Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
die richtige Kammer geführt hatte, weil man sie überhaupt nicht auseinanderhalten konnte. Sie blickte ihn skeptisch an.
„Ich habe ein System“, sagte er beleidigt.
Gemeinsam zogen sie die Kiste vom Regal und stellten sie sachte auf den Boden. Sie wog ungefähr so viel wie ein tragbarer Fernseher. Komisch, dachte sie. Wie man ständig außerirdische Geräte mit gewöhnlichen Gegenständen wie iPods und tragbaren Fernsehern verglich. Als wären es unterschiedliche Beispiele für die gleiche Sache. Aber das waren sie nicht. Das waren sie wirklich nicht.
Die Kiste war mit Klebeband versiegelt. Ianto schob seinen Daumennagel durch die Ritze am Deckel und spaltete es auf.
„Brauchst du mich noch?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Danke, dass du mir geholfen hast, alles zu finden. Ich hätte hier unten sonst wohl tagelang gesucht.“
„Hilfreich ist mein zweiter Vorname.“ Er blickte den Tunnel entlang in die Richtung, in der Toshiko ihn getroffen hatte. „Wenn du hier unten noch etwas brauchst, lass es mich wissen. Ich finde es ja doch schneller als du.“ Damit ging er in Richtung der Basis davon. Er ging schnell und drehte sich nicht um.
Toshiko verbannte Ianto aus ihren Gedanken und griff nach unten, um den Deckel der Kiste hochzuheben.
Anschließend, als die Leidenschaft fürs Erste verflogen war, lag Gwen quer auf Rhys’ Brustkorb. Seine Hand umschloss die Schwere einer ihrer Brüste. Der Schweiß und die Feuchtigkeit ihrer Leiber kühlte auf der Haut ab. Die Stille, die zwischen ihnen herrschte, war die Stille zweier Liebender, die nichts sagen müssen. Nicht die von Liebenden, die sich nichts zu sagen haben. Gwen war zweimal gekommen: Einmal hatte sie sich stumm auf die Lippen gebissen, während Rhys sie mit hartnäckiger Zärtlichkeit berührte. Und dann noch einmal, stöhnend, mit angehobener Hüfte, während Rhys sich tief in ihr bewegte. Rhys war einmal zum Höhepunkt gekommen und hatte aufgeschrien, wie jemand, der gegen eine Ziegelmauer gerannt ist, während ihm der Schweiß über das Gesicht lief und auf Gwens Schulterblätter tropfte. Jetzt lagen sie im gleichen Bett, in dem sie sich schon so viele Male zuvor geliebt hatten und versuchten, das gerade Erlebte in ihre Lebensgeschichte einzuordnen.
„Das war unglaublich“, sagte Rhys. Er atmete immer noch schwer. „
Du
warst unglaublich.“
„Du warst auch nicht gerade schlecht.“
„Erwarte nicht, dass ich mich noch irgendwann in dieser Woche davon erhole. Du hast mich fertiggemacht.“
„Ich könnte noch mal. Lass mir einfach ein paar Minuten Zeit.“
Er schüttelte den Kopf. „Das wird nichts. Mach ohne mich weiter.“
Gwen lachte leise neben ihm, ihre Brust bewegte sich im Rhythmus ihres Lachens. Er fühlte, wie sich etwas in ihm regte. Vielleicht konnte er es noch einmal schaffen. Wenn er erst einmal wieder zu Atem gekommen war. Und gepinkelt hatte.
„Ich muss mal ins Badezimmer“, sagte er. „Ich bin erschöpft. Ausgelaugt. Ich brauche Vitaminpillen. Viele Vitaminpillen. Vielleicht löse ich einfach so viele ich kann in einem Glas Wasser auf und trinke es.“
Gwen kicherte und rollte von ihm herunter. Er drehte sich zur Bettkante und stand auf. Seine Kleider lagen auf dem Fußboden verteilt. Als Antwort auf einen halbgeformten Gedanken, der durch die Erwähnung von Pillen zustande gekommen war, bückte er sich und kramte einen Moment in seiner Tasche. Da, eingewickelt in ein Papiertaschentuch, steckte das Blisterpäckchen, das Doktor Scotus ihm am Nachmittag gegeben hatte. Er schloss seine Finger um die Pillen. Dann sah er an sich hinunter, betrachtete die Rundung seines Bauches und den Abdruck seiner Schenkel auf der Matratze. Gwen liebte ihn immer noch, aber wenn er ihr zeigen wollte, dass er sie auch liebte, musste er etwas Drastisches tun. Er musste dieses Gewicht loswerden.
Während er ins Badezimmer tappte, drückte er die Start-Pille aus der Packung und ließ die Badezimmertür hinter sich zufallen. Die Pille war größer, als er gedacht hatte, war rundlich und gelb marmoriert. Er warf sie in den Mund und schluckte. Die Pille steckte einen Moment lang in seinem Hals, als würde sie wieder herauswollen, doch dann spülte ein Schwall Speichel sie nach unten.
Als er aus dem Badezimmer zurückkam, spürte er die kalte Nachtluft auf seiner nackten Haut. Der Gedanke an die Pille führte ihn weiter zum Thema Scotus-Klinik. Das wiederum brachte ihn auf Lucy, die ihm die Adresse der Klinik gegeben hatte. Sein Gehirn
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