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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Fleisch und jeden zerschmetterten Knochen. All das werde ich ihm zehnfach heimzahlen. Er wird die Qualen, die Angst und die Verzweiflung jedes Einzelnen kennenlernen, der sich in diesen Mauern aufgehalten hat. Ich werde die Erde mit seinem Blut tränken und seine Blutlinie restlos auslöschen. Und erst wenn seine Schreie und die Schreie seiner Nachkommen die in meinem Kopf ersetzen, wenn ich nicht länger ihre Gesichter vor mir sehe und nicht mehr ihre gepeinigten Laute höre, werde ich ihm erlauben, aus dieser Welt zu scheiden.«
    »Sie sind ein verdammter Psychopath«, sagte ich, doch er lachte nur.
    »Ich erwarte nicht, dass du das verstehst, kleines Vögelchen.« Grinsend sah er mir ins Gesicht und spielte an seinem Schwert herum. »Ich erwarte nur, dass du singst. Sing für mich, sing für Kanin, schenke uns ein wundervolles Lied.«
    Sein Angriff erfolgte so schnell, dass er mich völlig überrumpelte, obwohl ich damit gerechnet hatte. Einhändig riss ich das Katana hoch und zielte auf seinen Hals, aber er wich geschickt aus, überwand meine Deckung und schleuderte mich gegen die Wand. Mein Kopf knallte gegen das Fenster, etwas bekam einen Sprung – entweder mein Schädel oder die Scheibe. Noch bevor ich reagieren konnte, packte eine kalte, tote Hand meinen Schwertarm und drohte, ihn zu brechen, während gleichzeitig die Spitze einer Klinge gegen meinen Kiefer drückte.
    »Also, kleines Vögelchen«, flüsterte Psycho-Vamp und schob seinen schmalen Körper vor mich. Ich versuchte, ihn abzuschütteln, aber es war, als wäre ich mit Drahtseilen an die Wand gefesselt. »Sing für mich.«
    Ich fletschte die Zähne. »Sing doch selbst«, zischte ich, riss die freie Hand hoch und rammte das Taschenmesser in eines dieser irren, schwarzen Augen.
    Kreischend wich Psycho-Vamp zurück und schlug die Hände vors Gesicht. In derselben Sekunde stieß ich mich von der Wand ab und rannte zur Tür. Schon nach drei Schritten verwandelte sich der Schmerzensschrei in ein fürchterliches Gebrüll, das mir kalte Schauer über den Rücken jagte. Die Angst ließ mich noch schneller werden. Ich erreichte den Ausgang, hechtete durch die Öffnung und ließ meine Waffe fallen, um die Stahltür hinter mir zuzuschieben. Psycho-Vamp stürmte auf mich zu: Sein Gesicht war wutverzerrt, die Fänge waren entblößt und in seinen blutigen Augen stand die nackte Mordlust. Hastig stemmte ich mich gegen die Tür. Mit einem Ächzen schloss sie sich, und ich zerrte an dem Verschlussrad. Sie war kaum verriegelt, da ertönte auf der anderen Seite ein lauter Knall.
    Mit zitternden Fingern hob ich das Katana auf und wich langsam von der Tür zurück. Ein seltsames Gefühl – eigentlich sollte mein Herz rasen und mein Atem in panischen, kurzen Stößen gehen. Aber natürlich geschah nichts dergleichen. Nur das leise Zittern meiner Gliedmaßen verriet, wie knapp ich diesmal dem Tod entronnen war.
    Wieder dröhnte die Stahltür unter einem Schlag, und ich zuckte ängstlich zusammen. Wie lange würde es dauern, bis Psycho-Vamp da rauskam? Konnte er überhaupt entkommen? Falls ja, würde er hinter mir her sein, so viel war sicher. Ich musste unbedingt so viel Abstand wie möglich zwischen mich und diesen mörderischen Psychopathen bringen.
    Ich wich noch einen Schritt zurück, dann wirbelte ich herum, um zu fliehen, und rannte prompt gegen eine Gestalt, die den Korridor versperrte.
    »Kanin!« Vor Erleichterung wäre ich fast in Ohnmacht gefallen, streckte aber instinktiv die Arme aus, um ihn zu stützen. Kanin taumelte leicht und lehnte sich dann gegen die Wand. Er wirkte noch blasser als sonst und sein Hemd war mit getrocknetem Blut bedeckt. Seinem Blut. »Du bist verletzt!«
    »Es geht mir gut.« Mit einer knappen Geste winkte er ab. »Das ist alt. Ich habe mich bereits genährt, mach dir also keine Gedanken.« Aus schmalen Augen musterte er den Flur hinter mir. »Ist Sarren hier unten aufgetaucht?«
    »Sarren? Du meinst den Psycho-Vamp mit der Hackfresse? Ja, ja, der ist hier.« Mit dem Daumen zeigte ich auf die Stahltür, und genau in diesem Moment hallte wieder ein Knall durch den Keller, gefolgt von einem verzweifelten Kreischen. »Ein Freund von dir, Kanin? Er schien großes Interesse daran zu haben, mir die Haut abzuziehen.«
    »Du kannst von Glück reden, dass du noch lebst«, murmelte Kanin kopfschüttelnd, doch ich glaubte, eine Spur Bewunderung in seiner Stimme zu hören. »Er hat mich letzte Nacht überrumpelt. Niemals hätte ich geglaubt, dass

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