Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
vorgehabt, es irgendwo im Zimmer zu verstecken, oder vielleicht unter dem Tisch, aber das erschien ihr falsch. Es lag offen auf dem Tisch und gab ihr das Gefühl, dass sie Rhys’ Gefühle nicht ohne sein Wissen manipulierte.
Natürlich würde es schwierig werden, Jack die Wachsspuren zu erklären, aber sie hatte ja noch bis Morgen Zeit, um sich eine Ausrede zu überlegen.
Gwen ließ ihre Finger über die blasenartigen Kontrollknöpfe auf dem Band streifen, das rund um das Gerät lief. Gwen hatte genau zugehört, als Toshiko den Apparat vorgeführt hatte. Sie war sicher, dass sie wusste, welche Knöpfe sie in welcher Reihenfolge drücken musste, um eine generelle Verstärkung der Gefühle innerhalb von ein paar Metern im Radius des Geräts zu erzeugen. Sie musste einzig und allein noch an sexy Dinge denken und hoffentlich würde Rhys das aufnehmen. Seine lüsternen Gedanken würden zu ihr zurückgeworfen und mit etwas Glück schafften sie es nicht einmal mehr zum Dessert, was eigentlich schade war, da sie eine Crème brûlée mit Kaffeegeschmack vorbereitet hatte. Nun ja, genau genommen hatte sie eine Crème brûlée mit Kaffeegeschmack im Supermarkt gekauft – das war teuer gewesen. Es gab sie zwar als Zwei-zum-Preis-von-einem-Angebot, aber es war schließlich der Gedanke, der zählte.
Gwen atmete noch einmal tief ein. War das richtig? Tat sie das Richtige? In der kurzen Zeit, die sie bei Torchwood war, hatte sie gesehen, was passierte, wenn Menschen außerirdische Geräte mit nach Hause nahmen und versuchten, sie zu benutzen. Das endete selten gut und Jack nahm sich jeden vor, der es versuchte. Aber es ging um sie und Rhys. Das war ihre Zukunft. Jack konnte das nicht verstehen, er hatte kein Privatleben, soweit Gwen es beurteilen konnte. Aber wenn Gwen Rhys verlor, dann verlor sie damit gleichzeitig ihren Anker in der realen Welt. Trotz aller Risiken, trotz der Gefahr, musste sie es versuchen.
Zwischen ihr und Rhys lief es genaugenommen nicht
schlecht
, aber auch nicht
gut
. Die Dinge waren nicht mehr so, wie sie sich an sie erinnerte. Wie damals, als sie sich zum ersten Mal begegnet und direkt im Bett gelandet waren. Der Sex war nicht mehr von der wilden, schwitzigen Art, die sich so sehr nach tiefer Penetration sehnte, dass sie sich die Klamotten vom Leibe rissen. Es war eher von der Art: „Wir hatten beide eine harte Woche und sollten es wirklich tun, bevor wir beide todmüde sind.“ Das war ein Schritt vor: „Wir lassen es sein, oder?“
Ein furchtbarer Gedanke schoss Gwen durch den Kopf. Alt zu werden bedeutete, dass du bereits zum letzten Mal in deinem Leben Liebe gemacht, es aber noch nicht realisiert hast.
An diesem Punkt, genau in der falschen Stimmung, hörte sie, wie Rhys den Schlüssel ins Schloss steckte.
Einen Moment lang war alles, was Toshiko im orangefarbenen Licht der Tunnel sehen konnte, die bullige, gebeugte Statur eines Weevils. Dann passten sich ihre Augen wieder an die Verhältnisse an und sie sah, dass es Ianto war. Schlicht und einfach Ianto. Er trug einen Anzug und sah aus, als ob er dorthin gehörte, in die Dunkelheit, den Untergrund.
Physik. Licht und Schatten und die elektrische Reaktivität der Zellen in ihren Augen. Das war alles.
Glaub einfach weiter daran
.
„Ianto?“ Ihre Stimme klang schriller, als ihr gefiel. „Was machst du hier unten?“
Er blickte beiläufig zurück in die Dunkelheit hinter ihm und wandte sich dann wieder an Toshiko. „Ich … ordne das Archiv“, sagte er vorsichtig. „Die Aufzeichnungen aus den letzten Jahren sind ziemlich vage. Ich versuche so oft ich kann hier herunterzukommen und Zusammenhänge zwischen den Inhalten der einzelnen Kisten und den Akten oben in der Basis herzustellen. Du wärst überrascht, wie viele Stücke ich entdeckt habe, die wir besitzen und nichts davon wissen. Oder Stücke, die wir glauben zu haben und es nicht tun. Hier gibt es Sachen, die bis ins Jahr 1885 zurückreichen. Ich habe gerade die Kammer überprüft, die wir für die Überreste der Operation Goldenrod reserviert haben. Warst du dabei?“
Sie nickte und erinnerte sich mit einem Schaudern an das pure Chaos während der Operation Goldenrod. Das war, bevor Gwen sich ihnen angeschlossen hatte, als Suzie noch Teil des Teams gewesen war. Toshiko hatte achtundvierzig, vielleicht auch zweiundsiebzig Stunden lang an einem Stück äußerst komplexer außerirdischer Technologie gearbeitet, das sich während sie es bearbeitete ständig neu konfigurierte. Aber an
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