Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
nicht, wie lange sie das tun können, bevor sie vor Schmerz oder wegen des Blutverlusts ohnmächtig werden. Vielleicht beide Hände und Unterarme. Das ist nur eine Vermutung. Andererseits scheint diese Sache – was sie auch ist – das Gehirn zu beeinträchtigen. Vielleicht ändert sie sogar die Schmerzempfindlichkeit. Wenn sie sich die Gliedmaßen abbinden, um die Blutungen zu stillen, gäbe es keinen Grund, warum sie sich nicht beide Arme bis zu den Schultern und beide Beine bis zu den Knien abnagen könnten. Wenn sie gelenkig genug sind, vielleicht noch den halben Oberschenkel dazu. Die Lippen wären garantiert auch weg. Sie würden sich wahrscheinlich die Zunge bis zuletzt aufheben, weil sie dort die Blutzufuhr nicht unterbrechen können, und sie an ihrem eigenen Blut ersticken würden.“
Toshiko schob ihren Teller in Richtung Tischmitte. Plötzlich hatte sie keinen Hunger mehr.
Wenn man Gwens Gesichtsausdruck betrachtete, ging es ihr wahrscheinlich auch nicht gut. „Und wenn sie genug zu essen
bekommen
?“
„Das weiß ich nicht.“ Owen spießte ein Stück Brot mit der Gabel auf und biss die Ecke ab. „Es gibt immer die Möglichkeit, dass sie einfach weiterleben. Aber das ist unwahrscheinlich.“
„Warum?“, fragte Jack.
„Weil sie nicht an Gewicht zunehmen.“ Owen benutzte seine Gabel, um ein Stück Black Pudding abzuteilen. „Sie versorgen ihren Körper mit riesigen Mengen von Kalorien, doch die landen irgendwo anders als auf Hüften und Schenkeln. Eigentlich nehmen sie nicht nur kein Gramm zu, sie nehmen sogar ab. Ich schätze, dass Marianne ein paar Pfund weniger hat, seit wir sie festgesetzt haben. Dabei hat sie gegessen, als ob Pizza demnächst verboten würde. Wenn sie so weiter macht, wird sie an Mangelernährung sterben.“ Owen schob sich ein Stück Black Pudding in den Mund. „Sie könnte tatsächlich verhungern“, meinte er kauend.
„Ich muss jetzt einfach fragen“, sagte Jack, der die Überreste auf Owens Teller betrachtete. „Obwohl ich es vermutlich gar nicht wissen will. Was genau ist eigentlich Black Pudding?“
„Das ist eine Wurstart, die aus einer Mischung von Zwiebeln, Schweinefett, Haferflocken und Schweineblut besteht“, erklärte Ianto.
„Okay“, sagte Jack langsam. „Black Pudding wird aus Blut gemacht. Das verstehe ich. Daran ist ja auch nichts verkehrt. Aber kann man auch White Pudding bekommen?“
„Ja“, sagte Owen vorsichtig.
„Was ist das dann? Das Gleiche, nur mit weißen statt mit roten Blutkörperchen?“
„Das ist einfach nur Black Pudding ohne das Blut“, sagte Gwen beruhigend.
„Obwohl früher oft Schafshirn als Bindemittel benutzt wurde“, fügte Ianto hinzu. „Willst du deinen Black Pudding nicht essen?“
„Ich glaube, das lasse ich lieber“, sagte Jack.
Rhys wachte von einem stechenden Schmerz im Leib auf. Es fühlte sich an, als wäre sein Bauch mit Steinen gefüllt. Die rauen Oberflächen scheuerten aneinander und die Membranen seines Magens befanden sich genau dazwischen und schmerzten und bluteten.
Er rollte sich zusammen und versuchte, sich zum Einschlafen zu zwingen, aber das funktionierte nicht. Der Schmerz war zu intensiv.
Schmerz? Das war Hunger. Er verhungerte.
Gwen war schon vor dem Morgengrauen gegangen. Sie hatte ihm eine Tasse Kaffee hingestellt, bevor sie zu ihrem blöden Torchwood-Job aufgebrochen war. Rhys war gerade lange genug unter der Bettdecke hervorgetaucht, um auf der Arbeit anzurufen und eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen. Er hatte gesagt, dass er in einen Unfall verwickelt gewesen war und ein paar Tage nicht kommen würde. Das schien ihm klüger, als die Wahrheit zu sagen. Hoffentlich fiel niemandem auf, dass er und Lucy zur selben Zeit fehlten. Er wollte um jeden Preis vermeiden, dass seine Kollegen von einer Affäre zwischen den beiden ausgingen, oder so etwas.
Irgendwann schlug er dann doch die Decke auf, schlurfte nackt in die Wohnküche und nahm die Kaffeetasse mit. Er und Gwen lebten in der ersten Etage eines umgebauten Hauses, also würde niemand durch das Fenster hineinsehen. Darüber hinaus lag das Haus in Riverside, wenn also jemand durch das Fenster sehen könnte, wäre er viel zu höflich, um es wirklich zu tun.
Er stellte die Tasse in die Mikrowelle und wärmte den Kaffee auf, bis er warm genug zum Trinken war. Während er daran nippte, ging er zum Kühlschrank und nahm eine Packung Margarine heraus, machte den Deckel auf, ging durch das Wohnzimmer und lümmelte
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