Tor der Daemmerung
den sie auf eine Motorhaube geschleudert hatten. Seine Arme waren auf den Rücken gedreht und sie fesselten ihm mit einem groben Strick die Hände. Trotz der Dunkelheit leuchteten seine hellen Haare und sein Gesicht war schmerzverzerrt, als sie ihn noch fester gegen das Autoblech drückten.
»Zeke!«, schrie ich und rannte los, während die zwei Banditen sich ebenfalls bereit machten. Einer von ihnen griff nach dem Sturmgewehr, das er auf einem Autodach abgelegt hatte, während der andere seinen Gefangenen hinter einen Van zerrte, sodass ich ihn aus den Augen verlor.
Brüllend fletschte ich die Zähne und stürzte mich auf den Kerl mit der Waffe. Obwohl sich in seinen weit aufgerissenen Augen eine Mischung aus Angst und Entsetzen spiegelte, hob er ohne zu zögern den Lauf: Er wusste, was ich war, und so verlor er keine Zeit, sondern zielte und drückte ab.
Die automatische Waffe schickte mir dröhnend eine Salve entgegen, die allerdings nur die rostigen Autowracks traf, sodass die Kugeln Funken sprühend von den Metallhaufen abprallten. Unter dem ohrenbetäubenden Lärm der Schüsse und der splitternden Autoscheiben schlängelte ich mich gut geschützt zwischen den Karossen hindurch. Aber ich spürte meine Beute, roch seine Angst und seine Verzweiflung. Schließlich duckte ich mich hinter einen Wagen und wartete ab, bis das Maschinengewehrfeuer nachließ. Irgendwann hörte ich einen deftigen Fluch, als der Bandit hektisch nachlud.
Sofort sprang ich auf das Auto und stürmte über die Blechkarossen, woraufhin der Mann entsetzt die Augen aufriss. Er hob seine Waffe und gab drei unkontrollierte Schüsse ab, doch da hatte ich ihn schon erreicht und rammte ihn so fest gegen eine Wagentür, dass das Seitenfenster zerbrach. Kurz sah ich in seiner Hand etwas aufblitzen, dann stieß er mir knapp oberhalb des Schlüsselbeins ein Messer in den Hals. Hätte mich ein Schuss erwischt, wäre der Schmerz sicher nicht schlimmer gewesen. Ich schrie auf, zerrte seinen Kopf zu mir herunter und vergrub meine Reißzähne in seiner Kehle.
Mein Hals brannte und ich spürte, wie mir das Blut in den Kragen lief. Gleichzeitig tat sich der schwarze Abgrund des Hungers in mir auf, finster und unersättlich. Blut floss in meinen Mund und betäubte meine Sinne. Diesmal hielt ich mich nicht zurück.
Der Bandit schauderte kurz, dann hing er schlaff in meinen Armen. Achtlos ließ ich seinen Körper auf den Asphalt fallen und sah mich suchend nach Zeke und dem anderen Gangster um. Weit konnten sie nicht gekommen sein, vor allem wenn Zeke sich zur Wehr setzte. Schließlich entdeckte ich zwischen den Häusern zwei Gestalten, die Kleinere wurde gerade mit einer Pistole im Rücken gezwungen, in eine Gasse zu stolpern. Sofort setzte ich ihnen nach.
Am anderen Ende des Sträßchens sah ich die beiden wieder, der Bandit schleifte Zeke nun auf einen grauen Van zu, der mit offenen Türen und laufendem Motor auf dem Bürgersteig parkte. Sogar dieser Van war in eine tödliche Waffe verwandelt worden. An Türen und Motorhaube funkelten spitze Metallstäbe und die Fenster waren mit Metallplatten vernagelt. Selbst die Radkappen waren mit scharfen Kanten versehen.
In diesem Moment drehte der Bandit sich um und entdeckte mich. Er wurde blass. Zeke kämpfte noch immer gegen ihn an und versuchte, sich zu befreien. Als ich brüllend die Zähne fletschte, traf der Mann seine Entscheidung: Er schubste seinen Gefangenen von sich, doch als Zeke in meine Richtung taumelte, zielte der Gangster hinterrücks mit der Pistole auf ihn.
Zwei Schüsse knallten. Zeke fiel und schlug mit dem Kopf auf dem Asphalt auf. Während ich entsetzt zu ihm hinüber lief, sprang der Bandit in den Van, knallte die Tür zu und raste davon.
»Zeke!«
Ich fiel neben ihm auf die Knie, riss ihm die Fesseln ab und rollte ihn auf die Seite. Seine Haut war blass, aus Mund und Nase tropfte Blut und seine Augen waren geschlossen. Verzweifelt schüttelte ich ihn, sah dann aber entsetzt, wie sein Kopf schlaff hin und her rollte. Endlich zwang ich mich zur Ruhe und lauschte – auf einen Herzschlag, einen Puls, irgendetwas. Vor Erleichterung wäre ich fast umgekippt, denn da war er, laut und schnell. Er lebte.
»Zeke.« Sanft berührte ich sein Gesicht, und diesmal reagierte er und schlug keuchend die Augen auf. Trotz der starken Schmerzen erkannte er mich sofort.
»Du!«, ächzte er und wich ruckartig vor mir zurück. »Was machst du hier? Wie …« Wieder keuchte er atemlos, dann rollte er sich
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