TOPMODEL, ZUM STERBEN SCHÖN
sie wäre auch stolz auf ihre Tochter, wenn sie kein Topmodel wurde.
Megan war am Telefon richtig wütend geworden. „Ich fliege sofort nach New York und lese der dummen Kuh die Leviten, und zwar in Landmädchenmanier“, hatte sie gesagt. Zoe wusste, was Megan damit meinte.
Cassidy und Jason hatten ihr auch gezeigt, dass sie auf ihrer Seite standen. Cassidy hatte sofort angeboten, den Job als ihren Bodyguard zu übernehmen und dem aufdringlichen Model-Verehrer eine Lektion zu erteilen. Und Jason hatte Zoe geraten, einfach nicht hinzuhören und sich ein dickes Fell zuzulegen. Von Jackies Sorte würde sie bestimmt noch eine Menge Frauen kennenlernen. Doch von solchen Nichtigkeiten sollte Zoe sich nicht ablenken lassen, sondern an ihre Karriere denken. Und was den Widerling vor dem Apartmentgebäude betraf, sollte sie die Polizei informieren, wenn der Kerl ihr noch einmal auflauerte.
Zoe betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel und lächelte. Ich schaffe das, dachte sie. Sie warf einen letzten prüfenden Blick auf ihr Outfit, dann fuhr sie mit Phoebe im Taxi zum Shooting.
„Wieso ist Jackie denn auch hier?“, fragte Zoe erstaunt, als sie an Phoebes Seite das Loft in der West 14th Street betrat und ihre zweite Mitbewohnerin im Gespräch mit David und einem sehr gut aussehenden Typen sah, der ihr irgendwie bekannt vorkam.
„Wir sind alle drei gebucht. Aber Jackie ist der ‚Star‘“, murmelte Phoebe, damit Jackie sie nicht hörte. „Sie ist schon für Lagerfeld und Vivienne Westwood gelaufen und hat für Produkte von L’Oreal und Helena Rubinstein geworben. Von Prada bekommt sie eine eigene Fotostrecke, in der sie die kommende Modekollektion vorführt. Sie ist auf dem besten Weg, das neue It-Girl der Fashion-Szene zu werden. Außer es läuft ihr noch eine den Rang ab.“
Sie zuckte die Schultern. „Und diejenige bin ich nicht. Ich bin nur für ein paar Fotos vorgesehen. Was sie mit dir vorhaben, weiß ich nicht.“
„Und wieso ist Jackie nicht mit uns gefahren, wenn wir alle am gleichen Set arbeiten?“, hakte Zoe nach.
„Na, weil sie der Star ist und wir das Fußvolk – zumindest aus ihrer Sicht. Hast du mir nicht zugehört?“ Phoebe grinste Zoe frech an. „Aber nun vergiss Jackie! Hast du nicht gesehen, wer auch beim Shooting dabei ist?“ Phoebe kicherte aufgeregt und deutete auf den dunkelhaarigen Typ. „Rip Rocket!“
„Der Rockstar!“ Zoe starrte ihn an. Rip Rocket und seine Band Daredevils waren der angesagte Rock-Akt des Jahres. Sie hatten drei Songs gleichzeitig in den Charts und füllten Stadien wie den Madison Square Garden, in dem fast 20.000 Zuschauer Platz fanden. Jetzt wusste Zoe, warum er ihr so bekannt vorgekommen war. Aber in natura sah er viel besser aus als auf den Titelseiten der Zeitschriften oder im Fernsehen.
Sie konnte ihn nicht näher beobachten, denn David eilte plötzlich auf sie zu.
„Ah, Zoe! Da bist du ja.“ David führte eine äußerst attraktive und hochnäsig wirkende Mittdreißigerin mit einem schwarzen Bob-Haarschnitt und grellrot geschminkten Lippen zu ihnen. „Ich möchte dir Payton Colby vorstellen. Sie ist die Repräsentantin von Prada und verantwortlich für das heutige Shooting.“
Payton ignorierte Zoes ausgestreckte Hand und musterte sie skeptisch. Dann zog sie die Augenbrauen hoch.
Prompt wurde Zoe rot. Sie fühlte sich, als würde sie unter dem Mikroskop betrachtet werden. Und sie hasste es, wie diese arrogante Frau sie prüfend ansah. Gleichzeitig befürchtete Zoe, ihren Ansprüchen nicht zu genügen. Verunsichert schaute Zoe zur Seite – und spürte im nächsten Moment Rip Rockets Blick auf sich ruhen.
„Ganz nett“, entschied Payton Colby, nachdem sie Zoe ausgiebig begutachtet hatte. „Besser als auf dem Foto.“
Anschließend drehte sie sich um und ging auf ihren bestimmt zehn Zentimeter hohen Absätzen zurück zu dem aufgebauten Set, in dem Jackie in einem eleganten Prada-Outfit und Rip im sexy Shirt auf ihren Einsatz warteten.
Payton nickte dem Fotografen zu. Das war offenbar das Zeichen, dass das Shooting beginnen konnte.
Ein Set-Mitarbeiter stellte Musik und eine Windmaschine an. Der Fotograf brüllte: „Action, Jackie! Rip!“
Jackie posierte professionell. Ihr gelang es tatsächlich sehr gut, sexy, wild und dennoch ladylike zu wirken. Sie schlang ihre schlanken Arme und Beine um Rips durchtrainierten Körper, warf ihr schwarzes Haar zurück, sodass der künstliche Wind den Seidenstoff des edlen Kleides und ihre langen
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