Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)

Ihre Stimme klang ausdruckslos und ihr Blick war auf die Tischdecke gerichtet. „Lucy Sobel und Marianne Till sind beide in der Basis in Gewahrsam. Wir müssen annehmen, dass es da draußen noch mehr Leute mit diesem Problem gibt, was immer das für eins ist.“
    „Owen“, sagte Jack. „Mit was genau haben wir es eigentlich zu tun?“
    „Ich weiß es nicht
genau
. Toshs Computer sind immer noch dabei, die Scans, die wir mit diesem Handgerät zusammengepuzzelt haben, zu verarbeiten. Nach meiner Beobachtung aus nächster Nähe kann ich sagen, dass das hervorstechendste Symptom ein übermäßig großer Hunger ist, der zu einer Psychose und übersteigerter Körperstärke führt. Lucy und Marianne scheinen beide in einem Geisteszustand gefangen zu sein, der sie dazu veranlasst, Menschen anzugreifen und aufzufressen. Dann glättet ihr Bewusstsein diese Details und lässt sie glauben, dass sie halluziniert haben. Ich denke, dass die Krankheit sie beeinflussbar und psychotisch werden lässt. Dagegen sind ihre Blutbilder normal und beide zeigen keine äußeren Anzeichen für eine Krankheit. In den Luftproben konnte ich keine Bakterien oder Viren finden, also glaube ich nicht, dass Ansteckungsgefahr besteht.“
    „Dann ist es also kein Tapanuli-Fieber?“, fragte Jack.
    Owen warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ich habe mir das mit dem Tapanuli-Fieber doch nur ausgedacht. Es existiert nicht. Es ist nicht real.“
    „Sicher? Ich glaube nämlich nicht, dass ich dagegen geimpft bin. An dem Tag habe ich in der Schule gefehlt.“
    „Hör mal, ich wollte sie beruhigen! Ich wollte, dass sie sich nicht aufregt!“
    „Aha“, sagte Jack. „Das hat ja prima geklappt, oder?“
    Der Kellner kam mit ihrer Bestellung und sie unterbrachen das Gespräch, solange er die Teller auf den Tisch stellte. Sie waren mit einem kräftigen englischen Frühstück beladen, inklusive Black Pudding, Rührei, Würstchen, gebratenem Speck und Bohnen.
    „Sollten wir wirklich hier darüber reden?“ fragte Ianto. „Ich meine …“ Er neigte den Kopf in Richtung des Kellners.
    „Mach dir keine Sorgen“, sagte Jack. „Ich habe einen Feldgenerator unter den Tisch gestellt. Ich habe ihn aus der Basis mitgebracht. Niemand außerhalb eines Radius von zwei Metern kann uns hören.“
    Iantos Augen weiteten sich. „Du machst Witze!“
    „Natürlich“, entgegnete Jack. „Der Kellner spricht nur zehn Worte Englisch und drei davon sind Schimpfworte. Er kann wie ein Großer auf Türkisch fluchen. Tatsächlich konnte er in fünfzehn Sprachen fluchen, als ich das letzte Mal gefragt habe. Ich glaube, er war mal Matrose. Andererseits war ich, glaube ich, auch mal Matrose. Es gibt Zeiträume in meinem Leben, an die ich mich nur vage erinnern kann. Das ist wohl einer davon.“ Er wandte sich an Gwen. „Oh, und außerdem hast du gar nicht gesagt, wer die dritte betroffene Person ist.“
    „Es ist Rhys.“ Sie hob ihren Blick nicht von der Tischdecke.
    Über den Tisch senkte sich plötzlich Stille. Niemand schien etwas sagen zu wollen. Irgendwann lehnte sich Toshiko zu Gwen hinüber und legte ihre Hand auf Gwens. „Was immer es auch sein mag“, begann sie, „wir werden es aufhalten. Owen wird eine Heilungsmethode finden und Jack sorgt dafür, dass alles wieder so wird, wie es war.“
    „Und als Zugabe“, murmelte Owen, „sorgen wir für Frieden im Mittleren Osten und eine Resolution für den tschechischamerikanischen Rechtsstreit darüber, wer zuerst Budweiser-Bier gebraut hat.“
    „Solltest du nicht bei ihm sein?“, fragte Toshiko. „Ich meine, wenn es bei ihm so wird wie bei den beiden anderen …?“
    Gwen zuckte zusammen. „Was hätte ich tun sollen? Ihn ans Bett fesseln? Ich wollte bei ihm bleiben, ihn beschützen, aber ich konnte ihm doch keinen Grund dafür nennen. Er hat die Pille erst vor ein oder zwei Tagen genommen, also ist es bei ihm nicht so weit fortgeschritten, wie bei den anderen. Und wenn es eine Heilung gibt, wird sie von uns kommen. Bei ihm zu bleiben würde nur … nur bedeuten, dass ich auf das Unvermeidbare warte. Hier kann ich wenigstens so tun, als würde ich helfen. Also: Wie schreitet diese Krankheit – wenn es denn eine ist – voran? Ich habe jetzt ein Eigeninteresse.“
    Owen zuckte mit den Schultern. „Wenn sie nicht genug zu essen bekommen, fangen sie an, sich selbst aufzufressen.“ Er zuckte zusammen, als er den finsteren Blick auf Gwens Gesicht bemerkte. „Entschuldige, aber es ist wahr. Ich weiß allerdings