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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Unkraut und dem Gras verborgen war, als ich Schritte hörte.
    Einige Meter von mir entfernt schob sich Zeke durch die hohen Halme, dicht gefolgt von Jebbadiah. Ich verfiel in die uns Vampiren gegebene Reglosigkeit und wurde so leblos wie die Grabsteine um mich herum. Die beiden gingen ganz dicht an mir vorbei, so dicht, dass ich das funkelnde Kreuz auf Zekes Brust genauso gut sehen konnte wie das weiße Narbengewebe in Jebbadiahs Gesicht. Mit steifen Schritten lief Zeke vor dem alten Mann her, den Blick starr geradeaus gerichtet. Er wirkte wie ein Gefangener auf dem Weg zum Galgen.
    »Stop«, befahl Jeb leise, woraufhin Zeke stehen blieb. In einer Hand trug der alte Mann einen langen, metallisch glänzenden Gegenstand, mit dem er sich ungeduldig gegen den Oberschenkel klopfte.
    Eine Autoantenne.
    »Bringen wir es hinter uns, Ezekiel«, murmelte er.
    Zeke rührte sich nicht und ballte lediglich die Fäuste. Doch dann drehte er sich langsam um, zog mit eckigen Bewegungen sein Shirt aus und ließ es ins Gras fallen. Unwillkürlich biss ich mir auf die Zunge. Sein Rücken und seine Schultern waren mit Narben übersät, kreuz und quer zogen sie sich über seine Haut. Widerstrebend legte er die Hände auf einen der höheren Grabsteine und senkte den Kopf. Seine Schultern bebten leicht, doch sein Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Du weißt, warum ich das tue«, sagte Jeb leise, während er sich hinter ihm aufbaute.
    »Ja«, flüsterte Zeke und umklammerte den Stein so fest, dass seine Knöchel weiß hervorstachen.
    Rühr dich nicht vom Fleck , befahl ich mir selbst und bohrte die Finger in die Erde. Bleib hier. Geh nicht da raus, um ihm zu helfen. Stillhalten und abwarten.
    »Du bist ein Anführer«, fuhr Jebbadiah fort, dann zog er ohne jede Vorwarnung den Metallstab über Zekes nackten Rücken. Ich zuckte erschrocken zusammen und musste ein instinktives Knurren unterdrücken. Zeke biss sich auf die Lippen, leuchtend rotes Blut tropfte in einem kleinen Rinnsal über die vernarbte Haut.
    »Ich erwarte mehr von dir«, erklärte Jebbadiah mit immer noch ruhiger, unbeeindruckter Stimme und schlug wieder zu, diesmal an den Schultern. Keuchend ließ Zeke den Kopf hängen. »Wenn ich falle, musst du an meine Stelle treten.« Zwei heftige Schläge schnell nacheinander. »Du darfst keine Schwäche zeigen. Du darfst weder deinen Gefühlen noch den Verlockungen des Fleisches erliegen. Wenn du ein wahrer Anführer werden willst, musst du alles ausmerzen, was dich in Versuchung führen könnte, alles, was in dir Zweifel an deiner Moral und deinem Glauben weckt. Wenn wir in dieser Welt überleben wollen, wenn wir die menschliche Rasse retten wollen, müssen wir stets pflichtbewusst sein. Wenn wir fallen, werden die Opfer all derer, die vor uns kamen, umsonst gewesen sein. Hast du das verstanden, Ezekiel?«
    Die letzte Frage wurde von einem so harten Schlag begleitet, dass Zeke nach Luft schnappte und über dem Grabstein zusammenbrach. Zitternd vor Wut hockte ich im Gras. Meine Reißzähne waren zu voller Größe gewachsen und ich musste meine gesamte Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht loszustürmen und Jebbadiah das Herz aus dem Leib zu reißen.
    Mit ausdrucksloser Miene trat Jeb zurück. »Hast du das verstanden?«, wiederholte er leise.
    »Ja.« Zekes Stimme war erstaunlich sicher und er zog sich bereits wieder an dem Stein hoch. Sein Rücken war blutverschmiert, über den vielen Narben war die Haut aufgeplatzt. »Ich habe es verstanden. Es tut mir leid, Sir.«
    Der alte Mann schleuderte die Antenne ins Gras. »Hast du dich schon bei Darren entschuldigt?«, fragte er weiter, und als Zeke nickte, packte er ihn an der Schulter. Schmerzerfüllt zuckte der Junge zusammen. »Dann komm. Wir müssen dich sauber machen, bevor das Blut gewisse Gefahren anlockt.«
    Wieder bohrte ich die Finger in den Boden und sah zu, wie Zeke sich gequält bückte, sein Shirt aufhob und Jebbadiah folgte. Jeder Muskel in meinem Körper schmerzte von der Anstrengung, mich zurückzuhalten. Der Blutgeruch, die Brutalität, die wilde Wut auf Jebbadiah, das alles war hart an der Grenze des Erträglichen. Zeke stolperte, zuckte vor Schmerzen zusammen und hielt sich an einem Grabstein fest. Bevor ich es verhindern konnte, entfuhr mir ein leises Knurren.
    Zeke richtete sich auf und ließ mit wachsamer Miene den Blick über den Friedhof schweifen. Mit einem stummen Fluch biss ich mir auf die Zunge und konzentrierte mich ganz darauf, still zu stehen. Ich war ein Baum,

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