Tor der Daemmerung
mit einer gequälten Grimasse zusammen.
»Bleib ganz still liegen«, befahl ich ihm. »Du wurdest angeschossen. Wir müssen dich von hier wegschaffen.«
»Nein«, widersprach Zeke rau und versuchte aufzustehen. »Die anderen. Bleib bloß weg von mir! Ich muss ihnen helfen.« Sein Bein gab nach und er brach wieder zusammen.
»Bleib liegen, du Idiot, sonst verblutest du noch, und dann kannst du bestimmt niemandem mehr helfen!« Ich starrte ihn wütend an, woraufhin er endlich nachgab. »Wo wurdest du getroffen?«
Er zuckte zusammen. »Am Bein«, presste er zähneknirschend hervor.
Aus Zekes Wade war ein ziemliches Stück herausgerissen worden und es blutete stark, aber der Knochen schien Gott sei Dank heil geblieben zu sein. Trotzdem war die Blutmenge, die aus der Wunde lief, gleichzeitig verlockend und besorgniserregend. Ich machte ihm aus Teilen meines Mantels so gut es ging einen Druckverband und versuchte tapfer, den Duft des Blutes an meinen Fingern und seiner Haut zu ignorieren.
Anfangs biss Zeke die Zähne zusammen und gab keinen Ton von sich, doch nach einigen Minuten griff er nach meiner Hand und hielt sie fest.
»Den Rest schaffe ich schon«, keuchte er. »Geh und hilf den anderen.« Er zögerte kurz, dann fügte er hinzu: »Bitte.«
Ich musterte ihn prüfend. Die Verzweiflung und Sorge in seinem Blick überlagerten sogar die Schmerzen, die er mit Sicherheit hatte. »Ich komme schon klar«, versicherte er mit angestrengt ruhiger Stimme. »Aber die anderen … Sie sind hinter ihnen her. Du musst sie aufhalten.«
Mit einem Nicken stand ich auf, sah mich suchend um und horchte auf verdächtige Geräusche. »Welche Richtung?«
Zeke deutete die Straße hinunter. »Soweit ich weiß, führt Jeb einen Teil der Gruppe dort entlang. Als wir sie gehört haben, haben wir uns aufgeteilt, um sie abzuschütteln.« Sein Gesicht verfinsterte sich. »Ruth und Jake haben sie schon erwischt – du musst sie aufhalten, bevor sie sich noch jemanden holen.«
Ich packte ihn unter den Armen und zog ihn trotz seiner widerwilligen Schmerzensschreie von der Straße. »Bleib hier«, wies ich ihn an, nachdem ich ihn hinter einem hohen, dichten Busch abgelegt hatte. »Ich habe keine Lust, dass sie dich wieder einfangen, während ich nach den anderen suche. Sobald ich kann, komme ich zurück. Rühr dich nicht vom Fleck.«
Er nickte erschöpft. Schnell hob ich mein Schwert vom Bürgersteig auf und rannte die Straße hinunter, um nach den Menschen zu suchen, die mich davongejagt hatten.
Es dauerte nicht lange. Bald hörte ich die Motorräder, dann knallten hinter den Häusern Schüsse. Als Jebs Flinte dröhnend antwortete, sprintete ich los. Doch durch die verschiedenen Gebäude konnte ich die Richtung nicht genau ausmachen, und die Straßen in diesem Kaff waren wie ein Labyrinth, immer wieder stieß ich auf Sackgassen und landete mitten im Nichts.
Gerade, als ich über eine mit Moos überwucherte Mauer sprang, rasten zwei gepanzerte und mit Dornen gespickte Vans an mir vorbei und tauchten mich in eine Qualmwolke. Von der Straße aus konnte ich ihnen noch hinterhersehen und hörte die Triumphschreie und das Gelächter der Banditen.
Hinter der Heckscheibe tauchte ein blasses, verschrecktes Gesicht auf. Ruths entsetzter Blick begegnete meinem, dann wurde sie in die Dunkelheit zurückgestoßen, der Van bog um eine Ecke und verschwand.
Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte ich, ob ich ihm folgen sollte, doch dann tauchten hinter mir Scheinwerfer auf und laute Motoren dröhnten. Als ich mich umdrehte, bog der Rest der Gang um die Ecke, mindestens dreißig oder vierzig bewaffnete Banditen, die geschlossen auf mich zuhielten.
Schnell duckte ich mich hinter ein Auto und sie rasten lachend und grölend vorbei. Ein paar der Banditen schossen übermütig in die Luft. Hin und her gerissen zwischen Angriffslust und Selbsterhaltungstrieb umklammerte ich mein Schwert. Natürlich hätte ich losstürmen und zwei oder drei von ihnen niedermachen können, bevor die anderen es auch nur bemerkten. Doch danach hätte ich es mit den restlichen Gangmitgliedern zu tun bekommen, die wahrscheinlich einfach umgekehrt wären und mich mit ihren Waffen durchsiebt hätten. Und selbst als Vampir würde ich das nicht überleben, nicht bei so vielen. Mein Körper war zwar zäh, aber nicht unbesiegbar.
Also wartete ich ab, bis ihre Stimmen nicht mehr zu hören und das Motorengeräusch und die Schüsse in der Dunkelheit verhallt waren. Irgendwann war in
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