Topkapi
haben.«
»Angenommen, er geht darauf ein?«
»Dann übergeben Sie den Wagen, aber vergessen Sie das Carnet und die Versicherungskarte. Oder erinnern Sie ihn an sein Versprechen, Sie sollten Miss Lipp chauffieren. Seien Sie hartnäckig. Lassen Sie sich was einfallen. Wenn es sonst nichts mehr gibt, können Sie zu Bett gehen. Berichten Sie morgen abend wieder.«
»Einen Augenblick, Sir. Noch etwas.« Ich hatte eine Idee.
»Was gibt’s?«
»Sie könnten noch etwas für mich tun, Sir. Wenn ich, bevor ich mit Harper spreche, eine Lizenz als offizieller Führer mit dem Datum von morgen haben könnte, wäre das vielleicht ganz nützlich.«
»Inwiefern?«
»Es würde zeigen, daß ich damit rechnete, für Miss Lipp zu fahren, und weder Mühe noch Kosten scheute, mir eine Lizenz zu besorgen. Es würde den Anschein erwecken, als hätte ich jedes Wort ernst genommen. Wenn er oder sie wirklich einen Fahrer für den Wagen brauchten, dann könnte das schon etwas ausmachen.«
Er antwortete nicht sofort. Dann sagte er: »Gut, sehr gut, Simpson.«
»Danke, Sir.«
»Wenn Sie Ihre Intelligenz in den Dienst der Sache stellen, anstatt nur Schwierigkeiten vorherzusehen, dann kommt etwas dabei heraus. Sie wissen natürlich, daß Sie als Ausländer keine Führerlizenz bekommen können. Halten Sie es für möglich, daß Harper das weiß?«
»Ich bin so gut wie sicher, daß er es nicht weiß. Wenn ja, kann ich sagen, daß ich jemanden bestochen habe, um sie zu bekommen. Das würde er mir glauben.«
»Das würde selbst ich Ihnen glauben, Simpson.« Er hielt das für einen großartigen Witz. »Gut, Sie werden die Lizenz bis mittag ins Hotel geschickt bekommen.«
»Dazu werden Sie ein Foto von mir brauchen.«
»Haben wir. Sagen Sie bloß nicht, Sie haben das schon vergessen. Und noch ein Wort der Warnung. Sie verstehen nur ein paar Worte Türkisch. Benehmen Sie sich nie so auffällig, daß Sie Ihre Lizenz vorzeigen müssen. Sie könnten Ärger mit den Museumsbeamten bekommen. Ist das klar?«
»Klar.«
Er legte auf. Ich bezahlte und ging.
Draußen auf der Straße wartete der Mann mit der Chauffeurmütze. Er ging vor mir her zum Hotel zurück. Ich nehme an, er wußte, warum ich in dem Café gewesen war.
Am Tisch des Portiers lagen Führer von Istanbul zum Verkauf aus. Ich kaufte einen, um meine Kenntnisse von den Sehenswürdigkeiten der Stadt und den Verkehrswegen aufzufrischen. Auf dem Weg zu meinem Zimmer hinunter mußte ich lachen. »Melde dich niemals freiwillig«, hatte mein Vater gesagt. Ich hatte mich zwar nicht gerade freiwillig gemeldet zu dem, was ich jetzt machte, aber ich stellte fest, daß ich anfing, verdammt gewissenhaft zu werden.
Den nächsten Vormittag verbrachte ich im Bett. Kurz vor Mittag zog ich mich an und ging ins Foyer, um nachzusehen, ob Tufan an die Lizenz gedacht hatte. Er hatte; sie steckte in einem versiegelten Umschlag des Ministeriums für Tourismus in meinem Postfach.
Ein paar Minuten lang war ich recht befriedigt darüber. Es bewies, daß Tufan seine Versprechen hielt und ich mich auf ihn verlassen konnte. Dann überlegte ich mir, daß man es auch anders sehen konnte. Ich hatte um eine Lizenz gebeten und sie prompt erhalten; Tufan erwartete Resultate, und erreichte ich nichts, so blieb mir nicht die geringste Entschuldigung.
Ich hatte mich entschlossen, heute keinen Tropfen zu trinken. Ich brauchte einen klaren Kopf für Harper. Aber jetzt überlegte ich es mir anders. Man kann keinen klaren Kopf haben, wenn ein Damoklesschwert über einem schwebt. Aber ich nahm mich in acht und trank nur drei oder vier Rakis . Danach war es mir wieder besser, und nach dem Essen ging ich in mein Zimmer hinunter, um etwas zu schlafen.
Ich war wohl sehr erschöpft. Ich schlief noch, als um fünf das Telefon klingelte. Ich fiel beinahe aus dem Bett vor lauter Hast, den Hörer abzunehmen, und der Schreck saß mir noch eine Weile in den Knochen.
»Arthur?« Das war Harpers Stimme.
»Ja.«
»Sie wissen, wer spricht?«
»Ja.«
»Wagen okay?«
»Ja.«
»Warum waren Sie dann so bockig?«
»Ich war nicht bockig.«
»Fischer sagt, Sie weigerten sich, den Wagen auszuliefern.«
»Sie sagten mir, ich solle auf Ihre Instruktionen warten, also wartete ich darauf. Sie sagten nichts davon, daß ich den Wagen einem Wildfremden übergeben sollte, ohne mich davon zu überzeugen, daß er berechtigt …«
»Schon gut, schon gut! Wo ist der Wagen?«
»In einer Garage in der Nähe.«
»Wissen Sie, wo Sariyer
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