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Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Tore der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Nicolai
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blieb stehen und warf einen Blick auf den Koffer. Eine. Million. Euro. Sie würde nie wieder die Chance haben, so viel Geld auch nur anzuschauen, geschweige denn es jemals mit vollen Händen auszugeben.
    Andererseits hatte es nie eine echte Chance gegeben. Beliar hatte sie die ganze Zeit über manipuliert. Um Haaresbreite hätte er sie so weit gebracht, dass sie Yvonne und das Baby aufgab. Aber Lucian hatte vollkommen recht: Man konnte Magie nicht mit Geld aufwiegen. Das Gleiche galt für das Leben ihrer Schwester.
    »Mein letztes Wort in dieser Show«, rief sie in Richtung der Kameras und schaute Beliar fest in die Augen. »Yvonne und ich, wir sind Weiße Hexen. Damit meine ich, wir sind richtige Hexen. Wir wissen, worauf es ankommt. Und wir sind Schwestern. Wir würden alles füreinander tun. Auch wenn … nein … besonders wenn die Dinge mal nicht einfach sind. Und das sind sie nicht. Das sind sie definitiv nicht. Mein letztes Wort? Ich entscheide mich für Yvonne.«
    Es war so still, dass man das Surren der Lampen hörte. Ravenna wartete weder auf Applaus noch auf irgendeine andere Reaktion des Publikums. Sie zwängte sich durch die Umstehenden, bis sie endlich im Schatten stand.
    Unruhe setzte ein. Sie achtete nicht darauf, sondern eilte die Stufen neben den Zuschauerrängen hinauf.
    »Bist du noch bei Trost?«, herrschte sie Oriana an. »Warum bringst du Yvonne nicht zu einem Arzt? Ich dachte, ihr wärt schon längst auf dem Weg in ein Krankenhaus! Willst du etwa zusehen, wie meine Schwester stirbt?«
    Erschrocken zuckte die kleine Satanistin vor ihr zurück. Sie hatte keinen Hexendolch und auch keinen anderen magischen Gegenstand mehr bei sich. Offenbar hatte Beliar unter seinen Fürsten aufgeräumt.
    »Auf dem Dach steht ein Helikopter«, stieß Oriana hervor. Sie deutete auf einen Lift an der Seitenwand des Gebäudes. Ravenna konnte hören, dass sie Angst hatte. »Er wird Yvonne in ein Krankenhaus bringen.«
    »Woher weißt du das?«, fragte sie misstrauisch. »Wo ist Velasco? Er war mit dir auf dem Champ de Mars. Wo steckt er jetzt?«
    Der Großvater des Babys. So leicht würde sie sich nicht hereinlegen lassen.
    »Weiß ich nicht.« Orianas Stimme klang kleinlaut. Ihre Arme zitterten vor Anstrengung. Yvonne hing mit dem ganzen Gewicht auf ihr. »Er hatte noch was zu erledigen. Deshalb schickte er mich hierher. Wenn dem Kind etwas passiert, bringt er mich um. Das hat er gesagt. Und er meint das wörtlich.«
    Aus weit aufgerissenen Augen starrte Oriana sie an. Sie hatte genug von ihrem Abenteuer in Beliars schwarzmagischem Zirkel – das war ihr deutlich anzumerken.
    »Wenn Yvonne etwas passiert, bringe ich dich um«, drohte Ravenna leise. »Also sag mir jetzt die Wahrheit: Schickt Velasco diesen Helikopter? Ich lasse Yvonne nicht einsteigen, bevor ich nicht weiß, wohin das Ding fliegt.«
    Oriana schüttelte den Kopf. »Der Hubschrauber gehört der Klinik«, behauptete sie. »Das Medium bestand darauf, dass er während des Finales bereitsteht. Für Notfälle. Und ich glaube, so ein Fall ist jetzt eingetreten.«
    Mit dem Kopf nickte sie zu Yvonne, die sich mit geschlossenen Augen auf ihre Arme stützte.
    »Sie sagt die Wahrheit. Das kann ich bestätigen.« Das war das Medium. Die Kleine stand unten an der Tribüne und schaute zu ihnen hoch. »Der Helikopter bringt Yvonne in die Klinik. Aber beeilt euch. Lange kann mein Assistent die Reporter nicht mehr abwimmeln.«
    Ravenna schaute zur Treppe. Etliche Journalisten drängten sich dort. Sie riefen Fragen, die den Mordfall im Elsass ebenso betrafen wie das Wiedersehen der Hexenschwestern. Gleichzeitig versuchten sie, den Regieassistenten zur Seite zu drängen. Mit ausgebreiteten Armen hielt der junge Mann die Meute in Schach.
    Ravenna atmete tief ein. »Okay. Also los. Gehen wir.«
    Die Hand, mit der sich ihre Schwester an sie klammerte, war kalt und feucht. Lass es kein Blut sein, flehte Ravenna insgeheim. Bitte mach, dass es kein Blut ist. Sie zuckte zusammen, als plötzlich eine Melodie aus den Lautsprechern dröhnte. Der Abspann lief über die Leuchtwand.
    Rasch blickte sie zu den Hockern, auf denen sie und Beliar gesessen hatten. Der Moderator war verschwunden. Auch der Geldkoffer fehlte.
    Sie versuchte, nicht darüber nachzudenken. Schließlich hatte auch Vadym auf den Hauptgewinn verzichtet – ihr und Cezlav zuliebe. Plötzlich fiel ihr auf, dass niemand klatschte. Unten auf der Straße begannen die Leute zu schreien. Es klang merkwürdig, denn die

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