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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Gebäude war, bestand noch lange kein Grund zu Panik. Vielleicht befand er sich in den Tunneln und platzierte dort Fallen oder Warnvorrichtungen. Oder vielleicht war er ja doch hier im Krankenhaus, in irgendeinem Raum, den ich nicht überprüft hatte …
    Moment. Einen Ort gab es noch, an dem ich nachsehen konnte.
    Die rote Metalltür am Fuß der Treppe ächzte und öffnete sich nur widerwillig. Sie führte in einen langen Korridor. Überwachungskameras hingen über dem Eingang und am anderen Ende des Flurs, sie waren offenbar defekt. Sobald ich durch die Tür getreten war, fiel sie quietschend hinter mir ins Schloss. Mit einem lauten Knall stand ich in undurchdringlicher Finsternis.
    Dank meiner neuen Fähigkeiten konnte ich jedoch selbst in dieser Dunkelheit etwas erkennen, und so ging ich sicher ans andere Ende des Ganges, wo die nächste schwere Tür auf mich wartete. Sie bestand aus Edelstahl, war von außen verriegelt und dick genug, um einen heranrasenden Zug aufzuhalten. Es gab weder eine Klinke noch einen Knauf, sondern nur ein völlig verrostetes Drehrad, das in der Mitte der Tür angebracht war.
    Was haben die hier wohl eingesperrt? , fragte ich mich, während ich das Rad nach rechts drehte. Es ließ sich nur schwer bewegen, aber dann öffnete sich die Tür mit einem leisen Zischen.
    Dahinter lag der nächste dunkle, enge Korridor. Doch diesmal waren in den Wänden rechts und links große Fenster eingelassen, durch die man einzelne, voneinander abgetrennte Räume erkennen konnte. Einige der Scheiben waren zertrümmert, aber das Glas war außergewöhnlich dick, sodass viele andere unversehrt geblieben waren. Bei genauerer Betrachtung lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
    Vor den Fenstern hingen senkrechte Eisenstangen, wie bei einem Käfig. Die Türen der einzelnen Räume bestanden ebenfalls aus diesem dicken Metall und waren alle von außen verschlossen. Die weiße Farbe an den Wänden bröckelte bereits, aber dennoch konnte ich an vielen Stellen lange Furchen erkennen, als hätte sich in den Zimmern jemand bis zum Metall unter dem Putz hindurchgekratzt.
    »Was zum Teufel ist das hier?«, flüsterte ich.
    Meine Stimme glitt durch den Raum. In der völligen Stille klang sie unnatürlich laut. Die Dunkelheit schien nach mir zu greifen und mich mit sich reißen zu wollen. Ich roch Blut, Schmerz und Tod, die tief in den Wänden saßen und durch die Ritzen des gesprungenen Bodens nach außen drangen. Aus dem Augenwinkel glaubte ich eine Bewegung zu sehen, Gesichter, die durch die Glasscheiben blickten, es waren geisterhafte Erscheinungen, denn hier war ja nichts.
    Ich bekam eine Gänsehaut. Was auch immer hier geschehen war, welche Geheimnisse sich auch hinter diesen Türen verbergen mochten, ich wollte es ganz sicher nicht herausfinden.
    Auf der Treppe war ein Scheppern zu hören, gefolgt von leisen Schritten, die durch den Korridor kamen.
    Ich zitterte vor Erleichterung. »Kanin«, rief ich und rannte zu der dicken Metalltür. Sie war halb geschlossen, sodass ich sie erst aufschieben musste. »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    Vor mir stand der Vampir mit dem schrecklichen Lächeln.
    »Hallo, Liebes«, flötete er grinsend, während ich zurückwich und mein Schwert zog. Mit geschmeidigen Schritten kam er herein. »Welch eine Überraschung, dass wir uns so wieder begegnen. Da hat mich ein gewisses Vögelchen wohl angelogen.«
    Wachsam hielt ich mein Schwert zwischen mir und dem Vampir und folgte all seinen Bewegungen, mit denen er mich langsam umkreiste. Doch er sah mich gar nicht an, sondern starrte ausdruckslos auf die Wände und durch die Fenster der Nebenräume. »Was machen Sie hier?«, knurrte ich in dem Versuch, meine Angst in den Griff zu bekommen. »Wie haben Sie hergefunden?«
    »Aaaaah …«, hauchte der Vampir. Die Luft zischte durch seine Luftröhre als wäre sie seit Jahren nicht benutzt worden. »Was für eine kluge Frage, kleines Vögelchen.« Er legte eine bleiche Klauenhand gegen die Scheibe und drückte die Wange an das Glas. An seinem Hals klebte altes, getrocknetes Blut, als hätte ihn dort jemand gekratzt. »Wusstest du, dass diese Wände zu dir sprechen können? Wenn du sie darum bittest. Sie verraten dir ihre Geheimnisse, obwohl man sie aus ihnen herausprügeln muss, das schon. Ja, manchmal war das notwendig.« Er richtete sich wieder auf und drehte sich zu mir um, erneut grinsend, mit Augen wie leere, schwarze Löcher. »Wo ist Kanin?«, fragte er mit einer ruhigen,

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