TOPMODEL, ZUM STERBEN SCHÖN
Gefühl, beobachtet zu werden.
Tom machte einen Schritt auf sie zu und streckte die Arme aus. Doch Zoe wich zurück. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken, und sie drehte sich in die Richtung um, aus der sie glaubte, angestarrt zu werden.
Im Mondlicht erkannte sie den Umriss eines Mannes, der beim Restaurant in der Nähe der Müllcontainer stand. Der Mann trug ein Sweatshirt und hatte sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Von der Statur her konnte er der Stalker sein. Er hatte sich Zoe zugewandt. Obwohl sie seine Gesichtszüge nicht erkennen konnte, spürte Zoe, dass er sie anstarrte.
„Da! Der Kapuzenmann!“, flüsterte sie.
Tom zog sofort seine Waffe und lief in die Richtung, in die Zoe zeigte. Sie hörte ein Rumpeln und Scheppern. Dann erklangen Schritte auf dem Asphalt. Jemand rannte weg.
„Halt! Stehen bleiben!“, rief Tom. Die Waffe im Anschlag, eilte er dem Fremden hinterher.
Zoe blieb allein zurück und zitterte vor Angst. „Tom!“
Keine Antwort.
Unwillkürlich stellte sie sich vor, dass der Stalker Tom in eine Falle lockte und ihn überwältigte. Was, wenn er ihm die Pistole wegnahm und ihn tötete?
„Tom!“
Ein Mann kam auf sie zu. Er atmete schwer. Zoe wusste nicht, was sie tun sollte. Im ersten Moment fürchtete sie, es wäre ihr Verfolger. Dann fiel jedoch das Mondlicht auf sein Gesicht, und sie erkannte Tom. Erleichtert atmete sie auf.
„Ich hatte solche Angst, dass dir etwas passiert ist.“ Sie umarmte ihn fest.
„Mir doch nicht.“ Er grinste und drückte sie an sich.
Lange blieben sie so stehen.
„Bist du sicher, dass du den Kapuzenmann gesehen hast?“, fragte Tom schließlich und schob sie sanft von sich.
Zoe schwieg. „Nein“, gab sie leise zu. „Er hatte nur dieselben Sachen an wie der Stalker. Und weil er im Dunkeln stand und uns beobachtet hat …“
Tom seufzte. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er uns aus New York hierher gefolgt ist. Woher soll der Stalker wissen, dass wir in Los Angeles sind? Vermutlich habe ich gerade einem nächtlichen Spaziergänger oder einem armen Strandpenner einen furchtbaren Schrecken eingejagt.“
„Ja … vermutlich“, erwiderte Zoe zögernd.
„Lass uns ins Hotel fahren.“ Tom legte den Arm um ihre Schulter und brachte Zoe zum Wagen. Er bat sie um die Autoschlüssel, öffnete die Beifahrertür und wartete, bis Zoe eingestiegen war. Dann stieg er auf der Fahrerseite ein und fuhr zum „Georgian“.
„Lass die Zwischentür heute Nacht offen“, bat Zoe, als sie Tom eine gute Nacht wünschte.
„Ich lasse auch das Licht bei mir brennen, wenn du dich dann sicherer fühlst“, meinte er und überprüfte, ob die Zimmertüren verschlossen waren.
„Danke“, erwiderte Zoe und ging zu Bett.
Sie kuschelte sich unter ihre Decke, lag jedoch die halbe Nacht wach und lauschte auf Toms regelmäßigen Atem, den sie aus dem Nachbarzimmer hörte. Tom hat recht. Es kann nicht sein, dass der Stalker hier ist, sagte sie sich immer wieder. Aber überzeugen konnte sie sich nicht. Instinktiv wusste sie, dass sie sich nicht geirrt hatte.
Am nächsten Morgen fühlte Zoe sich besser. Bei Tageslicht betrachtet, kam ihr die vermeintliche Begegnung mit ihrem Stalker lächerlich vor. Und Zoe ärgerte sich darüber, dass sie sich mit einem Wildfremden und ihrem Verfolgungswahn den schönen Abend und ihren ersten Kuss von Tom verdorben hatte.
Nach dem Frühstück besuchten sie die Universal Studios. Danach zeigte Zoe Tom den Hollywood Boulevard, wo die Sterne der Stars waren, sowie das berühmte Kino Grauman’s Chinese Theatre. Dann fuhren sie zum Venice Beach, flanierten an der Strandpromenade, aßen Eis, bewunderten die Stunts der Skateboardfahrer und amüsierten sich über die Bodybuilder, die ihre Muskeln zeigten.
Der Tag war herrlich, und Zoe genoss die Stunden mit Tom in vollen Zügen, bis sie sich wieder beobachtet fühlte. Sie versuchte, das unangenehme Gefühl abzuschütteln. Und sagte sich immer wieder, dass sie sich es einbildete. Dennoch drehte sie sich alle paar Meter vorsichtig um.
„Wie lange willst du das noch machen?“, fragte Tom schließlich und blieb stehen.
„Was?“, erwiderte Zoe gespielt ahnungslos.
„Du bist eine schlechte Lügnerin. Ich habe dich beobachtet. Du glaubst, der Stalker ist hinter dir her.“
„Oh Tom, ich wünschte, ich könnte die Gedanken an ihn loswerden“, brach es aus Zoe hervor. „Ich habe immer noch diese schleichende Angst, dass er plötzlich vor mir auftaucht und mich mit
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