Topkapi
Sie hätten es von einem deutschen Kunden bekommen. Normalerweise kann man damit nur die üblichen Frequenzen der Rundfunksender empfangen, aber wir haben hier den Empfangsbereich erweitert. Ich zeige es Ihnen.« Er zog es aus der Tragtasche, nahm die rückwärtige Verkleidung ab und deutete auf einen kleinen Schalter neben der Batterie. »Wenn Sie diesen Schalter umlegen, können Sie auf einer bestimmten Frequenz unsere Sendungen bis zu einer halben Meile Entfernung empfangen. Die Sendungen werden von einem Überwachungswagen aus gemacht werden. Wir haben dieses System ausprobiert, und es funktioniert, wenn sich keine großen Hindernisse, wie zum Beispiel Häuser, zwischen den beiden Punkten befinden. Ihre Abhörzeiten haben wir auf sieben Uhr früh und elf Uhr nachts festgelegt. Ist das klar? Aus Sicherheitsgründen wird es besser sein, wenn Sie Kopfhörer benützen.«
»Sie sagen, es sei erweitert. Heißt das, daß ich damit keine gewöhnlichen Rundfunksendungen empfangen kann? Wenn ja, könnte ich nicht erklär…«
»Es ist ein ganz normales Radio, bis Sie diesen Schalter betätigen.« Er setzte die rückwärtige Verkleidung wieder auf. »Jetzt habe ich noch ein paar Informationen für Sie. Harper und Miss Lipp reisen mit Schweizer Pässen. Wir hatten am Flughafen keine Zeit festzustellen, ohne Verdacht zu erwecken, ob die Pässe echt sind oder nicht. Die Daten: Robert Karl Harper, achtunddreißig Jahre alt, Ingenieur, Geburtsort Bern, und Elisabeth Maria Lipp, sechsunddreißig Jahre alt, Studentin, Geburtsort Schaffhausen.«
»Studentin?«
»Student kann sich jeder nennen. Das ist belanglos.« Er zog ein Blatt aus der Aktentasche. »Das Kösk Sardunya, die Villa, ist das Eigentum der Witwe eines früheren Ministers bei der Regierung des Präsidenten Inönü. Sie ist jetzt beinahe achtzig und lebt seit ein paar Jahren zurückgezogen mit ihrer Tochter in Izmir. Sie hat von Zeit zu Zeit versucht, Sardunya zu verkaufen, aber zu dem geforderten Preis fand sich kein Käufer. Die letzten zwei Jahre hatte sie es an eine Marinemission der NATO vermietet. Die Mission wurde zu Beginn des Jahres aufgelöst. Ihr Makler hier in Istanbul fand keinen neuen Mieter. Vor drei Monaten erhielt er eine Anfrage von einem Österreicher namens Fischer – ja –, der im Hilton-Hotel wohnte. Fischers Vornamen lauten Hans Andreas, und er gab eine Adresse in Wien an. Er suchte eine möblierte Villa für zwei Monate, keine bestimmte Villa, aber etwas in dieser Gegend und in Küstennähe. Er war bereit, entsprechend zu bezahlen, und er hinterlegte eine Kaution in Schweizer Franken. Im Mietvertrag, der auf seinen Namen abgeschlossen wurde, gibt er als Beruf Fabrikant an. Er ist vor drei Wochen angekommen und hat sich nicht polizeilich angemeldet. Wir haben noch nichts über seinen Grenzübertritt ausfindig machen können, haben also auch seine persönlichen Daten nicht vollständig.«
»Was für ein Fabrikant ist er?«
»Das wissen wir nicht. Wir haben eine Anfrage an Interpol aufgegeben, aber ich rechne mit einer negativen Antwort. Wir bekamen sowohl über Harper als auch Lipp negative Antworten. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, daß sie politische Ziele verfolgen.«
»Oder daß sie Decknamen führen.«
»Vielleicht. Jetzt zum Personal der Villa. Ein Ehepaar Hamul wohnt über den ehemaligen Stallungen. Es sind alte Diener, die schon seit Jahren das Haus verwalten und sauber halten. Über den Makler suchte Fischer einen Koch mit Erfahrung in italienischer Küche. Der Makler besorgte ihm einen türkischen Zyprioten namens Geven, der in Italien gearbeitet hat. Er ist der hiesigen Polizei bekannt. Er ist ein guter Koch, betrinkt sich aber von Zeit zu Zeit und wird dann gewalttätig. Er hat eine kurze Gefängnisstrafe abgesessen, weil er einen Kellner niedergeschlagen hat. Es ist anzunehmen, daß der Makler nichts davon wußte, als er Fischer den Mann empfahl.«
»Liegt etwas gegen das Ehepaar vor?«
»Nein. Ehrliche Leute.« Er legte seine Papiere weg. »Das ist alles, was wir bis jetzt wissen, aber wie Sie sehen, beginnen sich die Umrisse einer Verschwörung abzuzeichnen. Einer kommt als Vorhut, um die Operationsbasis aufzubauen, ein zweiter arrangiert den Waffenkauf, ein dritter kommt mit dem Transportmittel und einer wohlvorbereiteten Deckgeschichte an. Wahrscheinlich sind die wirklichen Anführer noch gar nicht da. Wenn sie auftauchen, wird es Ihre Pflicht sein, das zu melden. In der Zwischenzeit werden Sie sich erstens
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