Topas
wohin
immer wir sie haben möchten. Diese Lügen, die den
authentischen Stempel der SDECE tragen, werden dann von dem Mann
mit dem Decknamen Columbine Präsident Pierre La Croix
vorgetragen.«
»Wie oft haben
Sie das schon praktiziert?«
»Dutzende von
Malen. An die hundert Male. Und nirgends so erfolgreich wie in
Frankreich, dem schwachen Glied der Kette. Während der
Algerienkrise konnten wir der französischen Regierung Berichte
zuleiten, wonach dem CIA in Algerien Pepsi-Cola-Konzessionen und
verschiedene Zeitungen gehörten; diese habe der amerikanische
Geheimdienst als Tarnorganisationen benutzt, um die algerischen
Aufständischen mit Geld zu unterstützen. Sie wissen,
meine Herren, daß viele Franzosen der Meinung sind, Amerika
sei für den Verlust Algeriens verantwortlich. Das ist zum
großen Teil das Werk unserer Abteilung
Nachrichtenfälschung.
Als im vergangenen
Jahr die französischen Generale in Algerien
revoltierten«, fuhr Kuznetow fort, »und mit einer
Luftlandung in Paris und mit der Besetzung des französischen
Mutterlandes drohten, konnten wir große Verwirrung stiften.
Der amerikanische Präsident bot seine Hilfe an, doch über
Topas gelang es uns, La Croix zu veranlassen, darin einen
amerikanischen Versuch der Einmischung in Frankreichs innere
Angelegenheiten zu sehen; ja, er unterstellte den Amerikanern
sogar, sie wollten diese Aktion als Sprungbrett benutzen, um in
Frankreich starke Truppenverbände zu stationieren.
Ich könnte Ihnen
noch manches nennen. Wenn der Präsident außer Landes
reist, wird ihm vielfach durch unsere gefälschten Nachrichten
eingeredet, daß die Amerikaner seine Besuche zu untergraben
versuchen und antifranzösische Demonstrationen anzetteln. La
Croix ist überzeugt, daß dergleichen das Werk des CIA
ist.
Wie Sie wissen, hat
der Präsident sehr schlechte Augen und kann lange Dokumente
nicht lesen. Infolgedessen ist er weitgehend von mündlichen
Darstellungen abhängig. Das macht ihn besonders verwundbar,
und durch Columbine sorgen wir dafür, daß unsere
Meldungen bei ihm Gehör finden.«
»Wer ist
Columbine?« fragte Andre.
»Wer
weiß«, erwiderte Kuznetow. »Er kann im SDECE, im
Kabinett, in der militärischen Führung sitzen. Ich
weiß nur das eine: Wenn wir La Croix mit einer falschen
Nachricht versehen wollen, bekommt sie Columbine.«
»Großer
Gott!« entfuhr es Michael Nordstrom.
»Kuznetow«, fragte
McKittrick eindringlich, »haben Sie auch in der Suezkrise mit
Ihren Falschmeldungen gegen uns gearbeitet?«
Boris Kuznetow
lächelte. »Sie haben es erfaßt. Es war einer
unserer größten
Triumphe.«
»Natürlich!« rief
Andre, »natürlich! Nur so war es möglich. Man hat
uns getäuscht!«
Auf dem Gang nahm
Marshal McKittrick Nordstrom beiseite. »Schicken Sie mir das
Protokoll dieser Sitzung ins Weiße Haus«, sagte er,
offensichtlich beunruhigt.
63
Der Präsident der
Vereinigten Staaten las seinen Brief an den Präsidenten von
Frankreich noch einmal durch:
20. Oktober
1962
Sehr geehrter Herr
Präsident La Croix,
durch Quellen, die
wir für unbedingt zuverlässig halten, ist uns ein
Sachverhalt von so weitreichenden Folgen bekanntgeworden, daß
ich zu der ungewöhnlichen Form dieses mit nur einer Kopie
ausgefertigten Briefes greife, den Ihnen mein Sonderberater Marshal
McKittrick persönlich überbringen wird.
Man hat uns
über das Vorhandensein eines ausgedehnten Spionagenetzes
unterrichtet, in dem französische Staatsbürger als
Sowjetagenten arbeiten. Dieses Spionagenetz läuft unter dem
Codewort Topas. Allem Anschein nach ist es gelungen, bis hoch in
die Regierung und insbesondere in Ihren Geheimdienst Agenten
einzuschleusen. Mit Hilfe einer einzigartigen Methode, genannt
»Nachrichtenfälschung«, die der Russe Sergej
Mikeloff vom sowjetischen KGB in Gemeinschaft mit dem sowjetischen
Residenten in Paris, Gorin, anwendet, hat man Falschmeldungen und
entstellte Geheimberichte bis in Ihre höchsten staatlichen
Gremien leiten können. Durch die gleiche Quelle wurde uns
enthüllt, daß sich ein Topas-Mitglied (oder auch
mehrere) in Ihrem engsten Kreis befindet. Ich bitte Sie dringend,
eine Gruppe von Fachleuten in die Vereinigten Staaten zu schicken,
damit sie die uns vorliegenden Unterlagen prüfen und bei
unserer Hauptquelle weitere Auskünfte einholen
können.
Wir haben ferner
erfahren, daß der Spionagering Topas in der Lage ist, dem
sowjetischen KGB geheime NATO-Dokumente in die Hand zu spielen, und
daher
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