare, die sich im Konzentrationslager kennengelernt

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