Torchwood 1: Ein anderes Leben (German Edition)
Blick hineinzuwerfen. Gwen drückte sie zu.
„Es ist gefährlich, auf dieser Baustelle herumzulaufen“, sagte der Arbeiter. „Ich muss das dem Boss sagen.“
Gwen tat seine Einwände ab. „Ich brauche keine Erlaubnis von eurem Boss. Was ich brauche, ist die Gewissheit, dass mir niemand im Weg steht. Ist da noch jemand anders drin? Jemand, der zu seiner Schicht will?“
„Wir sind die Letzten. Alles fertig für heute. Wollten gerade abschließen“, sagte der Jüngere, eifrig bemüht, hilfreich zu klingen.
„Aber die Böden sind noch nicht vollständig gezogen“, protestierte sein älterer Kollege. „Nicht über dem Fünften.“
Gwen lehnte sich zurück und blickte in den Abendhimmel hinauf. Das Gebäude türmte sich über ihr auf wie eine schwindelerregende Klippe aus Gerüsten und grauem Beton. Weit oben ragte ein schmutziger, orangefarbener Kran über dem obersten Stockwerk hervor. Grüne Industrienetze flatterten um den unfertigen Büroblock herum. Ein Schild verkündete, dass der Bauherr Levall-Mellon Development war.
„Der Bauleiter macht Kleinholz aus mir. Mir kann man nachher nicht die Schuld in die Schuhe schieben, wenn ihr euch dort umbringt.“ Der Ton des Bauarbeiters hatte sich vollkommen verändert. Gwen kannte das von Dutzenden anderer Begegnungen, die sie mit ihrem neuen Team erlebt hatte. Die Leute, denen man begegnete, verhielten sich zuerst überlegen und arrogant. Wenn sie dann auf eine anonyme Autorität trafen, waren sie total eingeschüchtert und unterwürfig. Oder sie versuchten, die Verantwortung, um die sie zuerst so einen Wirbel gemacht hatten, auf jemand anders abzuwälzen, so wie dieser Mann es jetzt tat. Wenn es so weit war, wusste man, dass sie keine Probleme mehr machen würden, weil sie ihre Autorität nicht länger verteidigen wollten.
Sie zeigte auf den gelben Helm, der an seiner Hüfte baumelte. „Den werde ich brauchen“, sagte sie. Er zögerte. „Machen Sie schon, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“ Sie öffnete die Tür. „Schließen Sie hinter mir ab.“
Hinter der Sperrholzbarriere war es dunkler als auf der Straße davor. Gwen hielt einen Moment inne, damit sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnen konnten. Sie probierte den Helm auf und merkte, dass der Kopf des Bauarbeiters viel größer war als ihrer. Sie gab den Versuch, ihn anzupassen auf, und hängte ihn auf die Ecke eines rostigen, gelben Containers. Er war bis zur Hälfte mit Trümmern gefüllt, graue Brocken aus kaputten Wänden und spiralförmige Reste von Stahlstreben zur Verstärkung von Baubeton.
Das Ding, das Jack mit dem Fuß durch die Tür befördert hatte, war an der Schräge der Containerwand hängen geblieben. Wie hatte Wildman das nur auswürgen können, wunderte sich Gwen. Es hatte sich entfaltet und sah jetzt aus wie ein rotzfarbener Seestern mit vier Armen. Das Ding zitterte einen Moment lang, bevor es steif wurde und gelbe Galle absonderte, die in den grauen Staub sickerte.
Gwen öffnete ihren Palmtop, drückte eine Kurzwahltaste und rief Toshiko in der Basis an. „Wir haben Wildman den Blackfriar Way hinunter verfolgt. Auf die Baustelle. Wildman hat etwas Vorsprung gewonnen, seit wir ihn entdeckt haben.“
„Interessant“ , antwortete Toshiko. „Er muss sich auf wundersame Weise erholt haben. Wir konnten seine Sekretärin heute nicht erreichen, weil sie ihn nach Hause gefahren hat. Er fühlte sich nicht wohl.“
„Meinst du, das war nur eine Ausrede?“, fragte Gwen. „Ein Vorwand, um sich für ein nachmittägliches Schäferstündchen davonzustehlen?“
„Unwahrscheinlich“ , sagte Toshiko. „Aus dem, was ich bisher herausfinden konnte, schließe ich, dass Wildman so etwas wie ein ewiger Junggeselle ist. Es gibt keinen Hinweis auf eine Freundin. Oder einen Freund. Oder eine enge Beziehung zu einem Haustier.“
„Da bin ich mir nicht sicher.“ Gwen betrachtete den Seestern, den Wildman Jack vor die Füße gewürgt hatte. „Mit dem Kerl stimmt etwas ganz und gar nicht“, sagte sie. „Ich gehe jetzt Jack helfen. Könnt ihr veranlassen, dass die Polizei das gesamte Gebiet absperrt und dann selbst herkommen?“
„Geht klar“ , bestätigte Toshiko.
„Wie geht es Mitch?“
„Mitch?“ , fragte Toshiko.
„Der Polizist an der Fundstelle.“
„Wann hast du angefangen, dich um Polizisten zu sorgen?“
„Ich habe nie damit aufgehört“, sagte Gwen. „Also, geht es ihm gut?“
„Er ist mir nicht aufgefallen“ , gab Toshiko zu. „Wir waren zu
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