Topas
einen
Abholkorb, so daß jeder seine Sachen noch rechtzeitig
für die letzte Post holen kann.«
»Sagen Sie,
Mademoiselle de Vore, benutzt auch Monsieur Jarre diesen Apparat?
Kennt er sich damit aus? Haben Sie je gesehen, daß er ihn
benutzt?«
»Ja, daran
erinnere ich mich ganz genau. Bis vor etwa anderthalb Jahren hatten
wir einen alten Thermo-Fax, der dann durch den Repco ersetzt wurde.
Ein paar Tage, nachdem wir das neue Gerät bekommen hatten, kam
ich mittags vom Essen zurück und traf Monsieur Jarre in meinem
Zimmer an; er hantierte fluchend an dem Apparat herum. Er hatte
irgend etwas von dem Flüssigkeitsbehälter verstellt und
stand hilflos vor den Negativ- und Positivbogen. Er bat mich, ihm
zu zeigen, wie der Apparat bedient wird.«
»Fanden Sie das
nicht merkwürdig?«
»Ehrlich gesagt,
nein. Ich konnte ja mal krank sein oder aus irgendeinem anderen
Grund nicht zur Verfügung stehen, wenn er gerade eine Kopie
brauchte. Ich sah darin nichts
Ungewöhnliches.«
»Kommt es vor,
daß Sie Ihr Büro während des Tages für
längere Zeit verlassen?«
»Was verstehen
Sie unter einer längeren Zeit?«
»Eine halbe
Stunde, vierzig Minuten, eine
Stunde.«
»Außerhalb
der Mittagszeit?« ..Ja.«
»O ja, ich
verlasse mein Büro oft.«
»Schickt Jarre
Sie fort?«
»Manchmal.«
»Wollen Sie uns
das bitte näher erklären.«
»Das
Pressegebäude liegt zehn Minuten entfernt. Häufig gebe
ich dort eilige Mitteilungen persönlich ab. Es kann auch sein,
daß ich in ein anderes Büro gerufen werde, um das
Sitzungsprotokoll bei einer Besprechung zu schreiben. Aus den
verschiedensten Gründen komme ich in fast allen Abteilungen
herum. Ich komme sogar zu Oberst Jasmin, dem ich mindestens einmal
im Monat Akten bringe.«
»Man kann also
mit ziemlicher Sicherheit sagen, daß Sie wenigstens einmal
die Woche für eine halbe Stunde oder länger nicht in
Ihrem Büro sind?«
»Ja.«
»Hätte
Jarre währenddessen genügend Zeit, in Ihr Büro zu
gehen, mit dem Kopiergerät, sagen wir, zehn oder fünfzehn
Kopien herzustellen und in sein Zimmer
zurückzukehren?«
»Ja, die Zeit
dürfte ausreichen.«
»Erinnern Sie
sich, daß Sie ihn jemals in der Abstellnische Ihres
Büros überrascht haben?«
»Einmal. Ich
hatte das Gebäude schon verlassen, ging aber noch einmal
zurück, um meine Zigaretten zu holen. Er war sehr erschrocken,
fing sich aber rasch. Ich habe mich übrigens auch immer
gewundert, daß mein Papiervorrat - Sie wissen, man braucht
zum Kopieren ein Spezialpapier - so schnell aufgebraucht
war.«
Inspektor Steinberger
und Oberst Jasmin führten das Verhör abwechselnd, und
Jasmin fragte nun nach weiteren Einzelheiten über Jarres
Arbeitsgewohnheiten.
»Pünktlich
um halb zehn sitzt er am Schreibtisch«, berichtete Justine de
Vore, »außer donnerstags.«
»Warum nicht
donnerstags?«
»Da fährt
er mit der Vorortebahn.«
»Jeden
Donnerstag?«
»Ja. Manchmal
kommt er zu spät.«
»Fährt er
dann auch stets mit dem Zug nach Hause?«
»Ja.«
»Hat er Ihnen
gesagt, warum?«
»Er sagte
einmal, donnerstags überlasse er den Wagen seiner Frau zum
Einkaufen.«
»Wußten
Sie nicht, daß ein Beamter in seiner Stellung Anspruch auf
einen Dienstwagen mit Chauffeur hat?« fragte
Jasmin.
»Doch. Ich habe
ja bei vielen Gelegenheiten einen Dienstwagen bestellt. Er hat mir
erklärt, er fahre von Zeit zu Zeit gern einmal mit der Bahn,
und das habe ich ihm geglaubt.«
Justine de Vore bekam
den Geheimauftrag, Jarre zu beobachten. An die verdächtige
Büronische wurde eine Signallampe angeschlossen, die bei
Betätigung des Kopiergeräts in Jasmins Büro
aufleuchtete.
An einem angrenzenden
Wandschrank wurde ein Spiegel angebracht, durch den man von der
Rückseite hindurchschauen konnte; sein Guckloch war von der
Nische aus nicht zu entdecken. Jedesmal, wenn Justine de Vore das
Gebäude verließ, benachrichtigte sie vorher
Oberst Jasmin,
und der Beobachtungsposten im Schrank wurde alsbald von einem
Sicherheitsbeamten besetzt.
Besonders an
Donnerstagen wurde die Überwachung mit peinlicher Sorgfalt
durchgeführt.
Am zweiten Donnerstag
nach Beginn dieser Aktion kopierte Henri Jarre während der
Abwesenheit seiner Sekretärin vier Geheimdokumente. Marcel
Steinberger fuhr am Abend im Vorortezug nach Paris zurück und
setzte sich auf den Platz hinter Jarre. Er beobachtete, wie Jarre
mit einem Kontaktmann die Aktentasche austauschte. Auf strenge
Anordnung seines Chefs Leon Roux schritt Steinberger jedoch
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