Topas
nicht
zur Verhaftung.
*
»Gute Arbeit,
Inspektor«, sagte Leon Roux zu Steinberger.
»Wann darf ich
den Gauner festnehmen?« fragte Steinberger.
»Nicht so
hitzig«, erwiderte Roux, und in seine Augen kam ein
Funkeln.
»Was haben Sie
vor?«
Roux' runzeliges
Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die man zur Not als ein
Lächeln bezeichnen konnte. »Oberst Jasmin und ich werden
dafür sorgen, daß Henri Jarre in den nächsten
Wochen nur falsche Akten zu Gesicht bekommt. Auf diese Weise wird
er die Kameraden in Moskau reichlich mit Unsinn versorgen und ihre
militärische Planung samt Abschirmdienst ein Jahr lang
durcheinanderbringen. Zumindest soll Jarre einiges von dem Schaden,
den er angerichtet hat, wiedergutmachen. Wenn wir merken, daß
den Russen der Kopf schwirrt und daß sie uns auf die Schliche
kommen, machen wir mit Jarre kurzen Prozeß und lassen die
Falle zuschnappen.«
Marcel Steinberger
brach in lautes Lachen aus, was bei ihm selten vorkam.
»Was meinen Sie,
Steinberger? Wir werden den Idioten vom SDECE schon zeigen, wer
mehr kann, sie oder die Sûreté!«
Ȇbrigens
müssen wir die Frau verhaften«, sagte Steinberger.
»Ich fürchte, Mademoiselle de Vores Bankkonto und ihre
Ausgaben stehen nicht in Einklang mit ihrem Gehalt. Offensichtlich
hat sie von Anfang an mit Jarre zusammengearbeitet.
Schändlich.«
»Nun,
andererseits hat sie uns geholfen«, meinte Roux, »und
Jarre edelmütig betrogen, um ihren eigenen Kopf zu retten. Wir
wollen zusehen, daß sie ein mildes Urteil
bekommt.«
62
Fregattenkapitän
Farrow, Herzspezialist im Marinehospital und behandelnder Arzt von
Boris Kuznetow, verließ mit Sid Jaffe das Krankenzimmer des
Russen. Sie gingen ins Arztzimmer hinüber, wo Dr. Billings,
Devereaux, Kramer und W. Smith schon warteten. Farrow schloß
die Tür hinter sich. »Er ist erschöpft,
überanstrengt. Er hat mehr als sechzig Verhöre
durchgemacht und braucht unbedingt Ruhe.«
»Ist es
ernst?«
»Noch nicht.
Wenn wir aber fortfahren wie bisher, dann - verzeihen Sie mir den
Ausdruck - spielen wir Russisch-Roulette.«
»Aber Kuznetow
besteht doch darauf, uns noch einmal zu sprechen«, sagte
Jaffe.
Der Marinearzt spielt
mit seinem Stethoskop. »Einmal noch, in seinem Zimmer, und
bitte kurz. Ich sage das nicht zum Scherz.«
»Vielen Dank,
Doktor. Könnten Sie uns einen Augenblick Ihr Büro zur
Verfügung stellen?« Als der Arzt gegangen war, wandte
sich Jaffe zu den anderen. »Kuznetow hat darum gebeten,
daß heute Nordstrom, Sanderson Hooper und der dem
Präsidenten verantwortliche Sicherheitsbeamte anwesend
sind.«
Die anderen nickten
zustimmend. Jaffe rief den ININ in Foggy Bottom an. »Mike
… hier ist Sid Jaffe. Unserem Freund geht es nicht
besonders, der Arzt hat uns aber erlaubt, ihn zu sehen; der Patient
besteht darauf, daß Sie mit Sandy und Marsh dabei
sind.«
»Gut«,
antwortete Nordstrom.
Mit den sieben
Amerikanern und den zwei Krankenschwestern war das Krankenzimmer so
voll, daß man sich gegenseitig auf die Zehen trat. Die eine
Schwester schüttelte Kuznetow das Kissen auf, damit er
aufrecht sitzen konnte; die andere wiederholte noch einmal die
Anordnungen des Arztes und erließ ein Rauchverbot.
Kuznetow war der
Zerreißproben überdrüssig. Eine Woche lang hatte er
um die Sache herumgeredet.
»Ich wollte Sie
heute alle sprechen, um Ihnen eine Geheimabteilung des KGB zu
enthüllen; sie ist für die genialste und erfolgreichste
Spionagetätigkeit verantwortlich, die je von der Sowjetunion
ausgeübt wurde. Ich meine die Abteilung
Nachrichtenfälschung.«
Sie zeigten
gespannteste Aufmerksamkeit, als er in ihren Gesichtern nach einer
Reaktion forschte. Das neuenthüllte Amt war ihnen
genauso unbekannt, wie es seine eigene
Anti-NATO-Abteilung gewesen war.
»Die Abteilung
Nachrichtenfälschung wird von einem KGB-Offizier namens Sergej
Mikeloff geleitet. Sie hat die Aufgabe, Nachrichten zu entstellen
oder zu erfinden und sie durch den Geheimdienst des Feindes an die
gegnerische Regierung heranzutragen, ich wiederhole: durch den
Geheimdienst des Feindes. Topas verrichtet diese Arbeit innerhalb
des SDECE. Ich möchte mit Nachdruck darauf hinweisen, meine
Herren, daß das Ganze viel ausgeklügelter und
unheilvoller ist als die üblichen Tarnungsmanöver und
Abwehrtricks.
Die falschen Daten
werden in Moskau erdacht, gelangen von dort an den Pariser
Residenten und zu den Topas-Agenten im SDECE. Diese wiederum
schleusen sie in die Ministerien und ins Kabinett ein oder
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