Torchwood 1: Ein anderes Leben (German Edition)
über die Unzulänglichkeiten des Systems jammerten. Sie klagten, dass studierte Schlaumeier sie auf dem Weg nach oben überholten, obwohl sie einen Haftbefehl nicht von ihrem eigenen Hintern unterscheiden konnten.
Sie hatte keine Ahnung, wo der Job bei Torchwood sie hinführte. Viel wichtiger war, dass es ihr total egal war. Sie wusste nur, dass sie es großartig fand. Wann hatte sie das letzte Mal vor Gericht aussagen, einen Drecksack zu seiner Zelle begleiten oder das Geschwätz bei einer Zeugenaussage aufschreiben müssen?
Sie liebte jeden einzelnen Tag. Sie liebte es, mit Owen, Toshiko, Ianto und Jack zu arbeiten. In diesem Augenblick konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen, sie zu verlassen. Konnte sich nicht vorstellen, dass Jack verschwinden könnte. Dass sie ihn verlieren könnte.
Jack warf einen kurzen Blick auf seine Uhr, dann zu Gwen und wieder zurück zur Straße. „Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen oder mich ärgern soll. Solltest du nicht nach unserem Verdächtigen Ausschau halten, anstatt mich anzustarren?“
Gwen richtet ihre Augen beschämt wieder zurück auf die Straße. „Ja.“ Sie suchte nach ihrem Palmtop und rief das Bild auf, das Toshiko ihnen geschickt hatte. Der Bildschirm zeigte ein schlecht ausgeleuchtetes, undeutliches Bild – ein Gesicht mit einem steifen Grinsen, so wie es alle Bilder von Sicherheitskameras zeigten. Guy Wildman, in seinen frühen Vierzigern, mit einem grauen Anzugskragen, der farblich zu seinen Haaren passte. Was hatte ihn dazu gebracht, vier Obdachlose in Cardiff zu ermorden?
Was brachte irgendeinen Menschen dazu, so etwas zu tun?
Sie und Jack beobachteten, wie Fußgänger durch die Straße strömten. Eine alte Dame mit einem gemusterten Kopftuch und Einkaufstüten von Tesco in beiden Händen humpelte vorbei. Ein Nadelstreifenträger zeigte den Städtern den Mittelfinger, die in einen benebelten Jubel verfielen, als er sich zu ihnen gesellte. Eine blaue Kehrmaschine hielt vor dem Café, um einen Abfalleimer zu leeren. Jack war sofort aufgestanden, um einen freien Blick zu haben. Er scheuchte den Fahrer weg und beobachtete die Straße hinter ihm. Er beobachtete eine Frau mit einem quengelnden Vorschulkind auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig. Er beobachtete zwei Teenager, die träge durch das Fenster eines Zeitungskiosks blickten. Ihre Hemdzipfel schauten unter den Schulpullovern hervor, ihre Rucksäcke hingen über ihren Schultern. Er beobachtete, wie eine Blondine mit gebleichten Haaren, einem zu engen Rock und Fick-mich-Schuhen mit einem Einkaufswagen voller Lebensmittel in die entgegengesetzte Richtung stöckelte. Er beobachtete einen gebeugt gehenden Mann, der sich seinen Weg durch die sich verflüchtigenden Massen nach Norden bahnte. Er beobachtete, wie der Mann Blicke nach rechts und links warf. Er beobachtete, wie er seinen Aktenkoffer mit einer Hand umklammerte und seinen Kragen mit der anderen fest zuhielt.
Sein Benehmen zog Jacks Aufmerksamkeit auf sich. Er war nicht besonders groß, vielleicht ein Meter siebzig, eher dicklich als athletisch. Er hatte graue, zerzauste Haare und schien auf einer Mission zu sein. Es war die Art, wie er den beigen Kragen seines Regenmantels umklammerte, als hätte sich das Wetter bereits verschlechtert. Er schien sich durch einen nicht vorhandenen Sturm zu kämpfen. Das war Guy Wildman.
„Das ist unser Mann“, sagte Jack. Er wich der Kehrmaschine aus und manövrierte sich etwa dreißig Meter hinter seinem Ziel auf die Straße. Gwen stopfte ihren Palmtop in die Jackentasche und lief ihm nach. Dabei blieb ihr Ärmel an dem halbleeren Limonadenglas hängen. Es fiel um, rollte über den Tisch und schlug auf dem Pflaster auf. Die Männer am Nebentisch johlten und applaudierten sarkastisch.
Wildman hörte den Lärm, drehte sich um und sah Gwen.
Sie warf Jack einen Blick zu und fluchte über ihre Ungeschicktheit.
Wildman hatte Jack bereits erspäht. Er sah, wie Jacks Hand auf der Suche nach einer Waffe in seinen Mantel glitt. Ein panischer, ungläubiger Blick, und Wildman rannte in eine Seitenstraße.
Jack war sofort hinter ihm her. Fußgänger zerstreuten sich wie ein Schwarm erschrockener Tauben, als er mitten durch die Menge stürzte.
Gwen lief ihm hinterher und stieß halb mit der Frau zusammen, die den Einkaufswagen schob. Sie ignorierte den Strom aus Obszönitäten, den die Frau ihr hinterherschleuderte und widerstand der Versuchung, anzuhalten und ihr eine Ohrfeige zu geben. Sie rannte
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