Tor der Daemmerung
einen kleinen Sprung. So leise, wie ich konnte, schlich ich mich an und lauschte den Gesprächsfetzen, die der Wind herantrug. Von einem Felsbrocken aus entdeckte ich schließlich in der Nähe einer schmalen, verwitterten Straße zwei vertraute Gestalten.
Jebbadiah und Zeke standen sich am Straßenrand gegenüber. Jeb hatte wütend die Lippen zusammengepresst, während Zeke sehr ernst wirkte. Auf seinem Gesicht spiegelte sich eiserne Entschlossenheit.
»Auf dem Asphalt machen wir weniger Lärm«, sagte er gerade und bemühte sich sichtlich, seinen Ärger im Zaum zu halten. Wenige Meter weiter hatte sich der Rest der Gruppe unter einem Baum zusammengedrängt. Ich lehnte mich im Schatten gegen den Felsen und spitzte die Ohren. »Für Teresa und die Kinder wäre es einfacher, außerdem kämen wir schneller voran.«
»Wenn Jackal und seine Schläger hier um die Kurve biegen, werden wir es erst wissen, wenn sie direkt vor uns stehen«, erwiderte Jeb leise und bedachte Zeke mit einem kalten Blick. »Du hast doch gesehen, wie schnell sie unterwegs sind – wenn wir sie hören, ist es bereits zu spät. Willst du die Sicherheit der ganzen Gruppe riskieren, nur weil es ein wenig anstrengender ist, durch den Wald zu laufen?«
Eines musste man Zeke lassen, er gab nicht auf.
»Bitte, Sir«, sagte er leise. »Wir können so nicht weitermachen. Alle sind total erschöpft. Wir sind den ganzen Tag und die ganze Nacht lang gelaufen – wir brauchen eine Pause. Wenn wir es ihnen nicht etwas einfacher machen, werden Einzelne zurückbleiben und unachtsam werden. Und falls uns jemand folgt, wäre es dann noch einfacher für ihn, sich ein Opfer zu suchen.« Jeb kniff die Lippen zusammen und seine Augen wurden schmal, aber Zeke fuhr hastig fort: »Außerdem brauchen wir bald frische Vorräte. Und Larry hat mir gesagt, dass diese Straße zu einer Stadt führt. Wir brauchen Nahrung, Munition und eine ausgiebige Pause, Sir. Ich denke, es wäre besser, mit möglichen Banditen zu rechnen, als im Wald ständig vor Verseuchten und Vampiren auf der Hut zu sein.«
Jeb starrte ihn kalt an, und im ersten Moment glaubte ich, er würde sich weigern, einfach weil er aus Prinzip nie jemandem recht gab. Doch dann stieß er gereizt den Atem aus und drehte sich zur Straße um.
»Sorg dafür, dass alle dicht zusammenbleiben«, befahl er knapp, und sofort richtete Zeke sich aufmerksam auf. »Außerdem sollen immer zwei Erwachsene einige Meter hinter der Gruppe herlaufen. Wenn sie irgendetwas hören oder sehen, will ich umgehend davon erfahren, hast du verstanden?«
»Jawohl, Sir.«
Nach einem letzten unheilvollen Blick auf seinen Schüler stapfte er auf die Straße hinaus. Zeke drehte sich um und gab den anderen das Startsignal. Sichtbar erleichtert, den dichten Wald mit seinen finsteren, unheimlichen Bäumen hinter sich zu lassen, schlurften sie los. Die Straße war zwar brüchig und voller Schlaglöcher, was sie nicht ganz ungefährlich machte, aber das war immer noch einfacher, als sich durch das Unterholz zu kämpfen, wo man ständig über Steine und abgerissene Äste stolperte.
Ich hingegen hielt mich von dem Teerstreifen fern und schlüpfte am Straßenrand zwischen den Büschen und Bäumen hindurch. Es war zwar noch immer ziemlich dunkel, aber mit einem Blick über die Schulter hätte Zeke auf der ungeschützten Straße zu leicht eine Gestalt entdecken können, die ihnen folgte. Außerdem konnte ich ihn so mühelos belauschen, als er sich zusammen mit Darren zurückfallen ließ und wie gewünscht die wachsame Nachhut übernahm. Anfangs redeten sie nicht, sodass nur ihre Schritte auf dem welligen Asphalt zu hören waren, doch dann drang Darrens leise Stimme durch die Dunkelheit.
»Dein alter Herr tritt dir in letzter Zeit aber ganz schön in den Arsch«, murmelte er. »Das war das erste Mal, seit wir von den Archers weg sind, dass er dich wie ein menschliches Wesen behandelt hat.«
»Er war wütend.« Zeke zuckte halbherzig mit den Schultern. »Ich habe die gesamte Gruppe in Gefahr gebracht. Wäre irgendetwas passiert, wäre das meine Schuld gewesen.«
»Das kannst du doch nicht ernsthaft auf deine Kappe nehmen, Zeke. Wir haben sie alle gesehen, haben alle mit ihr geredet. Sie hat uns alle reingelegt.«
In meinem Magen begann es schmerzhaft zu ziehen und ich kniff die Augen zusammen, um mich ganz auf ihr Gespräch zu konzentrieren. Der Wind und das Knarren der Äste über mir traten in den Hintergrund, als ich nur noch die beiden Jungen vor
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