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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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die
westlichen Systeme.«
    »Fahren Sie
fort.«
    »Anfang der
fünfziger Jahre verfehlte die Sowjetunion zwei ihrer
wichtigsten Nachkriegsziele. Einmal gelang es uns nicht, den
Zusammenschluß Westdeutschlands zu verhindern. Zum anderen
gelang es uns nicht, den Westen aus Berlin zu
verdrängen.«
    Er machte eine Pause,
um einen Schluck Pepsi-Cola zu trinken, und dachte, daß er
den Tag preisen werde, an dem man ihm einen Wodka erlauben
würde.
    »Die NATO
dürfte das wirksamste und weitgehendste
Militärbündnis sein, das je geschaffen wurde. Das
Zerbrechen des NATO-Schildes hat im sowjetischen Denken
höchsten Vorrang, denn solange die NATO intakt bleibt, kann
sich die Sowjetunion in Westeuropa nicht weiter ausdehnen. Bei
meinen Nachforschungen galt es, das schwache Glied in der NATO zu
finden. Es ist Frankreich.«
    Boris wagte einen
Blick in Devereaux' brennende Augen. »Es tut mir leid
für Sie, Devereaux, aber die NATO wird durch Frankreich
gesprengt werden, und deshalb haben wir unsere Anstrengungen auf
Frankreich konzentriert.«
    Andre vermied es
weiterhin, die Amerikaner anzuschauen. Er wußte, was nun kam,
und er wußte, daß der Russe die Wahrheit sprach, und es
verdroß ihn.
    »Ich bin durch
meine Untersuchung zu der Ansicht gelangt, daß Frankreich
politisch ein traditionell unsicheres Land ist und daß die
Franzosen einzig und allein sich selber treu bleiben. Ihre Arroganz
ist bodenlos. Der französische Traum von Überlegenheit,
von einer Rückkehr zu nationaler Größe ist für
sie so etwas wie ein Rauschgift. Dann kam Pierre La Croix. La Croix
ist ein Mann, den die Demütigung durch die Niederlage
Frankreichs im Krieg unendlich erbittert hat. Frankreichs
Demütigung durch die Vereinigten Staaten hat La Croix für
diejenigen, die sich seiner Erbitterung zu bedienen wissen,
verwundbar gemacht. Seine Schwäche ist ein Umstand, der den
Russen sehr zustatten kommt. Natürlich ist er kein Kommunist,
aber er läßt sich vor Moskaus Wagen
spannen.«
    Die Demütigung
Frankreichs war eine Tatsache, die Andre Devereaux nur zu gut
kannte, denn er hatte die Anfänge des Freien Frankreich
miterlebt. Damals hatte er in La Croix den Retter gesehen. O ja,
Boris Kuznetow hatte seine Untersuchungen sehr gut
durchgeführt.
    »Frankreich ist
in Vietnam, Marokko, Tunesien und am verheerendsten in Algerien
besiegt worden. La Croix hat einen Papiertiger geerbt und ein Volk,
das des Blutvergießens und der seit hundert Jahren
andauernden Niederlagen auf dem Schlachtfeld überdrüssig
ist.
    Aber der
Präsident kannte seine Franzosen. Sprich einem Franzosen von
Ehre, und er ist im innersten Kern seines Wesens getroffen. Ein
Zauberwort.«
    Kuznetow erhob sich
aus seinem Rollstuhl, reckte sich und schritt langsam am Tisch
entlang.
    »Aber seine
Stärke ist fragwürdig. Milliarden werden in die
französische Atomstreitmacht gepumpt. Wie Sie wissen, meine
Herren, nimmt niemand die force de frappe ernst. La Croix
muß sich, um Erfolg zu haben, der diplomatischen Erpressung
bedienen. In diesem Spiel ist er konkurrenzlos. Das Wesen der
französischen Politik besteht darin, der amerikanischen
Vorherrschaft Widerstand entgegenzusetzen. Was kann Moskau mehr
verlangen?«
    Der Russe kehrte an
seinen Platz zurück und nahm ein Buch vom Tisch. Auf dem
Schutzumschlag stand: Die Kriegserinnerungen Pierre
La Croix. Er schlug den Band an der ersten
von etlichen Markierungen auf.
    »Ich zitiere aus
seinen Erinnerungen.« Boris setzte sich die Brille auf,
suchte die Stelle und sah die Männer vom ININ noch einmal an;
dann begann er: »›In den Augen Rußlands durfte
es nicht noch eine dritte Macht geben, die Vichy-Frankreich gegen
das Kämpfende Frankreich ausspielte. Amerika glaubte, es
könne Frankreich, das auf eine jahrhundertealte Erfahrung
zurückblickt, bevormunden. Rußland dagegen hatte
völliges Verständnis für die Lage des
Kämpfenden Frankreich und ehrte es durch Anerkennung des
Französischen Befreiungskomitees.‹«
    An anderer Stelle, so
führte Kuznetow aus, beklagte sich La Croix wütend und
beleidigt darüber, daß die Anglo-Amerikaner das Freie
Frankreich nicht anerkannt hätten, daß sie es bei ihrer
strategischen Planung nicht hinzugezogen, es nicht bewaffnet und
ohne seine Mitsprache und Zustimmung internationale Beschlüsse
über Frankreich getroffen hätten.
    »›Franzosen und
Russen verbindet zweifellos ein verwandter Geist‹«,
las Kuznetow weiter, »,in vieler Hinsicht neigen die Russen
dem Gedanken einer

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